Bildung, Bildung, Bildung!
veröffentlicht am 30.03.2022 | Lesezeit: ca. 3 Min. | von Martin Köhl
Ohne Bildung geht gar nichts mehr, so tönt es überall, wenn die Berufsaussichten junger Menschen zur Debatte stehen, zumal auch jene der Zugewanderten. Aber wie hält es die heimische politische Elite eigentlich selbst mit dieser Devise? Versuchen wir einen kleinen Tour d’horizon und schauen auf die drei größten im Bundestag vertretenen Parteien. Auffällig ist die Neigung junger Nachwuchspolitikerinnen und deren männlicher Pendants, ihrem Drang nach möglichst schnellem Aufstieg in der auserkorenen Partei den Drang nach Bildung zu opfern, will heißen, einen auch nur halbwegs hinreichenden Bildungsabschluss zu erwerben oder gar eine Ausbildung zu absolvieren.
Jüngstes Beispiel für diese recht erfolgreiche Strategie ist die frisch gewählte Parteichefin der Grünen, Ricarda Lang. Sie hat zwar ihr Jurastudium abgebrochen (nach 14 Semestern!), dafür aber über die Spezialgebiete Feminismus und Body Positivity den Weg nach ganz oben gefunden. Am anderen Flügel der parlamentarischen Sitzordnung sieht es nicht besser aus. Paul Ziemiak hat gleich zwei Studienversuche abgebrochen, ist also ohne Abschluss und hat es trotzdem zum Generalsekretär der CDU gebracht. Ob da wohl der Kollege Kurz von der ÖVP Ideengeber war, der es ohne Diplom sogar zum Bundeskanzler brachte?
Wie sieht’s bei der SPD aus? Auch der neue Generalsekretär Kevin Kühnert hat bereits früh ganz auf die Parteikarriere gesetzt und daher auf Anstrengungen hinsichtlich der eigenen Weiterbildung verzichtet. Studienbilanz: 2 Semester ImM (für Nichteingeweihte: „Irgendwas mit Medien“) und ein abgebrochenes Politikstudium. Macht aber nix, denn nun ist er in der Partei August Bebels ganz oben angekommen.
Leider müssen wir nochmals auf die Grünen zurückkommen, denn die stellt seit kurzem die Personalie für einen Posten, bei dem es wie bei keinem anderen auf Bildung und Kultur ankommt. Claudia Roth ist jetzt Staatsministerin für Kultur im Bundeskanzleramt, also die exponierteste Repräsentantin des kulturellen Lebens in Deutschland. Ihr Bildungshunger streikte nach zwei Semestern, danach half sie in einer Theatertruppe aus. Um diese curriculare Peinlichkeit zu verdecken, gibt sie neuerdings Theaterdramaturgin als Beruf an – ein ungeschützter Begriff, den jeder verwenden kann. Fragt sich nur, was gestandene Dramaturgen dazu meinen…
Fazit: Bildung lohnt kaum, viel wichtiger ist es, früh Parteimitglied zu werden, omnipräsent in den Gremien und Medien zu sein sowie den richtigen Riecher für angesagte Themen zu haben.