Wolfgang Buck
Liedermacher & Kabarettist mit fränkischem Dialekt
veröffentlicht am 11.01.2013 | Lesezeit: ca. 7 Min.
Der 1958 im Landkreis Fürth geborene Wolfgang Buck ist Liedermacher und Kabarettist, der in fränkischer Mundart vorträgt und im oberfränkischen Erlau lebt. Nach dem Studium der Theologie war er lange Jahre als Pfarrer in Trabelsdorf tätig. Für seine Karriere als Künstler liess sich der verheiratete, zweifache Vater aber beurlauben und ist mittlerweile als Vollzeit-Musiker/Dichter aktiv. Kürzlich erschien seine aktuelle CD-Veröffentlichung „Genau Underm Himml“ auf dem Bamberger Label C.A.B. Records. Aufwendiger Digipack, ein reichhaltiges Booklet, 16 Songs mit fränkischer Thematik. Da wollte ART 5/III natürlich im Gespräch mit ihm einen Blick hinter die Kulissen werfen...
Wann und warum haben Sie den Beruf als Theologe aufgegeben?
Wolfgang Buck:
Das war 1999. Es war keine Entscheidung gegen den Pfarrer, sondern für die Musik. Beides war einfach zeit- und kräftemäßig nicht mehr vereinbar.
Sie sind stark mit Ihrer fränkischen Heimat verbunden, singen auf Mundart. Könnten Sie sich vorstellen, Musik mit hochdeutschen Texten zu machen und hätte diese die gleiche Wirkung wie jetzt?
Wolfgang Buck:
Das habe ich versucht, aber erst als ich meine Songs im Dialekt geschrieben habe, hatten sie die Emotionalität und den Blues, und zwar deshalb, weil Fränkisch die Sprache ist, mit der ich aufgewachsen bin, während ich mir Hochdeutsch angelesen habe. Außerdem ist Fränkisch weicher und lässt sich besser singen als das staccatoartige Hochdeutsch.
Im Laufe Ihrer Karriere haben Sie zahlreiche Auszeichnungen bekommen. Was bedeuten die Auszeichnungen für Sie und welcher Preis ist Ihnen am wertvollsten?
Wolfgang Buck:
Ich habe mich bei all diesen Auszeichnungen sehr geehrt gefühlt, aber es hängt nicht mein Herz an ihnen. Manche Aussagen von Zuhörern meiner CDs und Konzerte bedeuten mir wesentlich mehr. Wenn jemand zum Beispiel sagt: „Dein Song Echdzeid“ begleitet mich seit 10 Jahren in allen Höhen und Tiefen meines Lebens“, dann berührt mich das mehr als jeder Preis.
Wo lässt sich die aktuelle CD „Genau underm Himml“ in der Reihe Ihrer bisherigen Veröffentlichungen/in Ihrer Diskographie einordnen? Welcher Stellenwert kommt dem Album zu?
Wolfgang Buck:
Es ist die zehnte CD, und ich mag es aus Prinzip nicht, die Alben mit besser oder schlechter zu bewerten. Ich finde es ist vielleicht meine am meisten energiegeladene und vitale CD, was einerseits an den Texten liegt, die mir diesmal glaub ich besonders gut gelungen sind, und an der Kompaktheit der Musik der Wolfgang Buck Band.
In welchem Zeitraum ist das Album entstanden. Wo und mit wem wurde aufgenommen? Wie wichtig ist die Band bei den neuen Songs?
Wolfgang Buck:
Ich habe fast alle Songs zwischen Juli 2010 und Oktober 2011 geschrieben. Die Bandproben waren im Herbst 2011. Wir haben die CD Ende 2011 und Anfang 2012 als Band gemeinsam, also nicht im Overdup-Verfahren und auch ohne Klick, im Tonstudio Katzer in Nürnberg eingespielt, sodass wir sehr viel Leben, Dynamik und Live-Feeling erhalten konnten. Toni Hinterholzinger hat die Songs im Sommer 2012 gemischt und im September gemastert. Frühere CDs waren entweder solo oder mit nahezu orchestraler Besetzung. Diesmal wollten wir eine CD ausschließlich mit den sechs Musikern der Wolfgang Buck Band machen und obendrein durfte keiner von uns mehr als eine Spur pro Song einspielen. Das haben wir bis auf ganz wenige Ausnahmen auch durchgehalten. Diese Begrenzung aufs Wesentliche hat der CD unglaublich gut getan. Und die intensive gemeinsame Arbeit hat auch der Band gut getan – Steff Hänisch (dr), Michael Schmidt (b, voc), Rupert Schellenberger (key), Oliver Saar (sax, whistle, voc), Felix Lauschus (trp, voc, harp, perc) und ich natürlich (voc, git).
