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Quo vadis Coviello?

Die neue Spielzeit des Fränkischen Theatersommer

veröffentlicht am 23.06.2014 | Lesezeit: ca. 5 Min.

Aller Hindernisse und Unwägbarkeiten zum Trotz, der Fränkische Theatersommer, seit 2007 übrigens in den Rang einer „Landesbühne Oberfranken“ erhoben, startet heuer in seine 21. Spielzeit. Mit einem zahlenmäßig nahezu unveränderten Ensemble von 25 – 30 Schauspielern hat Intendant Jan Burdinski, so wie in allen Spielzeiten zuvor, wieder ein Programm auf die Beine stellen können, das seine Besucher sicherlich nicht enttäuschen wird.

Rund um das Auorenduo Goethe (Faust I) und Kleist (Der zerbrochene Krug), denen ja eine schwierige Beziehung zueinander unterstellt wird, gibt es wieder eine würzige Mischung aus Schauspiel und Komödie, feinem Kammerspiel bis hin zu Literatur und Musik. Im Programm des Fränkischen Theatersommer wird einfach jeder fündig. Neu im Programm für 2014 finden sich Musicals wie „Babytalk“ und „Billie Holiday – Der Blues der Lady“ oder auch das feine Kammerspiel „Miriam – Ganz in Schwarz“, allesamt unter der Regie Jan Burdinskis. Insgesamt sind es acht neue Stücke, die treue Freunde des Theatersommers in der neuen Spielzeit entdecken können. Einen besonderen Leckerbissen kann man ab September erleben. In Einer Welt-Uraufführung des Stückes „Was euch gehört“ geht es um die autobiographische Lebensgeschichte des Autors und Chemie-Nobelpreisträgers Roald Hoffmann, der überdies einer der Überlebenden des Holocaust ist.

Von der Alten Synagoge in Altenkunstadt bis zur Marktmühle in Wonsees reichen in 2014 die ca. 80 Spielorte, in denen der Theatersommer von März bis Oktober die kulturhungrige Region mit allerlei (musikalischer) Schauspielkunst versorgt. Zum Teil finden die Vorstellungen an historischen oder zumindest außergewöhnlichen Spielorten, wie z.B. Burg Egloffstein oder Burg Rabeneck oder auch in der Forchheimer Kaiserpfalz, statt oder aber, wo diese Möglichkeiten schlicht fehlen, auf dem bekannten Thespiskarren, die heimliche Leidenschaft des Intendanten.

War man zu den Anfangszeiten eher auf den oberfränkischen Raum konzentriert, so ziehen sich die Auftritte mittlerweile durch ganz Franken, nahezu keine Ecke der zu Bayern gehörenden Region bleibt ausgespart. Creußen, Gnotzheim, Pottenstein und Helmbrechts sind nur einige der neuen Punkte auf der Spiel-Landkarte des Ensembles oder auch das Haus Winterling in Kirchenlamitz, ein alternatives Wohnkonzept für alternde Menschen, die ihren Lebensabend möglichst selbstbestimmt verbringen wollen. Drei Mal wird der Theatersommer unter anderem dort ein Gastspiel geben.

Nun finanziert sich das gigantische Spektakel nicht von selbst. Oder doch? „Die Theatersommer-Kultur lebt von der Leidenschaft vieler Begeisterter“, so zumindest postuliert es die Landesbühne Oberfranken selbst auf der neu gestalteten Internetseite (www.theatersommer.de) auf der, neben allen Informationen zu den Stücken, den Spielorten und dem Ensemble, neuerdings auch direkt Tickets bestellt werden können. Derzeit stehen jedoch einmal mehr dunkle Finanzwolken über dem Hollfelder Himmel. Seit Jahren unterstützt die Stadt den Theatersommer in nicht unerheblichem Umfang dadurch, dass das Theater sein Hauptquartier mietfrei am Hollfelder Marienplatz unterhalten kann. Da die Zuweisung bestimmter staatlicher Mittel für die Gemeinde Hollfeld allerdings an Einsparungsbemühungen der Kommune gebunden sind, trägt man sich mit dem Gedanken den Theatersommer mit jährlich 18.000 Euro an den Mietkosten zu beteiligen. Ein Brocken der sicherlich nicht ohne weiteres zusätzlich gestemmt werden kann, auch wenn der Verein mittlerweile 230 Mitglieder aus ganz Franken hat und es seit 2008 zusätzlich einen Förderverein gibt. Darüber hinaus gehören 4 Landkreise, eine Verwaltungsgemeinschaft, die Sparkassen in Oberfranken etc., neben dem Freistaat selbst, zum erweiterten Förderkreis.

Einen Großteil seiner Kosten kann der Theatersommer bisher über die Einnahmen finanzieren, ein Umstand der nicht nur dem großen Zustrom des begeisterten Publikums, sondern vor allem der Tatkraft und dem besonderen Talent der Ensemble-Mitglieder zu verdanken ist. Denn hier packt jeder mit an und schöpft alle seine Begabungen voll aus. Man ist Regisseur und Bühnenbauer, Schauspieler und Lichttechniker in einer Person. Auch die Musik stammt von den Künstlern (meist) selbst. Sogar Intendant Jan Burdinski steht gleichsam auf und hinter der Bühne. Zu ihm gesellen sich viele andere mehr oder weniger bekannte Gesichter der Theater- und Medienlandschaft. Darunter Schauspieler Stephan Bach, der nunmehr im siebten Jahr dabei ist, Heidi Lohnert, die bereits bei den Bamberger Symphonikern und dem Bamberger Streichquartett zu Gast war und ihren eigenen Hörbuchverlag besitzt, Puppenspieler Thomas Glasmeyer, Musiker, Komponist und Texter Andreas Reising, Schauspieler und Autor Markus Veith.

Neu hinzugekommen sind in 2014 unter anderem Schauspielerin Maria Adriana Albu, Musiker Johannes Neuner, Musicaldarstellerin, Schauspielerin und Sängerin Laura Mann.

Auch in diesem Jahr wartet das Ensemble mit einer reizvollen Mischung aus Kabarett, Komödie und musikalisch-literarischem Theater auf. Und es gibt natürlich wieder ein spezielles Programm für Kinder und Jugendliche. Außerdem werden Theaterworkshops für Lehrer, (Berufs-)Schüler und Auszubildende jeder Altersstufe oder für Jugendgruppen und Vereine angeboten.

Das ganze Programm mit allen Terminen finden Sie auf www.theatersommer.de.

Copyright Fotos: © Fränkischer Theatersommer

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