Tragische Konsequenzen einer Verwechslung
Die Oper „Karl und Anna“ von Christoph Ehrenfellner (Musik) und Roland Schimmelpfennig (Libretto) wird im April in Würzburg uraufgeführt
veröffentlicht am 02.04.2024 | Lesezeit: ca. 3 Min. | von Martin Köhl
Nichts weniger als eine Uraufführung plant das Mainfranken Theater Würzburg Anfang April, und wenn es Intendant Markus Trabusch selbst ist, der das neue musiktheatralische Werk in Szene setzen will, unterstreicht das die Bedeutung, die man in Würzburg diesem Vorhaben beimisst. Zumal die Oper „Karl und Anna“ einen wichtigen Bezug zur Stadt besitzt, denn Leonhard Frank (1882-1961), auf dessen gleichnamiger Novelle das Werk beruht, gilt als bedeutendste literarische Stimme Würzburgs im 20. Jahrhundert. Gleich dessen erstes Buch, „Die Räuberbande“, wurde mit dem Fontane-Preis ausgezeichnet. Frank emigrierte als bekennender Pazifist während des ersten Weltkriegs in die Schweiz und floh 1933 abermals aus Deutschland. Seit 1940 lebte er als Drehbuchautor in Hollywood.
Die literarische Vorlage, aufgrund derer kein Geringerer als Roland Schimmelpfennig das Libretto verfasst hat, erzählt von den beiden Kameraden Karl und Richard, die sich in Kriegsgefangenschaft in der sibirischen Steppe befinden. Richard erzählt dem unverheirateten Karl so detailliert von seiner Frau Anna, dass der sich in ein Traumbild von dieser Frau verliebt. Eines Tages gelingt Karl die Flucht. Zurück in der Heimat stellt er sich als Richard bei Anna vor, die ihren Mann tot geglaubt hatte. Anna zweifelt, doch der Fremde weiß so viel Persönliches, dass sie sich auf den fremden Herrn Richard einlässt und auch bald schwanger wird. Als der wahre Richard zurückkehrt, ist Annas Liebe zu Karl längst festgefügt. Unfähig zur Rache bricht Richard zusammen. Karl und Anna aber verlassen die Stadt, „zu trennen nur noch durch den Tod“.
Diese tragische Geschichte galt schon bei ihrem Erscheinen 1926 den Zeitgenossen als ein herausragendes Werk Franks. Seine eigene Dramatisierung wurde 1929 in München uraufgeführt, 1947 folgte eine Hollywood-Verfilmung unter dem Titel „Desire me“. Das Mainfranken Theater hat die Oper „Karl und Anna“ als Auftragswerk vergeben und den 1975 geborenen Österreicher Christoph Ehrenfellner als Komponisten gewinnen können. Ehrenfellner wirkte als composer in residence bereits im französischen Mulhouse und am Theater Nordhausen. Die musikalische Leitung liegt in den Händen des stellv. Generalmusikdirektors und ersten Kapellmeisters Gábor Hontvári. Die Premiere, also die Uraufführung, wird am 6. April im Kleinen Haus stattfinden, weitere Termine sind für den 14., 17., 18., 24. und 30. des Monats vorgesehen, außerdem einer am 26. Mai.
Weitere Informationen und Karten gibt es auf der Website des Mainfranken Theaters: www.mainfrankentheater.de.