Klassiker

Von Klassik bis Experiment

Das Vision String Quartet gab gestern in Erlangen ein sehr kurzweiliges Konzert

veröffentlicht am 22.12.2023 | Lesezeit: ca. 3 Min. | von Elke Walter

Das Vision String Quartett in der Heinrich-Lades-Halle Erlangen

Das Vision String Quartett in der Heinrich-Lades-Halle Erlangen, Foto © Elke Walter

Musikalische Schubladen kennen Florian Willeitner, Daniel Stoll, beide Violine, Sander Stuart (Viola) und Leonhard Disselhorst (Violoncello), bekannt als Vision String Quartett, nicht. In der Erlanger Heinrich-Lades-Halle waren die Vier gestern zu Gast. Geschmeidig und voller Elan bewegten sie sich durch einen weit angelegten Klangkosmos, der sich über rund zwei Jahrhunderte erstreckte. Dass Streichquartett so vielfältig und wandlungsfähig klingen kann, ist der große Verdienst dieses Ensembles.

Seit rund zehn Jahren mischen die vier die Klassikwelt auf, beleben die traditionelle Spielweise mit neuen Akzenten, kreativen Varianten, ohne die Wurzeln ihres Formats zu vergessen. Dass sie auch im ganz klassischen Streichquartett zuhause sind, zeigten die Vier im ersten Teil des Konzertes. Die beiden Werke, das „Prélude für Streichquartett (B.63)“ von Ernest Bloch (1880-1959) sowie das Streichquartett a-Moll op. 13 von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847), können eher als Vertreter der Klassikspur gewertet werden.

Das Ensemble spielte im Stehen, auswendig, völlig ohne Notenständer, was den Musikern viel Freiraum gab. Bei den genannten Werken zügelten sie sich noch, hielten sich an die Vorgaben der Komponisten. Dennoch war nie der Eindruck entstanden, es werde nur heruntergespielt. Besonders bei Mendelssohns Frühwerk zeigte das Vision String Quartet sein herausragendes Können. Klar im Klang, immer transparent und überaus präzise. Das Spiel wirkte leicht und stellenweise verträumt, überzeugte durch die ausgeprägte und feinst platzierte Dynamik, Emotionalität sowie auch die besondere Aufmerksamkeit der Spieler zueinander.

Nach der Pause legten die vier mit eigenen Kompositionen noch an Tempo, Kreativität und Ideenreichtum zu. Gerade nach dem klassischen Vorspiel, erhielten die wortlosen Songs noch eine ganz andere Ausstrahlung. Virtuos blieb das Spiel auch hier, wurde erweitert um andere Spieltechniken sowie Anleihen unterschiedlicher zeitgenössischer Elemente. Einer Band entsprechend, bekamen die Instrumente kleine Mikros verpasst, was auch den Klang in Richtung Band veränderte. Das klang nach Irish Folk, fetzigem Rock oder auch jazzigen Elementen, setzte kratzige und perkussative Akzente, legte gleichzeitig sehnsuchtsvolle Melodielinien darüber.

Der Groove, den die Vier ihren Stücken mit auf den Weg gaben, war einfach nur faszinierend. Sich dieser experimentierfreudigen Musik und dem spielerischen Charme des Ensembles zu entziehen, war kaum möglich. Bei der Zugabe, einem Samba, begeisterten die vier Musiker virtuos mit einer komödiantischen Note.

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