Klassiker

Ein Nachbericht: 200 Jahre die Schöne Müllerin

Elke Walter hat das Brentano-Festival in Aschaffenburg begleitet

veröffentlicht am 06.10.2023 | Lesezeit: ca. 3 Min. | von Elke Walter

Brentano-Akademie, die Wanderung: 25 Stunden Schöne Müllerin

Brentano-Akademie, die Wanderung: 25 Stunden Schöne Müllerin, Foto © Elke Walter

Fünfundzwanzig Stunden rund um die „Schöne Müllerin“? Klang in Bezug auf die zweite Brentano-Akademie zunächst befremdend. Der Bezug zu Clemens Brentano offenbarte sich aber schnell, denn der Dichter gehörte als Gast zu der Runde, in der die Texte zur Urmüllerin entstanden waren. Zwar stand Schuberts Liederzyklus, der 200 Jahre feierte, im Mittelpunkt, aber nicht isoliert. Die Vorgeschichte ging bereits im Berlin von 1816 los, als sich ein Kreis junger Leute im Salon der Familie Staegemann, darunter Wilhelm Müller, die Geschwister Luise und Wilhelm Hensel sowie Hedwig von Staegemann, an die ersten Texte machte. Prégardien und der Bariton Johannes Held, spürten mit ihrem Liederspiel „Rose, die Müllerin“, zusammen mit Studierenden der Musikhochschule Stuttgart, den Anfängen der Gedichte Wilhelm Müllers nach.


Ganz unterschiedlich waren die Facetten, unter denen das Festival die „Schöne Müllerin“ betrachtete: literarisch, musikalisch, musikwissenschaftlich, gesellschaftlich, historisch sowie aus heutiger Sicht. Die Freiburger Musikwissenschaftlerin Natasha Loges umriss etwa die historischen Rahmenbedingungen, während Dr. med. Victor E. Kacic die Todessehnsucht des unglücklichen Müllerburschen aufgriff und über Suizid-Prävention sprach. Im parallel angebotenen Workshop näherten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fächer Gesang und Liedbegleitung dem Werk aus künstlerischer Sicht, erarbeiteten dazu ein kleines Konzertprogramm. Das präsentierten sie im Stadttheater und bekamen viel Beifall dafür. Als Gäste überraschte ein Jungstudenten-Quartett der Musikhochschule Würzburg im Anschluss mit einer unerwartet reifen Darbietung von Joachim Raffs Tondichtung für Streichquartett.


Eine kleine Wanderung im Hafenlohrtal rundete das Konzept ab. Die Mitreisenden machten sich mit dem Müllerburschen (Loris Sichrovsky), unter der Leitung Prégardiens, auf den Weg zur historischen Mühle Rothenbuch. Die Gedichte zur „Schönen Müllerin“, musikalisch umrahmt von Claudia Rack und Johannes Oellinger, bekamen so eine ganz eigene Aura.


Dramaturgin Dr. Ulrike Kienzle und Tenor Julian Prégardien als künstlerischer Leiter, hatten, in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt Aschaffenburg, um diese Bereiche ein vielfältiges Programmkonzept gepackt. Sie wählten dazu, neben dem obligatorischen Liederabend mit dem künstlerischen Leiter und der Pianistin Els Biesemans, ganz unterschiedliche Perspektiven, die Werk und Rahmenbedingungen in einen größeren Kontext stellten. In sich stimmig, informativ, unterhaltsam und einander wunderbar ergänzend.

Weitere Informationen zu kulturellen Veranstaltungen in Aschaffenburg sind hier zu finden: www.kulturamt-aschaffenburg.de

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