Der rote Schirm. Liebe und Heirat bei Carl Spitzweg
Sonderausstellung im Schweinfurter Museum Georg Schäfer
veröffentlicht am 15.04.2024 | Lesezeit: ca. 3 Min. | von Ludwig Märthesheimer

Carl Spitzweg, Ein Besuch, um 1850, Öl auf festem, braunem Malkarton, Museum Georg Schäfer, Schweinfurt , Foto © bpk, Museum Georg Schäfer Schweinfurt Foto Peter Leutsch
Die Ausstellung "Der rote Schirm. Liebe und Heirat bei Carl Spitzweg", die im Frühjahr 2024 im Museum Georg Schäfer stattfindet, widmet sich einem bisher von der Forschung übersehenen Motiv in den Werken Carl Spitzwegs: einem roten Schirm. Dieses Element, das der Künstler zwischen 1835 und 1880 in vielen seiner Bilder platzierte, erweist sich als Schlüssel zum Verständnis seiner Werke und zur Entschlüsselung seiner persönlichen Vorstellungen von Liebe und Heirat. Spitzweg, beeinflusst von Theater und der Symbolsprache der barocken niederländischen Kunst, nutzte den roten Schirm, um seine eigene, stets präsente Liebessehnsucht zu thematisieren und zugleich zu verbergen. Er verband ihn mit erotischen Konnotationen und spielte humorvoll mit seiner Bedeutung, auch als kritisches Symbol gesellschaftlicher Konventionen und Machtverhältnisse.
Spitzwegs persönliches Leben und seine Entscheidung, als Künstler zu leben, ermöglichten es ihm, sich den Zwängen des großbürgerlichen Lebens und den Erwartungen an Ehe und gesellschaftliche Stellung zu entziehen. Seine Werke offenbaren eine Faszination für das einfache Volk und eine kritische Haltung zur bürgerlichen Moral seiner Zeit. Trotz einer konventionellen Sicht auf Frauen und Sexualität zeigt Spitzwegs Kunst eine tiefe Verbundenheit und Sympathie für die Leidenschaften und Sehnsüchte der einfachen Menschen, insbesondere der Frauen aus niedrigeren sozialen Schichten.
Die Ausstellung präsentiert nahezu 90 Werke Spitzwegs, darunter Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Druckgrafiken aus dem Bestand des Museum Georg Schäfer sowie weiteren bedeutenden Sammlungen. Sie ermöglicht Einblicke in Spitzwegs Leben, seine künstlerischen Motivationen und sein Verständnis von Liebe und Gesellschaft, reflektiert durch die vielschichtige Symbolik des roten Schirms und anderer modischer Schirme seiner Zeit.
Zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter Katalog im Hirmer Verlag München, in dem auch der Frage nach der Entstehung und Rezeption des „Armen Poeten“ nachgegangen wird. Eine Vielzahl von Begleitveranstaltungen runden das Programm um den “Roten Schirm” ab.
Die Ausstellung „Der rote Schirm. Liebe und Heirat bei Carl Spitzweg“ ist noch bis zum 16. Juni im Museum Georg Schäfer, Brückenstraße 20, 97421 Schweinfurt zu sehen. Alle für den Besuch relevanten Informationen findet man unter www.museumgeorgschaefer.de.