Hohe Prominenzdichte an der Saale
Der „Kissinger Sommer“ wird seinem exzellenten Ruf gerecht
veröffentlicht am 30.05.2022 | Lesezeit: ca. 3 Min. | von Martin Köhl
Das sommerliche Kissinger Musikfestival fußte schon immer auf der Einladung der Künstlerelite Osteuropas, natürlich auch Russlands und der Ukraine. Insofern ist es begrüßenswert, dass kein voreiliger Bann gegen unbotmäßig erscheinende Künstler erhoben wurde. Im Gegenteil: Die vier niedlichen Matrjoschkas, die das Prélude-Konzert des HR-Orchesters am 17. Juni illustrieren, sind eher ein Hinweis darauf, dass man in Bad Kissingen jeglicher Mithaftung der Kultur für die schrecklichen Ereignisse in der Ukraine das Wort nicht reden will. Trotzdem sind russische Namen rarer gesät als sonst, wohl aus logistischen Gründen.
Immerhin kommen die Starpianisten Nikolay Lugansky und Daniil Trifonov an die fränkische Saale und spielen die beiden großen Klavierkonzerte von Johannes Brahms. Auch die Liste der Solisten anderer Instrumentengattungen liest sich wie das Who is Who der internationalen Künstlerelite. Bei den Tastenvirtuosen ist noch zu nennen der britisch geadelte Pianist Sir András Schiff, Martin Helmchen und das Klavierduo Tal & Groethuysen. Außerdem bemühen sich die Laureaten des Kissinger „Klavier-Olymp“ in einem gemeinsamen Rezital um den Beweis ihrer Preiswürdigkeit.
In der streichenden Zunft fällt die Prominenz besonders auf: die Geigerinnen Patricia Kopatschinskaja, Isabelle Faust, Julia Fischer und Janine Jansen sind hoch gehandelte Namen. Die Mezzosopranistin Magdalena Kozená wollen wir im sängerischen Bereich hervorheben, außerdem die LiederWerkstatt und die Sopranistin Lise Davidsen. Prominent sieht es auch bei den Kammermusikensembles aus: das Fauré-Quartett ist traditioneller Gast, ebenso das Szymanowski Quartett.
Unter den eingeladenen Klangkörpern ragen heraus: das WDR-Sinfonieorchester unter der Leitung Adam Fischers, das BR-Symphonieorchester mit Joana Mallwitz am Dirigentenpult, die Bamberger Symphoniker mit Rudolf Buchbinder als Leiter und Solist, das DSO Berlin unter Kent Nagano oder die Tschechische Philharmonie mit dem Dirigenten Petr Popelka.
Es geht natürlich nicht nur klassisch zu beim Kissinger Sommer. Auch ein Jazz-Breakfast und ein Jazz-Lunch als Open-Air haben ihren Platz, Till Brönner kommt mit seinem famosen Flügelhorn-Sound, Matan Porat begleitet einen Stummfilm mit seiner Live-Improvisation, Annette Dasch lädt zum Künstlergespräch unter der Devise „Auf einen Kaffee mit…“, und die Jugend darf sich zum „Symphonic Mob“ einfinden. Den Kehraus des Festivals besorgen am 17. Juli abermals die Bamberger Symphoniker.