Auf welchen Themen basiert das neue Album, gibt es eine Art roter Faden, der sich durch das komplette Album zieht? Inwieweit hat die Band Einfluss auf Musik/Texte?
Wolfgang Buck:
Es sind Themen, die viel intensiver als bei früheren CDs mit meinem eigenen Leben zu tun haben. Ich habe – ohne dass ich das bewusst angesteuert habe – einige meiner Lebensthemen und einiges aus meiner Biographie verarbeitet, z.B. Fragen nach dem Umgang mit der Lebenszeit (Des Glügg, Aans nachn annern, Schiggdischiggdi, Di oldn Schlachdn), Beziehungsthemen (Genau underm Himml, Minafeld), Essen (Des vom Schweinebrodn, Dir schmeggds ned), meine überwundene Erkrankung im Jahr 2010 (Su süß und salzich, Danke fier den Rodschlooch). Ich habe das Gefühl, dass ich mich auf dem neuen Album mehr mit meinem eigenen Leben auseinandersetze, in manchen Texten auch agressiver bin, während ich früher mehr politische und realsatirische Themen hatte. Ich komponiere die Songs auf der Gitarre, stelle sie der Band vor und wir erarbeiten dann gemeinsam zu sechst die musikalischen Arrangements. Textlich hat die Band keinen Einfluss.
Wollen Sie Ihre Zuhörer nur unterhalten oder ist Ihre Musik auch so eine Art Infotainment?
Wolfgang Buck:
„Nur“ unterhalten lasse ich nicht gelten, denn das setzt ja voraus, dass Unterhaltung erst mal das Denken und das Bohren dickerer Bretter ausschließt. Ich ziele aber auf ein Publikum, das sich nicht mit oberflächlichen Texten und Mainstream-Musik zufrieden gibt, sondern das sich gerade dann gut unterhalten fühlt, wenn auch die Gehirnzellen ein wenig gefordert werden. Und da gibt es mehr Leute, als die nach der Quote schielenden öffentlich-rechtlichen und noch mehr die privaten Medien für möglich halten.
Musikalisch ist das Spektrum mit Band sehr weit aufgestellt, welche Stile gefallen Ihnen persönlich denn am besten?
Wolfgang Buck:
Neulich hat Steffen Radlmaier, der Kulturredakteur der Nürnberger Nachrichten, geschrieben, dass ich ein überzeugter Eklektiker sei. Damit hat er den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich bediene mich beim Rap genauso wie bei afrikanischer oder südosteuropäischer Musik, bei Jazz wie bei Folk. Ich mag sehr viele Stile, wenn es sich um gute Musik handelt, und empfinde die Einengung vieler Musiker auf nur Blues oder nur Folk oder nur viertaktike amerikanische Popmusik als sinnlose Selbstbeschränkung. Es gibt einfach zu viel sehr gute Musik abseits von Bayern 3 und auch abseits individueller Trampelpfade.
Wie wichtig sind die Live-Auftritte für Sie und ist das aktuelle Programm auf der Bühne die Umsetzung der CD oder eher so eine Art Best Of-Programm von Wolfgang Buck?
Wolfgang Buck:
Songs live zu spielen ist für mich das Größte und Schönste an diesem Beruf. Ich hab nach Monaten im Studio richtig aufgeatmet, wieder vor Leuten zu spielen, die unmittelbar auf die Songs reagieren. Das neue Live-Programm enthält zu drei Vierteln Songs der neuen CD. Ein Best-of-Programm gab es zum Bühnenjubiläum diesen Sommer, aber jetzt sollen die Leute wieder Neues hören.
Was darf man von Ihnen im kommenden Jahr in künstlerischer Hinsicht erwarten und wie sieht Ihre grobe Planung für 2013 aus?
Wolfgang Buck:
Ich habe mich in den letzten drei Jahren viel mit dem Thema „Planen“ und „Ziele“ befasst und habe dabei festgestellt, dass es viel wichtiger und schöner ist, im Hier und Jetzt zu leben und das Glück des Augenblicks zu empfinden. Ich möchte einfach Jahr für Jahr Musik machen, vor Leuten spielen und die Schönheit des Momentes genießen.