Klassiker

Es grünt so grün, wenn Deutschland Weltmeister wird

Musical und Fußball beim Serenadensommer

veröffentlicht am 23.06.2014 | Lesezeit: ca. 4 Min.

Bereits seit über einem Vierteljahrhundert gestalten die Nürnberger Symphoniker Sommer für Sommer im Serenadenhof bei der Kongresshalle am Dutzendteich Freilichtkonzerte mit einem bunt gemischten Programm für beschwingte und unterhaltsame Sommerabende. An dichter Atmosphäre ist das Ambiente kaum zu übertreffen. Der stimmungsvolle Serenadenhof ist teilweise überdacht, und sollte der Wettergott ganz und gar nicht mitspielen wollen, so bleibt immer die Ausweichmöglichkeit in den Musiksaal der nur wenige Schritte entfernten Kongresshalle.

Zum Auftakt am 5. Juni heißt es von 20 Uhr an „Es grünt so grün“. Unter der Leitung von Hans Walter Florin geht es mit dem Konzert-Orchester der Metropolregion, als welches sich die Nürnberger Symphoniker verstehen, an den Broadway. „Hello Dolly“, „My Fair Lady“, „West Side Story“ – wer kennt sie nicht, wer liebte sie nicht, die Klassiker der leichten Unterhaltung aus der Feder von Leonard Bernstein und Konsorten. Im Jahr der Fußballweltmeisterschaft trägt der Serenadensommer selbstverständlich auch dieser Rechnung. Wie das geht?

Nun, die Nürnberger Symphoniker dürfen, unterstützt von der Latin-Jazz-Band Banda do Patio unter Beweis stellen, dass sie sich auch auf so heiße wie flotte lateinamerikanische Rhythmen verstehen. Da kann es nur gut sein, dass sie mit Till Fabian Weser, dem Trompeter der Bamberger Symphoniker, am Abend des 14. Juni einen jazzerfahrenen Dirigenten oder, sagen wir ruhig, Bandleader, zur Verfügung haben. Jazzstandards von Chick Corea, von Dizzy Gillespie und selbstverständlich von der brasilianischen Samba-Legende Antonio Carlos Jobim stellen das Gastgeberland der Fußballweltmeisterschaft musikalisch vor. Man geht von großem Publikumszuspruch aus und hat vorgeplant: Tags drauf wird das Latin-Programm ein zweites Mal gegeben. Auch am 10. Juli wird Brasilien gehuldigt. Osvaldo Ferreira wird Werke von Arturo Márquez, Astor Piazzolla, Leonard Bernstein und Maurice Ravel dirigieren, “Samba, Tango & Bolero”. Im normalen Konzertbetrieb selten zu hören ist das im Mittelpunkt stehende Soloinstrument, die Mundharmonika (Gianluca Littera).

„Deutschland wird Weltmeister“ lautet das selbstbewusste Motto am 18. Juni. Der legendäre Nürnberger Radioreporter Günther Koch und Chefdirigent Alexander Shelley führen vor Augen und, vor allem, Ohren, dass sportliche und musikalische Meister(-leistungen) doch mehr miteinander zu tun haben, als gemeinhin angenommen wird. Koch kommentiert live das Geschehen auf der Bühne, Shelley läuft selbst auf und wird den Anstoß geben. Es werden Preziosen und Schmankerl aus der Feder von Georges Bizet, Giuseppe Verdi, Ludwig van Beethoven, von Josef Strauß (mithin allesamt Komponisten, die in der ersten Liga spielen) und anderen geboten. Solistin an der Violine ist Christina Brabetz. Auch diese Serenade wird anderntags wiederholt. Der Erlös dieser Benefizaktion kommt dann dem Verein „Hilfe für Krebskranke e.V.“ Nürnberg zugute.

Lobenswert ist, dass beim Serenadensommer auch dem Nachwuchs, und das gleich mehrfach, die Chance geboten wird, sein Talent unter Beweis zu stellen. Das Sinfonieorchester der Hochschule für Musik Nürnberg unter dem Dirigenten Guido Johannes Rumstadt ist am 29. Juni zu Gast. Versprochen wird nichts weniger als ein konzertanter Querschnitt durch die wohl bekannteste Oper von Wolfgang Amadeus Mozart, „Die Zauberflöte“. Das Landesjugendjazzorchester kommt am 6. Juli mit einer Mischung aus Swing und Latin Jazz in den Serenadenhof, sein klassisches Pendant, das Bayerische Landesjugendorchester gestaltet das Finale am 8. August. Neben Beethovens „Egmont“-Ouvertüre steht Schostakowitschs Leningrader Symphonie. Außerdem ist erneut ein ungewöhnliches Soloinstrument zu hören. Klaus Burger ist der Solist in seiner Eigenkomposition „ab origine“, einem Konzert für Digeridoo und Orchester. Das klingt mindestens so spannend wie ein WM-Spiel. Also nichts wie hin!

Copyright Fotos: © Musiksommer im Serenadenhof, Andreas Stutz, Lucius A. Hemmer

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