Szene

Milow kommt nach Bamberg

Der sympathische Star im Interview

veröffentlicht am 30.09.2014 | Lesezeit: ca. 7 Min.

Milow, der mit bürgerlichem Namen Jonathan Vandenbroeck heisst, wurde 1981 in Belgien geboren. Nach einem eher zähen Beginn seiner musikalischen Karriere ist Milow mit seinen Alben und Singles seit 2009 regelmäßiger Gast in den verschiedenen, europäischen Charts. Nach der Veröffentlichung seines vierten Studioalbums „Silver Linings“ im März diesen Jahres, tourt er nun mit seiner Band durch Europa und gastiert unter anderen am 26. November in der Bamberger „brose arena“. ART. 5|III nutzte die Gelegenheit und führte ein Interview mit dem belgischen Star.

Wann haben Sie sich entschieden, unter dem Künstlernamen Milow und nicht unter Ihrem ursprünglichen Namen Jonathan Vandenbroeck aufzutreten? Gibt es einen tieferen Sinn hinter dem Künstlernamen Milow?

Ich kam zu dem Namen „Milow“ im September 2003, aber es gibt nicht wirklich eine tiefere Bedeutung hinter diesem Namen. Mir gefiel einfach der Klang und als persönliche Note fügte ich noch ein „W“ an. In Belgien ist es üblich, dass Sänger-Songwriter, die auf Englisch singen, sich einen international klingenden Künstlernamen zulegen, statt mit ihren (langen) belgischen Namen aufzutreten. Es ist, weil wir alle insgeheim hoffen, internationalen Erfolg zu haben, und wir, warum auch immer glauben, dass dies mit langen belgischen Namen wie Jonathan Vandenbroeck, der ja mein richtiger Name ist, schwieriger ist.

Wann und wo nahm Ihre musikalische Karriere ihren Anfang und was hat Sie beeinflusst?

Ich fing als kleines Kind an Musik zu machen. Mit neun oder 10 Jahren begann ich mit Akkordeon spielen und mit 12 Jahren sah ich mein erstes Live-Konzert: Pink Floyd auf dem legendären Festivalgelände in Werchter, Belgien (direkt neben der Stadt in der ich aufgewachsen bin). Als ich 15 war, fing ich an elektrische und akustische Gitarre zu spielen, weil ich ein großer Fan von Nirvana & Radiohead war, außerdem schrieb ich meine ersten Songs und mit 17 spielte ich dann in ein paar Bands.
Aber das entscheidende Jahr für mich war 2003. Ich war 21 und ich entschied mich dazu, die Band zu verlassen in der ich damals spielte. Ich warf fast alle Songs, die ich bis dahin geschrieben hatte weg und machte sozusagen einen „Neustart“ als Solokünstler. Das war der Anfang von „Milow“, und die ersten Songs, die ich damals schrieb, waren „You Don‘t Know“ und „One of It“. Ein entscheidender Moment war, als ich die klassischen Songwriter-Alben aus den späten sechziger Jahren, Anfang der siebziger Jahre entdeckte: Bruce Springsteen, Joni Mitchell, Neil Young, Simon & Garfunkel, Jackson Browne, usw. Dies, kombiniert mit einer modernen Studioproduktion, hat mir geholfen, meinen eigenen Sound zu kreieren.

Wie würden Sie Ihre Art von Musik beschreiben, in welches Genre oder in welche Kategorie würden Sie sich bzw. Ihre Musik einordnen?

Akustische Singer-Songwriter-Musik, manchmal Akustische-Pop-Songs, manchmal Storytelling Volkslieder. Ich versuche in meinen Songs und bei meinen Auftritten so rein und ehrlich wie möglich zu sein. Es gibt keine Klangwand hinter der ich mich verstecken möchte. Am wichtigsten sind in jedem Song der Gesang und die Melodie. Immer wenn ich meine Lieder singe, ist es so, als ob ich sie zum ersten mal singen würde. Und wenn ich meine Lieder aufnehme, versuche ich bei einer Regel zu bleiben: „weniger ist mehr“. Es ist nicht wirklich wichtig, wie die Leute meine Musik beschreiben. Ob Sie es akustischen Folk-Pop, Singer-Songwriter-Musik, oder einfach nur Pop nennen, macht nicht wirklich viel aus. Ich versuche, lyrische Erzählung mit klassischem und zeitlosem Songwriting zu vermischen. Wenn ich das Wort „Pop“ benutze um meine Art von Musik zu beschreiben, meine ich damit den „Pop“ wie man ihn von früher kennt, so wie die Popmusik der Beatles, von Crowded House oder Simon & Garfunkel. Alle diese Lieder habe ich mit meiner akustischen Gitarre geschrieben und sie wirken immer noch am besten, wenn man sie alleine mit einer Gitarre oder einem Klavier spielt. Für mich ist das der wichtigste Test den ein neuer Song durchlaufen muss, bevor ich ihn aufnehme und ihn auf einem Album veröffentliche.

