Die Hexenprozesse im Bamberger Hochstift
Ein dunkles Kapitel Stadt- und Regionalgeschichte
veröffentlicht am 26.09.2012 | Lesezeit: ca. 4 Min.
Immer wieder stehen Stadt und Kirche in der Kritik sich nicht zu ihrer Geschichte zu bekennen, wenn Hexenverfolgung, Hexenprozesse und Hexenverbrennung thematisiert werden. Inhaltlich keine leichte Kost, daher auch verständlich. Dabei gibt es bei näherem Hinsehen für beide keinen Grund sich um die Debatte zu drücken. Und genau das macht eine Arbeitsgemeinschaft in Bamberg im Oktober auch sehr deutlich.
Zunächst einmal ist die Hexenverfolgung ein europäisches Phänomen und nicht spezifisch in Bamberg anzutreffen, wenn es hier auch einige Besonderheiten geben mag. Verursacht und betrieben wurden die Hexenverfolgungen vom Hochstift Bamberg, dem weltlichen Herrschaftsbereich des Fürstbischofs von Bamberg. Rechtsnachfolger der Verantwortlichen ist folglich weder die Kirche noch die Stadt Bamberg, sondern seit 1802 die jeweiligen bayerischen Staats- bzw. Regierungsoberhäupter (Kurfürst/König/Ministerpräsident). Daher lehnten Bambergs Stadtoberhäupter im März 2012 einen Antrag auf Rehabilitierung ab.
Insgesamt wurden zwischen 1612 und 1631 etwa 1.000 Frauen, Männer und Kinder hingerichtet. Über 400 davon in Zeil am Main, das damals Richtstätte des Hochstifts Bamberg und somit Schauplatz großer Hexenverfolgungen und –verbrennungen gewesen ist. Eine Dokumentation im Originalschauplatz Stadtturm und im angebauten Fronhaus informiert darüber und sensibilisiert die Besucher für dieses schlimme Thema. Die Aufarbeitung zahlreicher Dokumente, wie das Tagebuch des Johann Langhans, der selbst Opfer wurde, sowie von Briefen und Protokollen zu Vernehmungen und Folterungen der betroffenen Menschen zum Dokumentationszentrum Zeiler Hexenturm wurde Ende 2011 fertig gestellt.
Ein pädagogisches Konzept ergänzt das Mahnmal der Erinnerungskultur. Noch bis 04.11.2012 beherbergt das imposante Gebäude Kunstwerke mit dem Ausstellungstitel „Schwarz – Weiß, in der Gegensätze thematisiert werden wie „Gut und Böse“ oder „Himmel und Hölle“. Hauptaufgabe für die Künstler war die Konfrontation durch das Schaffen von unüberbrückbaren Kontrasten. Ein gelungener Spagat von historischer Realität zu zeitgenössischer Kunst.
Eine Stätte zum Thema kann Bamberg gegenwärtig nicht aufweisen, auch wenn das Malefitz-Haus mit einstigem Standort an der Promenade bereits mehrfach zur Diskussion stand. In der heutigen Franz-Ludwig-Str. 7 hat es gestanden. Für Folter und Tod wurde es gebaut. Ein alter Kupferstich verrät noch heute die Details seiner Architektur. Der Wiederaufbau, eine Rekonstruktion oder wie auch immer geartete Erinnerungsarbeit an diese Stätte ist offiziell nicht geplant.
Der Bürgerverein Bamberg Mitte allerdings denkt über ein Kunstwerk zur Veranschaulichung der Hexenverfolgung nach. Zudem wird ein Veranstaltungsreigen im Oktober 2012 eine „vorläufige“ Bilanz zum Thema anbieten, das auch im Rahmen der Forschungsarbeiten zur Stadtgeschichte einen gebührenden Platz bekommen soll.
Führungen mit Überschriften wie „Von Truden und dem Hexenbrenner“, „Feuertod und Hexenhammer“ oder „Irrung, Wirrung, Wahn – Hexenprozesse und Scheiterhaufen“ stehen ebenso auf dem Programm wie Vorträge der Art „Folter und Psyche – eine Annäherung an den Junius-Brief von 1628 aus psychologischer Sicht“, „Die Bamberger Hexenverfolgung in theologiegeschichtlicher Perspektive“ oder „Die Hexenpolitik der Bamberger Fürstbischöfe“.
Lesungen und vor allem die Ausstellung mit dem viel versprechenden Titel „Zeugen eines Massenmordes. Die Hexenprozessakten der Staatsbibliothek Bamberg“ (09.10. bis 24.11.2012) komplettieren den Rundumschlag. Sie zeigt einen wichtigen Teil der Quellen zur Geschichte der Bamberger Hexenprozesse. Darunter die Protokolle der Verhöre – papierene Zeugen einer dunklen Vergangenheit unserer Region.