„Schwantastisch!“ in Thurnau
Vierte Auflage der Kunst- und Kulturwochen
veröffentlicht am 16.06.2014 | Lesezeit: ca. 5 Min.
Der malerische, am Rande der Fränkischen Schweiz gelegene Marktflecken Thurnau – eng mit der Kunst des Töpferns verbunden – lockt seit 2011 Sommer für Sommer mit seinen Kunst- und Kulturwochen Besucher aus nah und fern in sein bezauberndes, geschichtsträchtiges Ambiente. „Schwantastisch!“ nennen sich, nach dem Wappentier, diese beiden Wochen, die heuer vom 11. Juli bis zum 27. Juli stattfinden. Thurnau mit seinem historischen Ortskern und der opulenten Schlossanlage birgt ein beachtliches kreatives Potential, ist es doch Heimat zahlreicher Keramiker, Bildhauer, Maler, Weber und Holzdesigner. Auch Musiker, Schauspieler und Poeten werden Kostproben ihres Könnens geben.
Die Kunst- und Kulturwochen sind in diesem Jahr erstmals von einer Gruppe engagierter Thurnauer Bürger geplant worden. Sie zielen darauf ab, das breite kunsthandwerkliche und künstlerische Spektrum und den kulturellen Reichtum des Töpferstädtchens auszustellen. Selbst Einheimische nutzen „Schwantastisch!“, um Thurnau einmal von innen heraus kennenzulernen, denn auch zahlreiche Bürger öffnen dem Publikum ihre privaten Gärten und Gewölbekeller. Den Begriff Kultur fasst man bewusst weit. So wird – neben der traditionellen Hochkultur um Musik und Malerei – auch die oberfränkische Wirtshauskultur inklusive hausgebrauten Bieres und regionaler Spezialitäten vorgestellt.
In diesem Jahr jährt sich zum 775. Mal die geschichtliche Erwähnung des Marktes Thurnau, ein Grund mehr, dessen reiches Erbe gebührend zu feiern. Am Abend des 11. Juli hält der Thurnauer Volker Illigmann, dessen Passion edlen historischen Stoffen gilt, im Ahnensaal des Schlosses einen Vortrag über die kunstvolle Anfertigung von Stoffrekonstruktionen. Anderntags wird um 15 Uhr in der Keramikwerkstatt Tittmann in Berndorf die Ausstellung „Claus Tittmann – Malerei und Grafik aus Chemnitz“ eröffnet. Bei freiem Eintritt werden Keramiken und Bronzen von Claus Tittmann, Malerei und Grafik von Michael Morgner und Thomas Ranft aus Chemnitz, Schmuck von Susanne Kuschek aus Berlin und Keramikarbeiten von Julia Tittmann gezeigt.
Die offizielle Eröffnungsveranstaltung des Marktes Thurnau findet um 17 Uhr auf dem Unteren Schlosshof statt. Wie im vergangenen Jahr wird auch heuer der bezaubernde Schwan in Spielszenen mit Musik mit von der Partie sein. Weiter mit Musik geht es am 13. Juli, wenn sich das Rua Baden Powell Trio (Gesang, Saxophon, Gitarre) von 18 Uhr an im Kutscherhaus der Meister des Bossa Nova annimmt. Am 18. Juli präsentiert der Verein Natur & Freizeit im Schlosshof zunächst die fränkische Musikgruppe Saitenwynd. Von etwa 21.30 Uhr an wird ein Multimedia-Vortrag von Richard Schmitt und Kurt Schleicher zum Thema „Der Wind besingt das mühsame Land – Schottlands Nordwesten und die Hebriden“ folgen.
Am 19. Juli nimmt der Bamberger Autor und Sprichwörterpapst Rolf-Bernhard Essig seine Zuhörer mit auf eine vergnügliche Lesungs-Fahrt über die wunderbaren Wörterwellen der palindromischen 66 Meere, und zwar in, an und hinter der Töpferei am See. Im Nachttopfmuseum Partenfeld kommt es am 20. Juli zum Museumsfest, einschließlich Vorführungen des Steinbildhauers Peter May und seines in Holz arbeitenden Kollegen Robert Gagel.
Am 23. Juli gestaltet die Berliner Sopranistin Kristin Ebner gemeinsam mit dem Pianisten Sergey Neller ein Programm, das sich der großen Sängerin und Muse Richard Wagners, Wilhelmine Schröder-Devrient, verschrieben hat. Die Zuhörer dürfen sich auf eine spannende Reise durch die italienische und deutsche Opernwelt des 19. Jahrhunderts freuen. Anderntags lädt das Töpfermuseum zu einer Kriminacht im Museumskeller. Sibylle Friz, Siggi Michl und Keike Schwandt werden mit Musik, in Texten und Szenen mehr als lediglich eine Leiche ausgraben. Der Musikverein Thurnau und Gäste von der iberischen Halbinsel laden am 25. Juli zum Schlosskonzert, das dieses Jahr unter dem Motto „Spanischer Abend“ steht.
Auf dem Unteren Schlosshof feiert am 26. Juli „Romeo und Julia“ unter der Leitung und in der Regie von Wolfgang Krebs Premiere. An Shakespeare (1564 bis 1616) – dessen (vermuteter) Geburtstag wie Todestag übrigens auf den zumal in Franken gern gefeierten Tag des Bieres fallen – ist ja 2014 kein Vorbeikommen. Am 27. Juli, dem Kirchweihsonntag, ist das Tourdion-Ensemble aus Landsberg am Lech zu Gast und wird Madrigale von Gesualdo, Orlando die Lasso und des Shakespeare-Zeitgenossen John Dowland zu Gehör bringen. Die mehrstimmigen Gesänge handeln von Liebeslust und Liebesleid und von dem, worum es auch bei Shakespeare häufig geht, „unrequited love“, unerfüllte Liebe, dafür aber umso heftigerer Seh- und Sehnsucht.
„Aufgelesen – Literarische Fundstücke“ ist das Finale der Kunst- und Kulturwochen am 27. Juli überschrieben. Geboten wird ein Spaziergang zu bekannten und weniger bekannten Orten in Thurnau, umrahmt mit Texten aus der Feder von Axel Krueger und Christine Ponnath. Man trifft sich um 17 Uhr am Pavillon am Schlossweiher. Nun lesen Sie wohl!
Foto Copyright: Schwantastisch!