Welcher Song war der erste kommerzielle Durchbruch für Sie?

Meinen Durchbruch in Belgien schaffte ich 2007 mit „You Don´t Know“.

Wie würden Sie Ihre musikalische und künstlerische Entwicklung beschreiben, die Sie zwischen dem ersten Album „The Bigger Picture“ und dem aktuellen Album „Silver Linings“ genommen haben?

„The Bigger Picture“ war ein sehr intimes, folklastiges Album und mein Songwriting war noch recht naiv. Auf „Silver Linings“ können Sie meine Entwicklung als Songwriter, Sänger aber auch als Live-Performer quasi hören.

„Silver Linings“ ist Ihr viertes Studioalbum und darüber hinaus haben Sie noch zwei Live-Alben produziert?

Richtig.

Wie lange haben Sie an „Silver Linings“ gearbeitet? Sind Sie für die Musik und die Texte verantwortlich? Gibt es einen besonderen Weg, den Sie mit Ihren Liedern und Aufnahmen folgen?

Ich brauche immer eine Art „Inkubationszeit“ um meine Lieder zu schreiben und sie live auszuprobieren, aber die tatsächliche Aufnahmezeit ist dann in der Regel recht kurz. Für „Silver Linings“ brauchte ich insgesamt 15 Tage, 5 Tage im Juni 2013 und weitere 10 Tage im September 2013.

Sind die Songs Fiktion oder beruhen sie auf persönlichen Erfahrungen?

Alle meine Lieder haben einen persönlichen Hintergrund.

Wo haben Sie „Silver Linings“ aufgenommen? Haben Sie mit einem Produzenten oder einem Team zusammen gearbeitet und, wenn ja, wie wichtig sind diese Menschen für den Erfolg der Aufnahme?

Ich habe das Album mit dem Produzenten Kevin Augunas bei Sound City, die jetzt Fairfax Recordings heissen, aufgenommen.

Sind die Musiker, die man auf den 10 Aufnahmen des Albums hören kann, eine richtige Band und spielen und leben sie mit Ihnen auf der Tour?

Einige der Musiker, die auf meinen Alben zu hören sind, touren auch mit mir und spielen in meiner Band, andere sind speziell für einige Songs engagiert worden.

Haben Sie einen oder zwei Lieblingssongs auf dem Album und warum? Können Sie uns etwas über die Idee, die hinter dem Album steht, verraten?

„Mistaken“, ein Lied über das politische und wirtschaftliche Chaos in Europa in den letzten Jahren, war der eigentliche Beginn von „Silver Linings“ und „My Mother´s House“, eine Geschichte über das Haus, in dem ich aufwuchs, beschreibt eine komplizierte Familiengeschichte.

Von Jahr zu Jahr sind Sie in Europa erfolgreicher, wie entwickeln sich Radio, Fernsehen, Chartlisten und Liveshows außerhalb von Europa? Gibt es den einen Ort an dem Sie wirklich mal spielen wollen?

Kontinentaleuropa ist auf jeden Fall die für mich wichtigste Region, obwohl ich auch zahlreiche Konzerte in Kanada und den USA und auch ein paar in Russland, China, Tunesien und der Türkei gespielt habe. Jedes neue Land oder jede neue Stadt klingt attraktiv für mich. Ich möchte so lange wie möglich touren können und eigentlich ist es egal wo es ist, so lange dort Menschen sind, die gute Live-Musik mögen.

Welche Erwartungen verbinden Sie mit „Silver Linings“ und was können die Menschen von der anstehenden Tour erwarten?

Ich hoffe, „Silver Linings“ wird ein wichtiges Album von mir sein und einen gewissen emotionalen Wert für meine Fans besitzen. Auf der Tour werden eine Menge Songs von „Silver Linings“ zu hören sein, aber auch eine Reihe von alten Songs, von denen einige überarbeitet wurden. Aber am wichtigsten ist, dass die Tour eine Menge Geschichten präsentieren wird und natürlich mich und fünf extrem talentierte Musiker. Wir werden alles geben, um Nacht für Nacht großartige Konzerte zu spielen.

Copyright Foto: © Universal

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