Metropolitan

Die lange Nacht der Poesie – Vorhang auf!

Musiker, Poeten, Kabarettisten u.a. bevölkern die Stadthalle Gunzenhausen

veröffentlicht am 03.02.2015 | Lesezeit: ca. 5 Min.

Was haben die Gruppe Liederjan, Peter Mim, Winfried Bornemann, Carsten Langer, Black, Friedhard Faltin, Manfred Hausin (Gründer der Compagnie Poesie) gemeinsam? Sie und weitere Künstler bilden das 2015er Line-Up der Gunzenheimer Langen Nacht der Poesie. Zum ersten Mal gastiert die Compagnie Poesie mit ihrem Konzept in der Gunzenhausener Stadthalle und man darf gespannt sein, was am 20. März diesen Jahres geboten wird. Denn der Titel der Veranstaltung ist, zumindest anfänglich, ein wenig irreführend. Denn nicht sofort erschließt sich dem Besucher, was es denn mit der „Poesie“ auf sich hat, wenn Artisten, Musiker oder auch Kabarettisten auf der Bühne stehen um ihr Programm zu präsentieren. Da kommen einem nicht sofort Begriffe wie Drama, Epos oder ähnliches in den Sinn. Wenn man dann aber nach dem 4-stündigen Kleinkunstfeuerwerk erstaunt feststellt, dass gerade aus der scheinbar losen Abfolge der Auftritte, die aber in Wahrheit gut komponiert und abgestimmt sind, etwas völlig Neues entstanden ist, dann ist man wieder bei der „Poesie“ und zwar im reinsten Sinne des Wortes. Denn korrekt übersetzt bedeutet das griechische Wort „poiesis“ nichts anderes als „Erschaffung“. Es entsteht ein einmaliges und zugleich flüchtiges Gesamtkunstwerk, das mehr ist als die Summe seiner Einzelteile. Jede „Lange Nacht der Poesie“ ist anders, ist ein Unikat, schafft für den Zuschauer und Zuhörer einen einmaligen Erlebnisraum. Die Veranstaltung wird nicht reproduziert, sondern bleibt nur erhalten in der Erinnerung der Teilnehmer. Das macht ihren spezifischen Reiz aus. Die „Lange Nacht der Poesie“ erinnert uns an die Urform des Poetischen; an den Märchenerzähler, der dasselbe Märchen jedes Mal anders erzählt; der jede Nacht zusammen mit seinem Publikum etwas Neues erschafft. Die Auftritte der Künstler-Compagnie erinnern auch noch an eine andere Tradition: an das Varieté der 20er Jahre. Allerdings ist das Varieté-Konzept nicht unverändert übernommen, sondern vielmehr deutlich verändert. Klassisches Varieté bedeutet nämlich die Betonung der Artistik, der Show, der Schaffung reiner Illusion. Die „Lange Nacht der Poesie“ ist anders: Sie spart das Zeitkritische, das Politische, das Kabarettistische nicht aus. Es entsteht hierdurch eine neue Qualität des Varietés. Der Zuschauer bekommt nicht nur vier Stunden eine gute Performance geboten, er bekommt immer auch Denkanstöße – und immer sitzt nach einer Veranstaltung bei den Zuschauern der eine oder andere Widerhaken im Fleisch seiner Bequemlichkeit. So stiftet die „Lange Nacht“ eine produktive Unruhe beim Teilnehmer und wirkt somit über den Tag – besser: die Nacht – hinaus.

Die beteiligten Künstler sind alle-samt Bühnenprofis, die zum Teil schon seit mehreren Jahren mit ihren eigenen Programmen auftreten und sich extra für diese Veranstaltungsreihe als Gruppe zusammenfinden. Liederjan zum Beispiel ist eine norddeutsche Folkgruppe, die bereits seit 1975 für ihre besondere Art der Musik, den Satzgesang, steht. Das zeitweise als „älteste Boygroup Deutschlands“ durch die Lande reisende Trio ist mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Deutschen Kleinkunstpreis 1991. Ebenfalls mit von der Partie in Gunzenhausen ist der mittlerweile 70-jährige Winfried Bornemann, der in den 80er Jahren durch seine Juxbriefe an Unternehmen, Behörden und Prominente sowie deren Antworten, regelrecht zum Medienstar wurde. Nachdem es in den letzten Jahren ruhiger um ihn geworden war, ist Bornemann nun mit neuer Adresse und Pseudonymen wieder da um sein Korrespondenz-Spiel weiter zu spielen.

Einen Genuß der besonderen Art verspricht der Auftritt von Peter Mim, dem „Pantomimen Poet“. Mim, der zu den populärsten Pantomimen Europas gehört, überzeugt durch Darstellung auf höchstem inhaltlichen und ästhetischen Niveau. Er erzählt Geschichten ohne Worte und wirft Fragen auf, die die Besucher noch lange nach den Vorstellungen beschäftigen.

Und viele weitere Künstler jeglicher Sparte warten darauf, die Besucher in Gunzenhausen auf eine spannende Reise mitzunehmen.

Hausin und Bornemann, Foto © www.briefmacker.de / Friedhard Faltin, Foto © Friedhard Faltin / Schriftsteller Manfred Hausin, Foto © Manfred Hausin

Lange Nacht der Poesie,
20. März 2015,
19.30 Uhr

Stadthalle Gunzehausen
Isle-Platz 1
91710 Gunzenhausen

Weitere Informationen unter
Tel. (09831) 508 109 und
www.lange-nacht-der-poesie.de

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