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Zeitreisen der Kurzfilmgeschichte - 25 Jahre Bamberger Kurzfilmtage

veröffentlicht am 03.02.2015 | Lesezeit: ca. 7 Min.

Ehre, wem Ehre gebührt! Zum ersten großen Jubeljahr, ihrem 25. Geburtstag, warten die Bamberger Kurzfilmtage mit weit mehr als einem Jubiläums-Höhepunkt auf und setzen nach all den gelungenen Überraschungen und Neuerungen der letzten Jahre noch einmal neue Maßstäbe. So schließt das siebentägige Filmspektakel nach dem Wettbewerbsfinale am Samstag mit einem weiteren Paukenschlag im Grande Finale am Sonntag. Zum einen läuft dann die Zusammenfassung der besten Kurzfilme des Festivals, den Rollen der Preisträger und der Publikumslieblinge. Zum anderen präsentieren die Bamberger Kurzfilmtage mit Unterstützung des ZDF mit dem exklusiven Preview der in Bamberg gedrehten ZDF Produktion „Die Seelen im Feuer“ (Regie: Urs Egger | Buch: Annette Hess, Stefan Kolditz), nach dem Roman von Sabine Weigand, einen weiteren fulminanten Schlussakkord der Veranstaltungsreihe. Und das einige Tage vor der Fernsehausstrahlung dieses dunklen Kapitels Bamberger Geschichte, das einen Höhepunkt der Hexenverfolgung im Jahre 1630 widerspiegelt: Fürstbischof von Dornheim bereichert sich an den unschuldig verurteilten Bürgern. Niemand ist vor Anschuldigungen der Ketzerei sicher. Unbescholtene Bürger landen schneller auf dem Scheiterhaufen als jedem lieb wäre…

Die Bamberger Kurzfilmtage sind nicht nur das älteste Kurzfilmfestival im Freistaat Bayern, sie haben sich gerade in den letzten Jahren durch ihre internationale Ausrichtung mit besonderem Blick auf den deutschsprachigen Raum noch glanzvoller, breiter, tiefer und attraktiver auf ihren charmanten Wurzeln ausgebreitet. 150 Filme werden vom 23. Februar bis 01. März zu sehen sein. Darunter gleichermaßen aktuelle wie historische Streifen. Regisseure aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg präsentieren neue, außergewöhnliche Spiel-, Animations-, Experimental-, Dokumentar- und Kinderfilme und konkurrieren um Deutschlands süßesten Filmpreis: den „Bamberger Reiter“ aus Schokolade.

Die Eröffnung lädt mit drei frühen Filmwerken von Georges Méliès zum Ausflug zu den Ursprüngen der Kinogeschichte. Georges Méliès zählt zu den Pionieren der Filmhistorie. Er gilt als Erfinder des narrativen Films und der Special Effects. Sein „Die Reise zum Mond“ (1902) gilt als erster Science Fiction der Filmgeschichte und entwickelte sich gleichzeitig zum ersten weltweiten Blockbuster. Inzwischen traditionell findet der Start in das Festival im Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia statt, wo dieses Jahr Steffen Wick, Stipendiat des Hauses, zu eben dieser Filmschau Stummfilmkompositionen präsentiert.

Vom 24. bis 28. Februar laufen dann die Wettbewerbsrollen:
Der Wettbewerb Spielfilm/Animex läuft in sechs Programmblöcken. Jeder für sich eine Achterbahn aus Emotionen, Hintersinnigem und Explosivem. Und immer ein bunter Mix aus Spielfilmen, Animationen und Experimentellem.
Erstmals gibt es zwei Blöcke mit insgesamt zehn Filmen im Wettbewerb Dokumentarfilm. Schicksale vor der eigenen Haustür oder Glücksmomente am anderen Ende der Welt. Dem Blick des Dokumentarfilmers bleibt wenig verschlossen. Scheinbar Triviales trifft auf die große Politik.
Im Wettbewerb Kinderfilm dreht sich alles um gepunktete Zebras, Elefanten mit besonderen Talenten, Tiere der Schmusedecke sowie zwei Abenteurern, die vor dem Umzug fliehen, um eine rührende Geschichte einer kleinen Ausreißerin und einem Rotkäppchen auf den Spuren der Gebärdensprache.
Oberfranken pur heißt es im Wettbewerb Regionalfilm. Per Steilflug über die Giechburg. Den Marktredwitzern in den Kochtopf geschaut. Und zwischendrin ein Tänzchen in Bambergs Gassen. Der Regionalfilmpreis „Oberfranken dreht auf!“ nimmt die Region ins Visier: Dialekt, Tradition, Kulinarisches, Kulturelles, Ernstes und Heiteres. Vom Krieg bis in die Neuzeit. Insgesamt sechszehn Kurzfilmbeiträge, gedreht von Profis, Schulen oder Hobbyfilmern.
Mal skurril, mal grotesk, mal trashig - oder die ganz große Kunst. Zu später Stunde laufen im Wettbewerb Abgedreht Kurzfilme jenseits des Mainstreams, die alle wichtigen Fragen des menschlichen Daseins abhandeln. Von A wie „Anziehpuppen“ bis „Z wie Ziemlich blutig“.

