Die Blaue Nacht in Nürnberg
Phantasie statt Risiko: Sie ist wieder da!
veröffentlicht am 30.03.2022 | Lesezeit: ca. 5 Min. | von Andreas Bär
Zwei Jahre hat es pandemiebedingt gedauert, jetzt ist es endlich wieder soweit: Am 7. Mai wird es wieder eine Blaue Nacht in der Stadt Nürnberg geben.
„Risiko“ tauften die Macher die letztlich abgesagte Blaue Nacht von vor zwei Jahren. War es etwa eine leise Vorahnung? Wenn ja, dann verspricht das diesjährige Motto „Phantasie“ einmal mehr einen spannenden und schönen Tag rund um die Nürnberger Burg. An der großen Kunst- und Kulturnacht beteiligen sich wieder über 70 Einrichtungen, vom Staatstheater bis zum Club. Hauptattraktionen werden dabei wieder die Projektionen an der Kaiserburg und der Rathausfassade sein, ebenso „Die Junge Nacht“ im KulturDREIeck der Lessingstraße.
Am Vorabend, 6. Mai 2022, wird ab 20 Uhr eine Preview der Beiträge des Kunstwettbewerbs gezeigt. Im Anschluss an die Blaue Nacht wird traditionell der Publikumspreises der N-ERGIE für das Lieblingswerk der Besucherinnen und Besucher verliehen.
Nach dem „Risiko“ wartet die „Phantasie“: Drei Monate vor der Blauen Nacht 2022 gab die diesjährige „Burg-Künstlerin“ Sascha Banck, Kulturpreisträgerin ihrer Wohnstadt Fürth und Absolventin der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg, erste Einblicke in das „Paralleluniversum“, das sie für ihre Burg-Projektion erschaffen will. Nach zwei Jahren Zwangspause ist dieser „Streifzug durchs Paralleluniversum“ (so der Titel ihres Bilderbogens) Bestandteil der Blauen Nacht. Und der verspricht Spannung. Banck zeigt Skurriles: zum Beispiel Tiermischwesen wie ein Pferd, das einen Hühnerkopf hat. Als Hintergrund für ihre Animationen verwendet die Künstlerin auch Bilder, die sie bereits gemalt hat. Für die Erarbeitung ihrer Bilderschau tauschte sie sich mit verschiedenen Experten zu den Themen Klarträume, Imaginationstechniken und Künstliche Intelligenz aus, um Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie man seine Phantasie erweitern und nutzen kann. Ob sie die hohe gesetzte Messlatte der letzten Jahre damit übertrifft? Spannung pur.
Die Kulturszene, und damit auch das Projektbüro im Geschäftsbereich Kultur, war dieser Zwangspause mit vielen Sonderprojekten und neuen Konzeptansätzen begegnet. Die Burg-Projektion etwa wurde aus der Blauen Nacht 2021 herausgelöst und in den September verschoben. Dort erlebten etwa 30000 Gäste an fünf Abenden das ironisch-gefärbte Bild-Spektakel des Malers Peter Angermann. Prof. Dr. Julia Lehner, Kulturbürgermeisterin der Stadt Nürnberg, und Andreas Radlmaier, Leiter des Projektbüros hatten nicht nur viel Arbeit, sondern vor allem viele Ambitionen für die Rückkehr zur Blauen Nacht. Einmal mehr im Fokus: Das Artist-in-Residence-Projekt. 2018 wurde die Idee geboren, 2019 in die Tat umgesetzt. Und wie. Die Kunststudentin Yanran Cao mit ihrem Spiegelwürfelkonzept wurde von der Jury ausgewählt, sich zu präsentieren. Auf der Blauen Nacht 2019 begeisterte Cao dann das Publikum mit ihrer multimedialen Installation „the moonlight is beautiful tonight“ und entführte die Betrachtenden in eine Welt aus Bildern, Lichtreflexionen und magisch-mechanischer Kinetik. Drei Jahre später wartet die zweite Runde des von der Firma Hüttinger finanziell unterstützen Projektes. Und das ist ein lohnenswertes. Von Cao war Hüttinger (Konzeptionist, Designer und Hersteller von interaktiven Ausstellungen und Hands-on-Exponaten für Science Center, Museen und Wissenschaftszentren) so überzeugt, dass die Firma die Künstlerin in einer Festanstellung übernommen hat – ein Brückenschlag zwischen Kultur und Wissenschaft, wie er nicht intensiver und gelebter sein könnte.
In diesem Jahr wird der Kunststudent Matthias Deeg sein Projekt „I see another world but I can´t stop“ vorstellen. Eine Jury, bestehend aus Professor Holger Felten, Präsident der Akademie, Andreas Radlmaier sowie Axel Hüttinger, einer der beiden Geschäftsführer der Firma Hüttinger, evaluierten bereits 2019 die eingereichten Entwürfe hinsichtlich der Idee, Kreativität und Realisierbarkeit.
Das Konzept des 29-jährigen Matthias Deeg, der seit 2015 Freie Malerei und Kunsterziehung bei Professor Michael Munding an der Akademie der Bildenden Künste studiert, konnte die Jury damals überzeugen. In seiner Arbeit befasst er sich mit elektromagnetischen Wellen. Ausgehend von seiner Konzeptskizze konnte er nach der Auswahl in der Werkstatt der Firma Hüttinger seine Idee weiter ausarbeiten und mit freiem Zugang zu Material, Fertigungsmöglichkeiten und mit Hilfe des technischen Knowhows der Mitarbeiter einen Prototyp fertigen.
Im Jahr 2000, dem Jahr des 950. Nürnberger Stadtjubiläums, lud die blaue Nacht erstmals ein, Kunst und Kultur in ungewöhnlichem Rahmen und zu ungewohnter Zeit zu erleben. Mit mittlerweile rund 140000 Interessierten aus Nürnberg, der Region, dem gesamten Bundesgebiet und dem Ausland, in zahlreichen Institutionen, Höfen, auf Plätzen und in den Straßen der Nürnberger Altstadt ist die Blaue Nacht Deutschlands größte und vielfältigste Lange Nacht der Kunst und Kultur