Malerisches Naturtheater
Luisenburg in Festlaune
veröffentlicht am 23.06.2014 | Lesezeit: ca. 5 Min.
Seit genau einem Jahrhundert wird vor der beeindruckenden Felsenkulisse gearbeitet. 2014 feiern die Luisenburg-Festspiele mit einem packenden Programm, das vom Klassiker bis zum Kindertheater reicht und so der ganzen Familie etwas bietet, ihr großes Jubiläum. Das zauberhafte Naturtheater im fränkischen Fichtelgebirge gilt als Deutschlands traditionsreichste Freilichtbühne. Sie wird heuer vom 27. Mai bis zum 24. August bespielt.
1914 wurden die Luisenburg-Festspiele mit „Iphigenie auf Tauris“ eröffnet. In der Jubiläumsspielzeit kommt „Goethes dramatisches Meisterwerk“ (so Marcel Reich-Ranicki“ über das Schauspiel, das auf Euripides zurückgeht) in einer Neuinszenierung zur Aufführung. Premiere ist am 18. Juli um 20.30 Uhr. Goethes Geschichte spielt im verfluchten Geschlecht der Tantaliden. Tantalus versündigte sich bei Jupiter durch Prahlerei und andere Schandtaten. In der Folge wurden er und seine Nachkommen von einem Fluch heimgesucht, wurden zu Mördern an den eigenen Familienmitgliedern. Die „Tantalusqualen“ sind sprichwörtlich geworden. Damit sind Leiden gemeint, die man aussteht, wenn man etwas Ersehntes unmittelbar vor sich sieht und dennoch nicht erreichen kann.
Die von Heimweh geplagte, aus Griechenland geraubte Iphigenie dient der Göttin Diana auf der Insel Tauris als Priesterin. König Thoas, dessen Werben Iphigenie zurückweist, befiehlt daraufhin, zwei Fremde, Orest, Iphigenies unerkannten Bruder und dessen Freund Pylades, der Göttin Diana zu opfern. Goethe schildert sein Idealbild des Menschen, bei dem der Geist, die höhere Kultur (Iphigenie) den Naturmenschen (Thoas) besiegt. Am Ende steht der Triumph des Guten und der Menschlichkeit über das Böse. Lara Jay Körner spielt die Iphigenie, Michael Brandner den König Thoas. Beide sind aus Film und Fernsehen bekannt.
Regie führt der gebürtige Münchner Wolfgang Maria Bauer. Er spielte an so herausragenden Häusern wie dem Staatstheater am Gärtnerplatz, dem Wiener Burgtheater und dem Schauspielhaus Zürich. Seit dem Jahr 2000 widmet sich Bauer selbst verstärkt der Regie. Er war Oberspielleiter in Heidelberg und hat am Deutschen Nationaltheater in Weimar, in Heilbronn und in Leipzig inszeniert. Dem breiten Publikum ist er bekannt durch das Fernsehen. Er hatte Rollen im „Tatort“, bei den „Rosenheim-Cops“, bei „Pfarrer Braun“ und in „Das Traumschiff“.
Neben der klassischen Tragödie kommen auch Familienstück, Musical, Oper, Operette, Konzert und, als Höhepunkt, das Volksstück zu Wort. Intendant Michael Lerchenberg setzt hier Maßstäbe und bringt nach dem „Brandner Kaspar“, nach „Tannöd“ und der „Geierwally“ nun „Glaube und Heimat“ auf die Freilichtbühne. Das Schauspiel des Tirolers Karl Schönherr, uraufgeführt 1910 in Wien, geriet in seinen ersten Jahren zum Kassenschlager und gewinnt heute erneute Aufmerksamkeit. Es ist die Geschichte der Familie des Bauern Christoph Rott, der lieber sein Recht auf Heimat aufgibt als seinem Glauben abzuschwören. Er bekennt sich in der Zeit der Gegenreformation zu Luther. Das Stück um Heimat und Vertreibung ist auch heute noch aktuell. Michael Altmann, der letztes Jahr als Jean Paul begeisterte, wird den alten Bauern spielen.
„Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ nach dem millionenfach verkauften und mit dem Deutschen Jugendbuchpreis ausgezeichneten Kinderbucherfolg von Michael Ende heißt das diesjährige Familienstück. In dieser Geschichte um Freundschaft, Respekt und Toleranz ist Simone Bartzick, die 2013 den Luisenburg-Nachwuchspreis erhielt, in der Rolle des Jim zu erleben, Moritz Katzmair, Nachwuchspreisträger von 2012, ist als Lukas zu sehen. Von einem der berühmtesten Gesangsensembles, von den „Comedian Harmonists“ erzählt das gleichnamige Musical von Gottfried Greiffenhagen und Franz Wittenbrink. Das Publikum darf sich auf Evergreens wie „Mein kleiner grüner Kaktus“ und „Wochenend und Sonnenschein“ freuen. Premiere ist am 27. Juni. Mozarts „Hochzeit des Figaro“ kommt in einem Gastspiel der Landesbühnen Sachsen / Felsenbühne Rathen am 22., 23. und 24. August zur Aufführung. Mit der „Zirkusprinzessin“ von Emmerich Kálmán kommt auch die Gattung der Operette zu Ehren. Es geht, was sonst, um die Liebe und um Verwechslung. Sie spielt teils in einem Wiener Kaffeehaus.
In einer Wiener Gaststätte hat sich Mnozil Brass gegründet. Das Blechbläserensemble hat neue Maßstäbe gesetzt. Es ist wahrlich atemberaubend, was die sieben Österreicher auf Trompeten, Posaunen und auf der Tuba zu leisten vermögen. Sie sind am 15. Juni zu hören, die Prinzen, also eine der erfolgreichsten deutschsprachigen Popbands, am 21. und 22. Juli. „Mörd! – Keine Gnade für Hans Gummerer“, ein groteskes „Kabarett mit schrecklicher Vergangenheit“ von Alex Liegl (Premiere: 25. Juli) macht das Jubiläumsprogramm der Luisenburg-Festspiele komplett. In der Regie von Matthias Kiefersauer spielen unter anderen Katharina Schwägerl, die als Theres im „Brandner Kaspar“ zu sehen war und Ferdinand Schmidt-Modrow. Auch er ist aus dem „Brandner Kaspar“ und als Pumuckl in bester Erinnerung. Michael Lerchenberg hat wieder ein abwechslungsreiches, hochkarätig besetztes Programm auf die Beine gestellt. Auch er feiert heuer Jubiläum, denn seit genau einer Dekade ist er Intendant der Luisenburg-Festspiele.
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