Der Teufel der Metathesis
veröffentlicht am 29.11.2021 | Lesezeit: ca. 2 Min. | von Martin Köhl
Dinge zu verdrehen ist leider sehr menschlich, auch in der Sprache. Tja, die Buchstabenverdreher, im linguistischen Proseminar wurden sie ebenso vornehm wie griechisch als metathesis bezeichnet. Das berühmteste Beispiel aus der deutschen Sprache ist der Brunnen bzw. Bronn und sein poetisch angehauchtes, mittlerweile veraltetes Synonym Born. Geläufig sind auch Wespe/Wepse oder das, was die Römer aus dem griechischen Kraftmeier Herakles gemacht haben, nämlich den Herkules. Was da sonst noch so alles schief gehen kann: sterben statt streben wäre beispielsweise unklug, denn es macht nun einmal einen Unterschied, ob man die Liebe zwischen Kasimir und Karoline streben oder sterben lässt.
Kasualien haben nichts mit Kausalität zu tun
Auch eine einfache Auslassung kann fatal sein: Ein unsterblicher Klassiker dafür ist die Doublette Romanik/Romantik, Kunsthistoriker sollten da aufpassen! Komplizierter wird es, wenn der Klang zwar sehr ähnlich ist, aber noch mehr Buchstabensalat angerichtet wird. Neulich las ich von karikativen Zwecken statt von karitativen und fragte mich, ob da jemand die Karikatur mit der Caritas verwechselt hat. Die Griechen, so hieß es während der Finanzkrise, setzten auf die Amnesie für Steuersünder. Tja, Vergesslichkeit wäre in Steuersachen natürlich praktisch, aber gewünscht war noch viel mehr, nämlich Amnestie. Ganz Vorsichtige vermengen das Zeugnisverweigerungsrecht mit dem Zeugungsverweigerungsrecht. Man kann ja nie wissen… Kapitulieren sollte man nicht mit katapultieren verwechseln, denn das kann tödlich enden. Wenn sich jemand vergeblich abstrampelt, ist das keine Syphilisarbeit, sondern Sisyphusarbeit! Den Maoisten sollte man tunlichst vom Masochisten unterscheiden können, obwohl das durchaus zusammenfallen kann. Gut gefallen haben mir auch die Konniferen, die jemand für Koryphäen hielt.
Soviel einstweilen, Nachschub ist garantiert!