Das Frankfurter Mainufer, die Hauptschlagader der Finanzmetropole, ist nicht nur Grüngürtel, Freizeitfläche, Sportarena, platanengesäumte Uferpromenade und städtebauliches Bindeglied in vielerlei Hinsicht. Seit der Idee des damaligen Kulturdezernenten Hilmar Hoffmann aus 1978 ist es vor allem gleichermaßen Nucleus und Entwicklungsachse der musealen Landschaft der Stadt. Hoffmanns Leitspruch „Kultur für alle“ wurde unter Oberbürgermeister Walter Wallmann wie ein Transparent über das Mainufer gelegt und insbesondere mit Blick auf die Ausgestaltung der musealen Schauplätze der Stadt weitergedacht. Zwischen 1980 und 1990 wurden die bestehenden Museen ausgebaut, bis heute, unter anderem in umgebauten, ehemaligen Patrizierhäusern neue Einrichtungen etabliert. Zuletzt reihten sich das Deutsche Romantik Museum (2021) und das MOMEM - Museum of Modern Electronic Music (2022) in den Reigen von nunmehr 39 musealen Häusern, der in der Frankfurter Vielfalt und Dichte seines gleichen sucht. Einige Jahre und viel museale Bewegung später, erstmals im Oktober 2007, fassten sich, damals noch 30 Frankfurter Museen, markentechnisch zum starken Verbund „Museumsufer Frankfurt“ zusammen. Heute stehen sie mit dem MQ in Wien und der Museumsinsel Berlin an der Spitze weltweiter Kulturareale. Das Museumsufer hat die museale Kraft Frankfurts deutlich beflügelt und weit über die eigene Region hinaus aufgestellt. Dabei steckte von Beginn an großer Pioniergeist in vielen Teilen der Frankfurter Museenlandschaft. Das erste Jüdische Museum in Deutschland öffnete in Frankfurt, das erste Filmmuseum (1984), das erste Architekturmuseum (1984). Frankfurt übernahm früh Verantwortung für eine Museumslandschaft auf bundesdeutschem Niveau und positioniert sich mit starkem Bekenntnis innerhalb der nationalen und internationalen Museumswelten.
Zeitgenössische Kunst, Alte Meister, Goethe oder seine literarischen Erben, Welt- oder Geldkultur, Karikaturen, Skulpturen, Leder, Design, Naturkunde oder Stadtgeschichte. Der Fächer für museale Entdeckungen ist weit geöffnet und strahlt den Besucher:innen bunt entgegen. Architektonisch eingebettet zwischen einzigartiger Skyline und der neuen Altstadt, dem historisierend wiederhergestellten Altstadtkern, finden auf der musealen Route am südlichen Ufer zwischen Eisernen Steg und Friedensbrücke sowie am nördlichen Ufer und auf der Maininsel an der Alten Brücke alle Kulturinteressierten ihre Interessen wieder. Die Kunstwelt gibt sich im Städel Museum, in der Kunsthalle Schirn (1986), im Liebighaus, im Museum Giersch der Goethe-Universität (2000), im Museum Angewandte Kunst (1985) im Museum für Moderne Kunst (1991) an inzwischen drei Standorten, im Frankfurter Kunstverein (1829), im Fotografie Forum Frankfurt (1984) und im Portikus (1987/2006) die Klinke in die Hand. Kulturgeschichtliches bieten unter anderem das Jüdische Museum (1988), das Historische Museum (1972/2017), das Institut für Stadtgeschichte, das Weltkulturen-Museum, das Archäologische Museum (1937/1989), das Dommuseum oder das Museum für Kommunikation (1990). Spezielle Themen sind beispielsweise im Bibelhaus Erlebnis Museum (2003), im Stoltze-Museum der Frankfurter Sparkasse (1978), im Hindemith Kabinett im Kuhhirtenturm (2010), im Ikonenmuseum Frankfurt (1990), im Caricatura Museum Frankfurt (2008), im Frankfurter Goethe-Haus, im Struwwelpetermuseum und im Jungen Museum zu sehen. Seit einigen Jahren sind auch einige Häuser aus anderen Stadtteilen Frankfurts inkludiert: das Geldmuseum der Deutschen Bundesbank, das Eintracht Frankfurt Museum, das Porzellan Museum Frankfurt, das Senckenberg Naturmuseum. Zusätzlich sind außerhalb Frankfurts das Deutsche Ledermuseum Offenbach, das Haus der Stadtgeschichte Offenbach, das Klingspor Museum Offenbach sowie das Museum Sinclair-Haus Bad Homburg hinzugekommen.
