Klassiker

Keine Anbiederung an den Zeitgeschmack

Das Landestheater Coburg eröffnet die Saison seines Musiktheaters mit Mozarts „Cosí fan tutte“

veröffentlicht am 04.10.2021 | Lesezeit: ca. 2 Min. | von Martin Köhl

Szene aus „Cosi fan tutte“

Szene aus „Cosi fan tutte“, Foto © Sylvain Guillot

Endlich ist die vertagte Premiere der Neuinszenierung von Mozarts „Cosí fan tutte“ am Coburger Landestheater auf die Bühne gekommen, zuvor schon als Gastspiel am Stadttheater Fürth. Natürlich noch mit leichten pandemisch bedingten Einschränkungen, aber immerhin. Das Orchester wurde aus Abstandsgründen reduziert: mit der Fassung für kleines Orchester von Caterina Calderoni. Das hört man zwar, aber es ist akzeptabel, zumal wenn so filigran und zugleich feurig musiziert wird wie von den Musikern des Landestheaters.

Regisseur Dominik Wilgenbus hat sich zusammen mit Sandra Münchow eine Bühne ausgedacht, die von verschiebbaren Elementen lebt, die großenteils sinnstiftend wirken. So z.B., wenn angesichts des vorgeblichen Aufbruchs in den Krieg ein Ensemble zusammengestellt wird, das mit Wasser und Wolken eine bevorstehende Seefahrt vorgaukelt. Die Kostümierung ist teils historisierend, teils frei phantasierend und reicht vom zopfigen Stil der Mozartzeit über Petticoats bis zum befremdlich mageren Outfit, in dem sich Don Alfonso am Ende präsentiert sieht.

Die Inszenierung ist zwar um einige Nummern und Rezitativbeiträge gekürzt, aber bietet den Protagonisten genügend Anlass, ihre sängerischen Tugenden auszubreiten. Allen voran natürlich das Quartett der Betrogenen mit Galina Benevich als Fiordiligi, Emily Lorini als Dorabella, Daniel Carison als Guglielmo und William Wallace als Ferrando. Abgesehen von deren großem stimmlichen Können beeindruckte das gestische und mimische Geschick, mit dem alle agierten. Schauspielerisch war das ein Genuss! Die Geschichte selbst wird inszenatorisch gradlinig und ohne Anbiederung an neuere Tendenzen des Zeitgeschmacks erzählt, während Johannes Braun musikalisch souverän obwaltet. Fazit: die Exkursion nach Coburg ist unbedingt lohnend!

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