Vorhang auf!

Die vom Wege Abgekommene

Gran dio! Violetta trifft Alfredo am Staatstheater Nürnberg

veröffentlicht am 26.03.2015 | Lesezeit: ca. 3 Min.

Fünf Gründe führte die English National Opera auf ihrer Website an, um Zuschauer in Giuseppe Verdis „La traviata“, in Szene gesetzt von Peter Konwitschny, zu locken. Zum einen könne man eine der meistgeliebten Opern überhaupt erleben. Verdis „herzzerreißende Tragödie“ sei die meistgespielte Oper des gesamten Repertoires. Heute wird das Melodram in Heidelberg und Hamburg (und in Nürnberg, denn darum geht es hier) gemacht, am morgigen Freitag in Neustrelitz und Wiesbaden, am Sonnabend, letztmals in dieser Spielzeit, an der Staatsoper Hannover, in der Karwoche kommen Essen, Lindau am Bodensee, Leipzig und Passau hinzu. Und damit hätten wir das Teatro La Fenice in Venedig und andere Häuser außer Landes, die ebenfalls „La traviata“ aufführen, noch gar nicht erwähnt.

Weiters führt die English National Opera an, man könne den Klassiker aus einem neuen Blickwinkel beobachten. Mit seiner modernen und keineswegs überladenen Inszenierung treffe Konwitschny mitten ins Herz der beiden Themen: leidenschaftliche Liebe und tragischer Tod. Drittens könne man, wie es in einer Besprechung des Sunday Express hieß, einen „durch und durch vergnüglichen Abend“ verbringen, viertens werde man zu Tränen gerührt von Verdis großartiger Musik und einigen seiner berühmtesten Melodien, zuletzt sei „La traviata“ umwerfend besetzt.

Jetzt kehrt Konwitschnys gefeierte Inszenierung, eine Koproduktion mit der Oper Graz, erneut nach Nürnberg zurück. Die Wiederaufnahme ist an diesem Donnerstag, den 26. März, im Opernhaus von 19:30 Uhr an zu sehen. Sechs weitere Vorstellungen sind bis Ende Mai angekündigt. Die Titelpartie der Violetta Valery übernimmt, wie bereits bei der Nürnberger Premiere 2012, die armenische Sopranistin Hrachuhí Bassénz. An ihrer Seite ist als Alfredo der Italiener Giuseppe Varano zu erleben, während die Rolle von Violettas Vater Giorgio Germont, über den der gebürtige Amberger Eckhard Henscheid schreibt, er stifte zunächst zwei Stunden lang Unheil und jammere dann „am Totenbett der Violetta los, was für ein Blödmann er sei“, der polnische Bariton Mikolaj Zalasinski übernimmt.

Unter Marcus Bosch musiziert die Staatsphilharmonie Nürnberg. Die Ausstattung hat Johannes Leiacker besorgt, den eine jahrzehntelange Zusammenarbeit mit Konwitschny verbindet. Am 21. Januar ist Konwitschny siebzig Jahre alt geworden. Ihm ist ein prachtvoller, von Andrea Welker herausgegebener Band gewidmet, den man gar nicht genug loben kann: „Peter Konwitschny. ‚Mensch, Mensch, Mensch!‘. Oper als Zentrum der Gegenwart“. Erschienen in der gleichfalls nicht genug zu lobenden Bibliothek der Provinz in Weitra, 2015. Darin finden sich neben zahlreichen Photos von Inszenierungen und privater Art Beiträge eben von Leiacker, von Ingo Metzmacher, Peter Jonas, Lothar Zagrosek und Helmut Brade, neben vielen anderen. Sowie dieser schöne Aphorismus von Ruth Berghaus: „Die Kunst der Fuge ist, sich nicht zu fügen.“

Fotos © Ludwig Olah

Ähnliche Artikel: