Szene

Max Herre

Hallo Welt!

veröffentlicht am 26.09.2012 | Lesezeit: ca. 6 Min.

Anfang der 90er Jahre gehörte er zur Kolchose, einem Zusammenschluß von Stuttgarter Hip Hop-Künstlern. 1997 veröffentlichte Max Herre mit seiner Band Freundeskreis dann das bahnbrechende Debüt „Quadratur Des Kreises“ (mit dem Hit „A-N-N-A“) auf Four Music, dem Label der Fantastischen Vier.

Seitdem ist viel passiert. Freundeskreis und FK Allstars haben weitere Alben veröffentlicht (zuletzt „FK 10“ 2007), Max Herre hat die Sängerin Joy Denalane geheiratet und ist mittlerweile dreifacher Vater. Als Produzent, Labelbetreiber (Nesola) und Solo-Künstler hat er seine Tätigkeitsfelder beständig weiterentwickelt. Ende August veröffentlichte der Wahlberliner mit „Hallo Welt!“ sein drittes Solo-Album, mit dem er im Oktober ausgiebig durch Deutschland tourt. Im Vorfeld seines Auftritts am 28.10.12 in Nürnberg/Hirsch sprach Musikjournalist Frank Keil für Art5drei mit Max Herre über dessen Karriere.

Interview:

2004 hast Du als Solo-Künstler mit „Max Herre“ debütiert, 2009 mit „Ein geschenkter Tag“ Dich sehr auf die Singer-/Songwriter-Schiene verlegt. Mit „Hallo Welt!“ kehrst Du zu Deinen Wurzeln zurück, es dominiert deutschsprachiger HipHop. Und der lebt ja aktuell in erster Linie von der Zusammenarbeit mit zahlreichen bekannten Gästen, oder?
Max Herre:
Ja, ich wollte mit diesem Album zu meinen Wurzeln zurück., aber auch Neues schaffen. Es gab den Wunsch nach Vernetzung und kreativer Freiheit. Dafür habe ich mir ein paar alte und neue Freunde ins Studio eingeladen.
Patrice, Samy Deluxe, Shootings-Star Cro & Clueso, Marteria, um nur einige zu nennen, haben ordentlich Schwung ins Album gebracht. Ebenso wie Philipp Poisel, der „Wolke 7“ zur Hitsingle veredelt hat. Und last but not least Sophie Hunger, die auf „Berlin – Tel Aviv“ brilliert. War es denn sehr schwierig mit allen einen passenden Termin für die Aufnahmen zu finden?
Max Herre:
Es war einfacher als zunächst gedacht und die meisten Songs sind tatsächlich in unserem Studio in Berlin entstanden. Ich hatte zum jeweiligen Song schon ein Gerüst fertig und auch die Vorstellung, wer das Stück letztendlich komplettieren sollte. Cro haben wir in Düsseldorf aufgenommen, Sophie Hunger hat ihren Part in Zürich eingesungen. Nach gut zwei Wochen war dieser Teil erledigt. Das Kahedi-Produktionsteam, also Samon Kawamura, Roberto Di Gioia und ich sind eben schon ein eingespieltes Team.
Musikalisch ist die Essenz aus Soul, Reggae, Folk und Pop die Zutat zum Hip Hop geblieben. Lyrisch geht es da bei den Duettpartnern ja vor allem auch um einen Ideenaustausch. Bei welchem Titel hat das ganz besonders gut geklappt?
Max Herre:
Ja, musikalisch inspirieren mich viele KünstlerInnen, darunter Frank Ocean, J Cole oder ältere Sachen von A Tribe Called Quest. Meine Umwelt, aktuelle Politik, persönliche Erfahrungen, alles fließt in die Lyrics ein. Ich kann und will daher gar keinen der insgesamt 15 Titel hervorheben, da meine Favoriten seit der Fertigstellung des Albums beständig wechseln. Aber „Aufruhr (Freedom Time)“ über die ägyptische Revolution, die meiner Tochter gewidmeten „Vida“ und „So Wundervoll“ und vor allem „Berlin – Tel Aviv“ haben in jeder Hinsicht außergewöhnlichen Tiefgang. Sophie Hunger ist einfach wunderbar, sie hat dem Song mit seinem Hintergrund aus der NS-Zeit etwas Einzigartiges gegeben.
Nachdem das Album Anfang September auf Platz 1 der deutschen Media-Control-Charts stand, ist die Erwartungshaltung an die kommenden Live-Shows im Oktober sicher nicht geringer geworden. Hast Du Dir schon Gedanken um die Umsetzung auf der Bühne gemacht, denn die Gäste fehlen ja dann.
Max Herre:
Wir haben bereits einige Festival-Shows erfolgreich absolviert, auf der Bühne umfaßt das Line Up bis zu 12 MusikerInnen, zu denen auch Afrob und Aloe Blacc gehören. Und im Fall der Hitsingle „Wolke 7“ wird vom Tour-DJ die Stimme Philipps eingespielt werden, das ist ja heute im Business so üblich.
Kommen wir auf das Label Nesola (Esperanto für nicht allein´) zu sprechen. Es wurde 2006 gegründet, und ist eine gemeinsame Unternehmung von Joy Denalane, Götz „GG“ Gottschalk und Dir. Vertriebspartner ist mittlerweile Universal Music. Werden bei Nesola nur Produkte veröffentlicht, an denen Du auch beteiligt bist?
Max Herre:
Nein, zu den KünstlerInnen zählen u.a. Megaloh, Laura López Castro, Samon Kawamura, Freundeskreis und natürlich Joy Denalane und ich selbst. Nesola ist dabei auf vielen Gebieten aktiv und vereint in sich Tonträgerfirma, Musikverlag, Musikproduktion, Musikmanagement und die Verwertung weiterer Rechte wie z.B. im Merchandising Bereich.
Wie ist den momentan der Stand der Dinge in Sachen Freundskreis und Joy Denalane? Ist in dieser Hinsicht jetzt nach Fertigstellung Deines dritten Solo-Albums neue Arbeit für Dich in Sicht?
Max Herre:
Joy schreibt schon an neuen Stücken für ihr viertes Studio-Album, Aufnahmen und V.Ö. sind aber noch nicht terminiert. Was Freundeskreis angeht, besteht die Band ja weiter, aber ohne Zwang zu einem bestimmten Datum konkret neues Material abzuliefern. Don Philippe und DJ Friction haben ebenfalls jede Menge eigene Projekte am Start, langweilig wird denen mit Sicherheit auch ohne mich nicht. Aber wenn der richtige Anlass kommt, dann werden wir sicher wieder aktiv.
Abschließend noch eine Frage zum Status Quo des deutschsprachigen Hip Hop. Der feiert ja gerade mit jungen Künstlern eine Art Wiederauferstehung. Beobachtest Du dies, als quasi einer der wichtigen Vorreiter der Szene, wohlwollend?
Max Herre:
Ich bin immer noch Teil der Bewegung und lasse mich gerne inspirieren. Davon lebt ja z.B. auch meine Arbeit als A&R-Manager für Nesola. Und Künstler wie Cro, Die Orsons oder Casper sind großartig, haben Potential und Zukunft. Als logische Konsequenz folgen sie unserer Generation aus Bands wie Die Fantastischen Vier, Freundeskreis oder Massive Töne.
Informationen:
Weiterführende Links:
www.maxherre.de
www.nesola.de
www.joydenalane.de

Ähnliche Artikel: