Klassiker

Martin Stadtfeld – das „bescheidene Riesentalent“

Im Februar gastiert der gefeierte Pianist im Fürther Stadttheater

veröffentlicht am 03.02.2015 | Lesezeit: ca. 5 Min.

Martin Stadtfeld hat sich nach seinem kometenhaften Aufstieg vor über einem Dezennium in jüngerer Zeit eher rar gemacht. Aber es waren wohl Jahre der Reife, denn die Zustimmung zu seiner spezifischen Interpretationsweise hat nicht nachgelassen, mithin auch nicht der verdiente Erfolg auf den Podien. Auf einem fränkischen Podium wird er demnächst zu hören sein: am 25. Februar im wunderschönen Ambiente des Fürther Stadttheaters.

Es sind vor allem die Werke J. S. Bachs, an und mit denen sich Martin Stadtfeld in den zurückliegenden zehn Jahren profiliert hat. Auf diesem Terrain Lorbeeren zu ernten, ist verhältnismäßig schwierig, weil man sich zwangsläufig dem Vergleich mit solch großen Pianisten wie Glenn Gould, Andras Schiff oder Murray Perrahia stellen muss. Gleichwohl ist genau dies dem zurückhaltenden, jeglichem Showgehabe abholden Künstler gelungen, wovon auch zahlreiche Preise und sonstige Auszeichnungen zeugen. Im Jahr 2002 gewann er den ersten Preis beim Bach-Wettbewerb in Leipzig. Sein 2004 bei Sony Classical erschienenes CD-Debüt mit Bachs „Goldberg-Variationen“ gelangte auf Platz eins der deutschen Klassikcharts und wurde oft mit Glenn Goulds legendärer Aufnahme von 1955 verglichen. Es brachte ihm aber auch den mehrfach in der kritischen Berichterstattung geäußerten Vorwurf ein, er ahme Gould geradezu sklavisch nach. Diesem Debüt, das mit dem Echo-Klassik-Preis ausgezeichnet wurde, folgten elf weitere Alben (alle bei Sony) und drei zusätzliche Echo-Klassik-Auszeichnungen. Im Oktober 2013 erschien Martin Stadtfelds Einspielung der ersten drei „Englischen Suiten“ J. S. Bachs.

Konzertauftritte führten ihn in die wichtigsten Musikzentren und zu den großen Orchestern Europas, der Vereinigten Staaten und Japans. Unter den Klangkörpern, mit denen er musizierte, sind u.a. zu nennen die Münchner Philharmoniker, das Leipziger Gewandhausorchester, die Tschechische Philharmonie, die Staatskapelle Dresden und die Academy of St. Martin in the Fields. Überdies ist er regelmäßig zu Gast bei den bedeutendsten Festivals, z.B. bei jenen in Salzburg, in Schleswig Holstein oder in Gstaad.

Martin Stadtfeld hat sich auch pädagogische Ziele gesetzt: Es ist ihm ein wertvolles Anliegen, Kindern und Jugendlichen in den Schulen den Zugang zur klassischen Musik zu ermöglichen bzw. zu erleichtern. So spricht er bei regelmäßigen Schulbesuchen mit den Schülern über seine Arbeit als Pianist, stellt ihnen die Musik vor und fördert dergestalt außerhalb des Konzertlebens auf unmittelbare Weise die Begeisterung für klassische Musik.

Martin Stadtfeld begnügt sich nicht nur mit den originären Klavierwerken Bachs, sondern fertigt auch Transskriptionen von Werken anderer Gattungen (beispielsweise Choralvorspiele) an. Sein Bachspiel wurde in ‚Piano News’ folgendermaßen charakterisiert: „Martin Stadtfeld und Bach gehören (…) zusammen. Bei diesem Komponisten hat Stadtfeld immer etwas ganz Persönliches zu sagen“. Ihm wird „Seelenverwandschaft“ bescheinigt, andernorts „Genialität“ und „hohe Virtuosität“. Die so genannte historisch informierte Spielweise scheine ihm ferner zu liegen, doch gelänge ihm „der schwierige Spreiz zwischen modern-lebendiger Sichtweise und genauem Bach-Spiel“. Seine Stärke, so eine Kritik aus dem Jahre 2009, „ist das sangliche Perlen der Töne. Zart und leise beginnt er die Toccata e-moll Bachs, lässt die flotten Passagen wie am Schnürchen aufblitzen. In der D-Dur-Toccata wechselt Aufbrausen mit leisem Buchstabieren, befreit sich Stadtfeld zu fast tänzerischer Leichtigkeit, die nach dem plastisch gestalteten Dialog der Fugenstimmen mit einem tollen Abspann ins Helle führt. Eine beflügelnde Interpretation“.

Mit der Einspielung und mehrfachen Aufführung von Mendelssohns erstem Klavierkonzert g-moll hat Martin Stadtfeld ein neues Kapitel aufgeschlagen. Diesbezüglich wurde seine Interpretation sowohl als „gradlinig“ wie auch als „vital“ und „glasklar artikulierend“ gekennzeichnet. Im Finale des Solokonzertes würden die Zuhörer „mit waghalsigem Tempo und Gewitztheit bis zum Ende mitgerissen“.

Der Künstler hat sein Repertoire konsequent und sehr umsichtig erweitert und natürlich auch die Klassiker der Klavierliteratur mehr und mehr mit einbezogen, so u.a. Mozart, Schumann und Rachmaninoff. Bei Beethoven bescheinigte man ihm ein „geradezu phänomenales Gespür für expressive Spannung“, und dessen ‚Appassionata’ machte er zu einem „elektrisierenden Hörereignis“. Bei Franz Liszts monumentaler – und gefürchteter – Sonate h-moll gelang ihm eine „überwältigend souveräne und emphatische Wiedergabe, deren rare Dichte und Bravour zu Recht Ovationen auslöste“. Martin Stadtfeld tritt nicht nur mit Symphonieorchestern und bei Solorezitals auf, auch seine Rolle als Kammermusikpartner ist bemerkens- und schätzenswert. Alles in allem gibt es Gründe zuhauf, diesen in nächster Zeit einzigen Auftritt im Fränkischen nicht zu verpassen. Deshalb gilt für den 25. Februar die Devise: auf nach Fürth, es wird sich lohnen!

Martin Stadtfeld, Foto (c) Yvonne Zemke

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