Jubiläum Collegium Musicum
Schubert, Mozart und Bach zum Sechzigjährigen
veröffentlicht am 23.06.2014 | Lesezeit: ca. 3 Min.
Dass er sich auch auf Brahms und Beethoven, beispielsweise auf die späten Klaviersonaten op. 109 und op. 111, versteht, versteht sich. Beim Jubiläumskonzert am 27. Juni im Kaisersaal der Neuen Residenz zu Bamberg wird Wolf Dieter Neupert aber abermals Bach spielen, das d-Moll-Klavierkonzert. Damit begann vor sechs Dekaden auch die ungebrochen lebendige Geschichte des Collegium Musicum, und der Solist hieß schon am 21. November 1954 Wolf Dieter Neupert. Die Kritik in der Lokalzeitung nannte den Siebzehnjährigen „hochbegabt“ und sprach ihm „überraschende Sicherheit und starkes Stilgefühl“ zu. Neuperts Bach sei der „Mittelpunkt des Abends“ gewesen.
Ergänzt wird das Jubiläumsprogramm, dirigiert von Gunther Pohl, der seit 2012 die musikalische Leitung innehat, um Schuberts Fünfte (feine Flötenstellen, die Pohl in knapp dreieinhalb Jahrzehnten als ehemaliger Solo-Flötist der Bamberger Symphoniker etliche Male spielte und nun vom Dirigentenpult aus lebendig werden lässt) und um Mozarts Sinfonia concertante mit den Solisten Walter Forchert, Violine (auch er Ex-Symphoniker) und dessen Meisterschüler, dem aus der Domstadt gebürtigen Johannes Baumann (Viola). Das Collegium setzt in gewisser Weise die Kaisersaal-Serenaden fort, die in den Siebzigern zu Ende kamen: Sinfonische Literatur in kleiner Besetzung. Hierfür ist der Kaisersaal architektonisch und akustisch bestens geeignet, denn Steinböden und Marmor sorgen für einen üppigen Nachhall.
Zurück zur Historie: Neben Neupert war bei der Taufe 1954 anlässlich der Bamberger Hausmusikwoche Erika Hess dabei, und man glaubt es kaum, aber die distinguierte Dame wird auch 2014 am zweiten Geigenpult sitzen. Mit 91 Lenzen! Wenn man Musik die Kraft eines veritablen Jungbrunnens zusprechen mag, so ist Hess ein eindrückliches Beispiel. Apropos jung: Über zweieinhalb Dutzend frühere Collegianer haben die Musik zu ihrem Beruf erkoren. Bernhard Heinrichs beispielsweise ist Solo-Oboist der Zürcher Oper, Albrecht Mayer gar der Berliner Philharmoniker. Und Edgar Krapp einer der wahrhaft großen Organisten (und Pädagogen) unserer Tage. Den begabten Nachwuchs im Orchesterspiel zu fördern und, gegebenenfalls, in Solokonzerten mit Begleitung zu fordern, ist ein dezidiertes Anliegen des Collegiums.
Pohl, geboren in Oberschlesien und großgeworden in Bonn, ging bereits als Jungstudent an die Musikakademie in Detmold, wo er Flöte und Dirigieren studierte. 1970 war er Preisträger beim ARD-Wettbewerb. Als Dirigent reüssierte er unter anderem in Japan und in Südafrika. Das aktuelle Schubert-Bach-Mozart-Programm hat Pohl in einem Dutzend Proben erarbeitet. Damit wird das Collegium Musicum auch in Lichtenfels (25. Juni) und Wunsiedel (28. Juni) zu Gast sein.
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