Vom universal angelegten Kunstmuseum bis zur kleinen Spezialsammlung sind alle Größen und Genres vertreten. Hinter jeder Einrichtung stehen mannigfaltige Verbindungen in das soziale Gefüge der Großstadt. Jede Verbindung nach innen korrespondiert mit Kontakten nach außen. So zieht sich ein dichtes museales Netz beinahe fußläufig zentral durch die Stadt, in weite Teile der Gesellschaft hinein sowie deutlich auch an alle Besucher:innen Frankfurts adressiert. Die Frankfurter schätzen ihre museale Bildungslandschaft. Ihre Gäste auch. Mehr als zwei Millionen Besucher jährlich frequentieren die Angebote des Museumsufer Frankfurt und schenken dieser Einrichtung große Aufmerksamkeit und Daseinsberechtigung zugleich, die es für den Kulturbetrieb heute täglich aufs Neue zu beweisen gilt. Dabei ist es längst nicht nur der klassische Museumsbesuch, der ermöglicht wird. Das Vermittlungsprogramm der Häuser rund um das Museumsufer ist quantitativ beachtlich und von inhaltlicher Güte von klassisch bis innovativ:
20er Jahre Tanz, Kino, Vorträge, Foto-Seminare, Book-Club, Moog-Workshops, Sound-Lounge, Deep House Party, Art-Talk und Gesprächskonzert. Das Credo des Lernorts und Erfahrungsraums Museum wird hier ernst genommen und konsequent gelebt. In und jenseits der Ferien gilt das Motto „Fantasie verleiht Flügel“. Besuchermagneten sind darüber hinaus die Nacht der Museen, das Museumsuferfest sowie das umfangreiche Programm zum Internationalen Museumstag. Am letzten Samstag des Monats gibt es jeweils eine kostenlose Tour durch viele Frankfurter Museen. Unter 18 Jahren ist der Eintritt mit dem Kultur- und Freizeitticket frei. Das Zweitagesticket kostet zwischen 12 und 32 € von ermäßigt bis Familie. Die beliebte Jahreskarte ist für 89 € als Einzelkarte oder 150 € als Familienkarte zu haben.
In den Zwischenräumen des Museumsnetzwerkes addiert sich eine stattliche Szene von Galerien und aktiven Kulturinitiativen zum Kulturgeschehen um das Museumsufer. Weniger geheim, denn stadtbekannter Tipp inmitten großer Museen ist beispielsweise der Schweizer Salon, der zwischen klassischen Konzerten und Politprominenz kunstvoll changiert und aktuell als ein Standort für die Interventionen im öffentlichen Raum des Portikus fungiert. Unter dem Titel Assembly sind bis 16. Juli Arbeiten von Thomas Bayrle, James Gregory Atkinson, Ayse Erkmen, Slavs and Tatars und Sung Tieu zu sehen. Sieben Locations wurden ausgewählt, die Interaktionen mit ihnen ist Programm. Im Schweizer Salon hat Atkinson eine Jukebox aus den 1940er Jahren aufgestellt. Eine Hommage an die afrodeutsche Sängerin Marie Nejar (alias Leila Negra), deren Lieder die Schlagermusik im Nachkriegsdeutschland wesentlich veränderten. Aktivierende Erinnerungskultur, die Spaß macht, mit Bedacht platziert.
Weitere Informationen zum Museumsufer und den zugehörigen Einrichtungen finden Sie unter www.museumsufer.de.