Klassiker

Tage alter Musik in Bamberg

Musik für gekrönte Häupter

veröffentlicht am 23.06.2014 | Lesezeit: ca. 4 Min.

In zweijährlichem Rhythmus alternieren in Bamberg die Tage der Neuen Musik mit den Tagen Alter Musik. In diesem Juni steht das von der Musica Canterey verantwortete Festival unter dem Motto „Musik für gekrönte Häupter“. Die Ensembles und Spezialisten für historische Aufführungspraxis, die sich vom 19. Juni an in der Domstadt versammeln werden, sind auch bei der Auflage 2014 wieder von gewohnt hohem Rang. Den Auftakt macht die Weser-Renaissance Bremen im Spiegelsaal der Harmonie mit „Musik für Kaiser Maximilian“.

Das Ensemble hat sich die lebendige und zugleich musikologisch einwandfreie Wiedergabe von Werken aus der Renaissance und dem Barock zum Ziel gesetzt. Kaiser Maximilian I. von Habsburg (1459 bis 1519), den man den „letzten Ritter“ nannte, war ein großer Frauenheld – davon zeugen zweieinhalb Dutzend illegitime Kinder – und auch ein Freund der Künste, zumal der Musik. An seine 1498 gegründete Wiener Hofkapelle holte er die besten Komponisten: den Flamen Heinrich Isaac, den von Isaac ausgebildeten Eidgenossen Ludwig Senfl sowie den Salzburger Paul Hofhaimer.

Sie schufen für Maximilian I. eine breite Palette höfischer Musik, die von der Staatsmotette bis zum lyrischen, zuweilen auch derb-humorvollen Kunstlied reicht. Den Cantus wird Alex Potter singen. Der unter anderem in Oxford und an dem Schweizer Vorzeigeinstitut Schola Cantorum Basiliensis ausgebildete Countertenor hat bereits mit Dirigenten wie Philippe Herreweghe, Thomas Hengelbrock und Frieder Bernius zusammengearbeitet. Das Vokalquartett vervollständigen Bernd Oliver Fröhlich (Tenor altus), Jan van Elsacker (Tenor) und Ulfried Staber (Bass). Unter der Leitung von Manfred Cordes wird die Weser-Renaissance an Zink, Posaunen, Dulzian und Orgelpositiv musizieren.

Ebenfalls im Spiegelsaal der Harmonie heißt es am 20. Juni von 20 Uhr an „Die Königin tanzt“. Aus Frankreich, England und Spanien stammt die Musik des 17. Jahrhunderts, zu welcher die mit Masken und Requisiten spielende Königin unterschiedlichste Facetten ihrer Persönlichkeit offenbart. Dieses an Überraschungen nicht arme Programm erhält seinen Reiz auch durch spontan improvisierte Einlagen in Musik und Tanz. An seltenen Instrumenten wird das Ensemble „La Moresca“ zu hören sein, die Musikerin und Schauspielerin Mareike Greb, die sich (auch wissenschaftlich) intensiv mit den Tänzen und dem Theater des Mittelalters, der Renaissance und der frühen Barockzeit auseinandergesetzt hat, übernimmt die Rolle der tanzenden Königin. Ensemblegründerin Claudia Hoffmann wird an verschiedenen Violinen und der historischen irischen Harfe zu erleben sein, Petra Burmann an Barockgitarre und Theorbe. Ivo Nitschke, der an der Hallenser Musikschule des Saalekreises lehrt, an einer Vielzahl von Perkussionsinstrumenten.

Unter der Leitung von Norbert Köhler werden der Chor der Musica Canterey Bamberg und das 1983 in München gegründete Ensemble L’Arpa Festante – hierzulande eines der traditionsreichsten Orchester für Alte Musik – am 21. Juni um 20 Uhr in der Kirche St. Stephan die Musik zu festlichen Staatsakten in England präsentieren. Unter dem Motto „Krönung und Begräbnis“ werden unter anderem die bekannte „Funeral Music“ für Königin Mary II. von Henry Purcell sowie einige der für die Krönung von George II. von Georg Friedrich Händel geschriebene Hymnen aufgeführt.

Norbert Köhler sang bereits als Abiturient in der Musica Canterey. 1997 hat er von Gerhard Weinzierl die Leitung des Chores übernommen und ist seit drei Jahren künstlerischer Leiter der Musica Canterey. Der kleine Verein vermag mit seinen dichtgedrängten und hochkarätig besetzten Tagen Alter Musik, die sich immer einem bestimmten Thema (einer Region etwa, einem Komponisten, einer Zeit) widmen, im kulturellen Leben Bambergs gewichtige Akzente zu setzen. Sie enden in diesem Jahr am 22. Juni mit einem Gottesdienst im Heinrichsdom. Der Trierer Bachchor unter dem Dirigat von Martin Bambauer wird um 11:30 Uhr die berühmteste der Messen von Giovanni Pierluigi da Palestrina, die „Missa Papae Marcelli“zu Gehör bringen. Sie ist Papst Marcellus II. zugedacht, der im April 1555 nur drei Wochen lang das Amt des Papstes innehatte. Im Anschluss an den Gottesdienst wird Johann Sebastian Bachs Motette „Singet dem Herrn“ erklingen.

Copyright Foto: © Trierer Bachchor

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