Szene

Die Nu Band um Joe Fonda kommt

Ohne Saxophon, dafür mit Gitarre

veröffentlicht am 29.11.2022 | Lesezeit: ca. 3 Min.

Die Nu Band kommt nach Bayreuth

Die Nu Band kommt nach Bayreuth, Foto © Karen Tweedy-Holmes

Gut elf Jahre nach ihrem begeisternden Debüt in Bayreuth holt das Jazzforum Bayreuth die Nu Band um Frontmann Joe Fonda am 28. Januar wieder in die Wagnerstadt. Nicht ins Podium im Gerberhaus wie damals, sondern in den Bechersaal. Und mit vielen Neuerungen im Gepäck.

Die Änderungen ergaben sich notgedrungen. Schon 2014 starb Ausnahmetrompeter Roy Campbell, 84-jährig segnete auch der begnadete Saxophonist Mark Whitecage im Jahr 2021 das Zeitliche. Den verstorbenen Freund und Mitmusiker würdigend, kommt die Nu Band jetzt im Rahmen ihrer „Mark Whitecage Memorial Tour“ zurück nach Oberfranken. Die Gründungsmitglieder Joe Fonda und Lou Grassi holten hierfür ganz bewusst keinen neuen Saxophonisten an Bord, sondern einen Gitarristen: Kenneth „Ken“ Wessel, der einst mit Free Jazz-Pionier Ornette Coleman und dessen Band Prime Time tourte. Die Neubesetzung. Ein Zeichen des Respekts für den Menschen und Musiker Whitecage: Ganz klar. Aber auch ein Zeichen der Offenheit für neue musikalische Einflüsse und Wege, wie sie die Band seit jeher gepflegt hat.

Das ist es, was Joe Fonda zeitlebens auszeichnete und es noch immer tut. Im Free Jazz-Genre genießt er als exzellenter Macher und Querdenker Kultstatus. Der Bassist schafft es immer wieder, alte Anzüge in moderne Sphären zu hieven. Seine Basics nie vergessend und doch experimentierfreudig, mitunter spacig und überraschend improvisierend. Wenig überraschend daher auch die Neubesetzung der beiden vakanten Posten in der Band. Wenig überraschend, da völlig überraschend. Für Campbell übernahm einst der gebürtige Schleswiger Thomas Heberer die Position des Trompeters. Ein nicht üblicher Schritt dreier amerikanischer Granden, sich einen deutschen Musiker mit Wurzeln im Modern Creative Jazz ins Boot zu holen. Und doch irgendwie exemplarisch, gilt Heberer doch als ein Virtuose mit großer Bandbreite in den weiterentwickelten Fußspuren des Free Jazz.

Attribute, die sich auch Kenn Wessel auf die Fahnen schreiben darf. Der Gitarrist und Komponist fügt sich nahtlos ein in das spannende Ensemble. So unterschiedlich die vier Charaktere auf den ersten Blick wirken mögen. Sie haben einen Weg gefunden, sich gegenseitig in spannender Art und Weise perfekt zu ergänzen. Zwischen traditionellem Jazz, Blues, Bebop, Gospel und der Moderne pendelnd, sich stetig neu erfindend und doch sich selbst treu bleiben. Und vor allem eines: Ein Quartett voller improvisierter Spielkunst, das Abend für Abend auf den Bühnen weltweit für gespanntes Publikum sorgt. Schließlich ist nie wirklich gewiss, was kommen mag.

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