Ausstellungen

Stefan Knechtel: „Terra incognita“

Das Staunen über die Welt in einer Ausstellung im Grafikmuseum Stiftung Schreiner

veröffentlicht am 11.12.2023 | Lesezeit: ca. 2 Min. | von Ludwig Märthesheimer

Stefan Knechtel, „Sphären“, 1997, Holzschnitt, 200 x 35 cm, im Grafikmuseum Stiftung Schreiner

Stefan Knechtel, „Sphären“, 1997, Holzschnitt, 200 x 35 cm, im Grafikmuseum Stiftung Schreiner, Foto © Stefan Knechtel

Erst kommt die Zeichnung, dann die Arbeit mit Hammer und Stecheisen am Bildstock und dann der Druck; ein künstlerischer Schaffensprozess wie seit Hunderten von Jahren. Es sei diese sinnliche Erfahrung, die ihn so fasziniere, so der Künstler Stefan Knechtel.

Das Grafikmuseum Stiftung Schreiner zeigt unter der Überschrift „Terra incognita“ einen Querschnitt durch das Werk des in Altenburg (Thüringen) lebenden akademischen Künstlers: Zeichnungen, Radierungen, Holzschnitte und Druckstöcke. Ca. 80 Arbeiten, die im Laufe von über 30 Jahren entstanden sind. Im Mittelpunkt seiner Betrachtung stehen Landschaften. Keine realen Abbildungen, sondern Geschichten von Landschaften, Reflexionen, innere Bilder und Vorstellungen. Darunter auch Kartierungen. So wie seine Darstellung einer Erdkugel. Knechtels „Eigenkugel“ erinnert unwillkürlich an Martin Behaims „Erdapfel“, der als erster Globus überhaupt Mitte des 15. Jahrhunderts entstand. Hier zeigt sich der unverstellte Entdeckergeist des Künstlers. Knechtels Lindenholzkugel mit 75 Zentimetern Durchmesser bildet - anders als die Lehmkugel Behaims - nicht die Erde mit ihren Ozeanen und Kontinenten ab - sie scheint vielmehr der Seelenglobus eines jungen Suchenden zu sein. Ein Ringen um Verstehen, Begreifen und um die eigene Verortung in einer nicht zu fassenden Welt. In der Ausstellung wird die Kugel zur eigenständigen Skulptur. In der Tat ist sie aber zunächst Druckstock und geschwärzt durch die sogenannte „Federfarbe“ Schwarz, die Knechtel für seine Grafik verwendet, weil sie, wie einst mit einer Feder, ein besonders feines Arbeiten erlaubt.

Dass Knechtel auch spielerisch farbenfroh arbeiten kann, zeigt er ebenfalls in Bad Steben. Was allen Arbeiten des 1964 in Dessau geborenen Künstlers gemein ist: Sie laden den Betrachter ein, in Resonanz zu gehen, die Geschichten hinter den Bildern zu entdecken und durch eigene Geschichten zu ergänzen.

Die Ausstellung „Stefan Knechtel: „Terra incognita“ ist noch bis zum 14. Januar 2024 im Grafikmuseum Stiftung Schreiner, Badstraße 30/31, Bad Steben zu sehen. Der Eintritt ist frei. Mehr Infos unter www.grafikmuseum-schreiner.de.

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