Alex von Schlippenbach Trio
Jazz vom wahrhaft allerfeinsten in Bamberg
veröffentlicht am 13.12.2014 | Lesezeit: ca. 3 Min.
Better late than never. Es sei also auf die Schnelle der Hinweis erlaubt auf ein fulminantes Konzert, auf welches sich am heutigen Samstagabend von 21 Uhr an Besucher des Jazzclubs Bamberg freuen dürfen. Nicht zum ersten Mal ist dort Alex(ander) von Schlippenbach zu Gast, jetzt mit seinem Trio: eine Starbesetzung fürwahr, denn besser geht es – jedenfalls in Sachen Free Jazz – kaum.
Der Pianist, Bandleader und Komponist Alex von Schlippenbach, geboren, wie der über zwei Ecken mit Charlie Chaplin verwandte Jeffferson-Airplane-Schlagzeuger Spencer Dryden und, wichtiger noch, wie Freddie Hubbard (also der mit Coleman und Coltrane, mit Sonny Rollins und Art Blakey zusammenarbeitende Trompeter), am 7. April 1938, zählt fraglos zu den ganz großen Free Jazzern der ersten europäischen Stunde. Schlippenbach begann im Alter von acht Jahren mit dem Klavierspiel. An der Musikhochschule in Köln studierte er bei dem Komponisten der „Soldaten“, des Trompetenkonzerts „Nobody knows the trouble I’ve seen“ und des Requiem für einen jungen Dichter (nach Texten von Lyrikern, die freiwillig in den Tod gingen, darunter Konrad Bayer), das Schlippenbach mehrfach aufgenommen hat, bei Bernd Alois Zimmermann also. Zimmermann tat es, dies nur am Rande, im August 1970 den von ihm vertonten Dichtern gleich.
In den Sechzigern spielte Schlippenbach an der Seite von Gunter Hampel und im Quintett von Manfred Schoof und leitete, von 1966 an, das Globe Unity Orchestra, mithin die erste Big Band, die sich dem Free Jazz widmete. Bereits 1970 formte er das Alex von Schlippenbach Trio. Am Tenor- und Sopransaxophon agiert (aber wie!) Evan Parker, der aus Bristol gebürtige Grandiosmusiker, der sich der Kreis- oder Zirkularatmung bedient, um endlose Phrasen in den Jazzkeller zaubern zu können. Parker hat sein Instrument zu neuen Ufern geführt, und tut es noch immer. Ein Phänomen sondergleichen. Am Schlagzeug sitzt der Aachener Paul Lovens, der inzwischen zeitweilig auch im burgenländischen Nickelsdorf zuhause ist, unmittelbar an der ungarischen Grenze gelegen, wo er immer wieder einmal in der Jazzgalerie zu erleben ist. Lovens ist Autodidakt und hat unter anderem mit Heiner Goebbels und Cecil Taylor Aufnahmen gemacht.
Schlippenbach sind mehrfach Auszeichnungen zuteil geworden, darunter 1976 der Kunstpreis seiner Heimatstadt Berlin sowie der Albert-Mangelsdorff-Preis (auch Deutscher Jazzpreis genannt), dessen erster Träger er 1994 war. Alexander von Schlippenbachs jüngste Silberscheibe ist eine gemeinsam mit der Pianistin Aki Takase (auch sie wurde oft schon im Bamberger Jazzkeller gefeiert) verantwortete Verbeugung vor dem Flötisten, Klarinettisten, Saxophonisten Eric Dolphy: „So long, Eric!“, live eingespielt im vergangenen Juni und herausgekommen beim Zürcher Label Intakt Records. Mit seinem Trio hat Schlippenbach unter anderem „Winterreise“ vorgelegt (2006 bei psi, dem von Evan Parker betriebenen Label) und „Bauhaus Dessau“ (2010, bei Intakt). Im kommenden Jahr wird in Zürich die CD „Features“ erscheinen. Live kann man die drei Großen, die drei Free-Jazz-Größen, bereits am heutigen Sonnabendabend erleben. Karten kosten acht, zwölf oder fünfzehn Euro. Weitere Informationen im Netz unter diesem Link: http://www.jcbamberg.de.
Fotos © Caroline Forbes (Alex von Schlippenbach Trio) und Gianmarco Bresadola (Alex von Schlippenbach; Evan Parker; Paul Lovens)