Eine Eule geht immer!
Franz Rosenklee, seine Leidenschaft für nachtaktive Vögel und soziale Verantwortung
veröffentlicht am 30.09.2014 | Lesezeit: ca. 5 Min.
Überall wird gehämmert, geklopft und geschliffen. Wir befinden uns in Strullendorf, genauer gesagt auf dem Ateliergelände von Franz Rosenklee. Der 1948 in Estenfeld bei Würzburg geborene Bamberger Skulpteur, der mit bürgerlichem Namen Horst Hauck heisst, begann nach der Schule zunächst eine Lehre als Fernmeldetechniker bei der Post, für die er auch noch tätig war, als diese schon längst Telekom hieß. Insgesamt 36 Jahre seines (haupt)beruflichen Wirkens blieb Franz Rosenklee dem Konzern treu. Aber bereits während seiner betrieblichen Zugehörigkeit zu dem Weltkonzern spürte Franz Rosenklee eine immer stärker werdende Leidenschaft zum Thema Stein und dem, was man aus ihm machen kann. 1980 begann er dann ernsthaft als Skulpteur zu arbeiten und besuchte erste Kurse „Gestalten in Stein“ bei dem bekannten Bamberger Bildhauer Reinhard Klesse (†2014), dessen Werke häufig im öffentlichen Raum in Franken zu finden sind, die es aber auch bis in die bundesdeutsche Hauptstadt geschafft haben. Um sein künstlerisches Potential auf eine möglichst breite Basis zu stellen, nahm er darüber hinaus auch noch an Kursen zur „Modernen Malerei“ des ebenfalls in Bamberg wohnenden, preisgekrönten Malers, Erhard Schütze teil.
Als Rosenklee 1989 in Paris bei einem internationalen Wettbewerb mit einer „Eule“ eine Bronzemedaille gewann, war dies für ihn eine Art Initialzündung seine Arbeit mit Stein und Marmor ernster zu nehmen. Es folgte im gleichen Jahr noch ein 1. Preis beim Bamberger Wettbewerb 500 Jahre Post mit der Skulptur „Verlorene Briefe“ und 1998 nochmals ein 1. Preis beim Andechs-Meranier Wettbewerb auf der Giechburg bei Scheßlitz. Die Liste seiner Arbeiten, die sich im öffentlichen Raum und Besitz befinden, ist lang, genau so wie die Liste seiner Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen.
Was aber die wenigsten wissen, und auch deshalb befinden wir uns auf seinem Ateliergelände, seit 1998 stellt sich Franz Rosenklee auch in den Dienst der „Selbsthilfegruppe der Schlaganfallbetroffenen in Stadt und Landkreis Bamberg“ e. V.. Die von Frau Renate Göller 1997 mitgegründete Gruppe suchte Ideen, um die Finanzierung des Rehasports ihrer Gemeinschaft sicherzustellen. Dabei traf sie auf Franz Rosenklee, der die Idee zu einem Bildhauer-Workshop hatte. Unter erschwerten Bedingungen konnte 1998 der 1. Wochenendkurs mit 25 Teilnehmern in einer Knetzgauer Schule durchgeführt werden. Die dabei unter Betreuung durch Franz Rosenklee entstandenen Arbeiten wurden anschließend in einer Ausstellung in der Stadtsparkasse Bamberg gezeigt und alle verkauft. Die Erlöse dienten und dienen bis heute ausschließlich der Finanzierung der Selbsthilfegruppe. Von da an wurde dieser Workshop einmal jährlich durchgeführt, bis Franz Rosenklee im Jahr 2012 erkrankte und dadurch den Workshop nicht mehr betreuen konnte.
Aber ganz aufgeben wollten weder Renate Göller noch Franz Rosenklee diese Idee, auch wenn der Skulpteur einen Wochenendkurs mit so vielen Teilnehmern nicht mehr leiten konnte. Deshalb entschlossen sich die beiden eine „Montagsgruppe“ ins Leben zu rufen, die auf dem Ateliergelände in Strullendorf, unter künstlerischer Anleitung, bildhauerisch tätig ist. Und so bearbeiten nun jeden Montag Schlaganfallbetroffene, deren Angehörigen aber auch Unterstützer und Förderer in Franz Rosenklees Atelier das Material, dem der Bamberger Skulpteur seine große Leidenschaft gewidmet hat. Von den insgesamt 120 Mitgliedern die in der Selbsthilfegruppe organisiert sind, sind es ca. 15 Personen, die ihr künstlerisches Schaffen unter Beweis stellen. Neben der Möglichkeit ihr kreatives Potential anzuzapfen, nehmen die Teilnehmer einen wesentlichen Aspekt mit in ihren Alltag; ein gestiegendes Selbstbewußtsein und dies ist bei den Betroffenen mehr als wichtig. Denn viele von ihnen wurden durch den Schlaganfall in ihrem bis dahin produktiven Leben jäh ausgebremst und erst einmal in einen ungewollten „Ruhezustand“ versetzt. Aus diesem wieder den Weg zurück in ein normales Leben zu finden ist oftmals sehr schwierig. Aber wenn man die Gruppenteilnehmer bei der Arbeit beobachtet, dann merkt man ziemlich schnell, welche positiven Auswirkungen diese Montagsgruppe auf alle Beteiligten hat. Neben der Erfahrung einer wieder gewonnenen Leistungsfähigkeit ist die aktive Teilnahme an der sozialen Gruppe ein wesentlicher Aspekt der Zusammenarbeit. Das gemeinsame Mittagessen und die Kaffeepause bieten Zeit und Raum sich untereinander auszutauschen und festzustellen, dass man mit seiner Situation nicht allein gelassen wird.
Dabei ist der „produktive“ Beitrag den die Gruppe leistet, nicht zu unterschätzen. Wenn im Laufe der Montagsarbeit erkennbar wird, dass eine ausreichende Anzahl an Exponaten kurz vor ihrer Fertigstellung steht, dann kümmern sich Renate Göller und Franz Rosenklee um die Organisation der nächsten Ausstellung. Schließlich sollen die Kunstwerke auch verkauft werden, da mit diesen Erlösen nicht nur das Material für die nächsten Arbeiten bezahlt werden kann. Vielmehr leisten die „Klopfer“, wie sich die Gruppe selber scherzhaft nennt, einen nennenswerten Beitrag zur Finanzierung der gesamten Selbsthilfegruppe. Ein wesentliches Problem im Rahmen der Ausstellungsvorbereitung haben die Organisatoren dabei immer vor Augen, wo sie geeignete Ausstellungsräume finden. Denn nicht jeder der in Frage kommen würde, sprüht vor Bereitschaft, wenn Renate Göller oder Franz Rosenklee wegen einer Exhibition anrufen.
Aktuell gibt es dieses Problem aber nicht. Die nächste Ausstellung der Selbsthilfegruppe wird am 19. Oktober um 11.00 Uhr in der Rehaklinik Bad Staffelstein (könnte es einen besseren Ort geben?) eröffnet. Und selbstverständlich können alle Exponate wieder käuflich erworben werden. Wir konnten uns auf dem Gelände von Franz Rosenklee schon mal einen ersten Überblick über die Ausstellungsstücke verschaffen und wir waren beeindruckt, auch oder insbesondere von der kreativen Qualität der Werke.
Copyright Fotos: 2mcon, Bamberg