Zurück zu Preisträgern der vergangenen 25 Jahre geht es mit Erstlingswerken von Andreas Dresen, Oscarpreisträger Pepe Danquart und vielen weiteren renommierten Filmemachern. Thematisch vielfältig und genreübergreifend bietet die Retrospektive 1991 bis 2014 eingefleischten Filmfans, Nostalgikern und auch Festivalneulingen ein Vierteljahrhundert Kurzfilmgeschichte. Gezeigt werden prämierte Streifen der letzten 24 Jahre, darunter viele, die internationale Aufmerksamkeit und Preise erhalten haben.

Die Sonderschau „Und wenn sie nicht gestorben sind“ versetzt das Publikum einmal mehr in die Vergangenheit. In der Stadtbücherei werden vom Scherenschnittfilm bis zur surrealen Puppentrickanimation Märchenkurzfilme von 1899 bis heute vorgestellt.

Und auch die internationalen Gäste sind wieder einmal hochrangig besetzt. Das russische Filmfestival „St. Petersburg International Festival of Debut and Student Films BEGINNING” ist zu Gast in Bamberg. Die Festivalmacher haben für Bamberg eine spannende Auswahl russischer Produktionen aus den letzten Jahren ausgewählt. Alle aus der Hand von jungen Filmemachern - abwechslungsreich, vielfältig und stilistisch ganz unterschiedlich.
In der Kurz-Lang Werkschau präsentiert dieses Jahr die israelische Regisseurin Ester Amrami ihren aktuellen Kinoerstling „Anderswo“. Und als Zugabe ist noch einmal ihr Kurzfilm „Zwei Männer und ein Tisch“ zu sehen.
Unter dem Titel „Spezial International“ lockt ein Sammelsurium der Kurzfilmknaller, das durch zahlreiche deutsche Kinos tourt und in Zusammenarbeit mit der Medienzentrale der Erzdiözese Bamberg auch im Rahmen der Bamberger Kurzfilmtage zu sehen ist. Begegnungen mit Helden des Alltags im Badezimmer, auf dem Motorrad, in der Schule und auf der Zirkusmanege. Wie immer mischen sich leichte mit auch etwas schwereren Stoffen aus unterschiedlichen Genres. Produktionen aus Deutschland, Georgien, Polen, Niederlande, Österreich und der USA sind zu sehen.

Jede Menge Reisen und Zeitreisen stehen also auf dem Programm. In die Vergangenheit. In das Hier und Jetzt. In andere Länder. In die Zukunft. Viele Retrospektiven, viele Perspektiven sowie ausgewählte Einblicke und Ausblicke in Filmwelten anderer Nationen bieten sich dem Publikum. Zum Geburtstag kommen alte Freunde. Gleichzeitig werden neue Bekanntschaften gemacht. Die künstlerische Patenschaft für das Jubiläumsfestival hat Schauspieler Thomas Kügel (Kieler Tatort, „Dampfnudelblues“, „Cloud Atlas“) übernommen.

Eingang“, Foto © Bamberger Kurzfilmtage / Filmausschnitt „Späte Vögel“, Foto © Bamberger Kurzfilmtage / Filmausschnitt „Harald“, Foto © Bamberger Kurzfilmtage / Volker Traumann vor dem „ODEON“, Foto © Bamberger Kurzfilmtage

Weitere Informationen unter:
www.bambergerkurzfilmtage.de

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