Mixtur

Kulturfestival auf Konversionsgelände

veröffentlicht am 01.04.2015 | Lesezeit: ca. 5 Min.

Ideell und finanziell junge Menschen in Bildung und Wissenschaft, in Politik, Sozialem, in Kunst und Kultur zu fördern, hat sich der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Otto-Friedrich-Universität auf die Fahnen geschrieben. Dazu gehört auch „kontakt – Das Kulturfestival“. Es findet 2015 zum elften Male statt, und zwar vom 21. Mai bis zum 24. Mai. Im vergangenen Jahr feierte man noch auf dem Gelände der ehemaligen Maisel-Brauerei an der Moosstraße, dessen Zwischennutzung aufgrund einer Weitervermietung nicht mehr möglich ist.

Bei der Suche nach Alternativen sei man, „wie immer“, auf viele Mauern gestoßen, erzählt Anja Lubosch, habe dann aber doch noch eine Lösung gefunden: Heuer wird es auf das Konversationsgelände gehen, in die alte Werkstatt und in die Reithalle (die die Bamberger Symphoniker als Kammermusiksaal zu nutzen gedenken). Passend zum Konversationsgelände lautet das Motto „Raus in die Stadt“.

Lubosch gehört einem Arbeitskreis des AStA an, der als eine Initiative junger Bamberger Kulturschaffender „kontakt – Das Kulturfestival“ ausrichtet, das weit über den ursprünglich eher studentischen Rahmen hinausgehe und „eigentlich als von der Uni unabhängiges Extra-Projekt“ existiere. Vonseiten der Stadt hat man vom Kulturamt und auch von dem Zweiten Bürgermeister, Christian Lange, Unterstützung erfahren. Im Angebot befinden sich ganz unterschiedlich Acts und Programmpunkte, beispielsweise gezielt auf Kinder zugeschnittene Offerten oder eine Ausstellung, an der sich etwa der Bamberger Großplastikenkünstler Bernd Wagenhäuser beteiligen will.

Auch ein Symposion wird wieder durchgeführt, das sich mit dem Thema Stadt und Konversationsgelände beschäftigt. Ein „Recht auf Stadt“ betitelter Vortrag und Film wird sich des sozialen Wohnungsbaus, einer Rückkehr der Produktion in die Stadt sowie der sozial-sensiblen Ökologiewende annehmen und danach fragen, inwieweit diese Forderungen für die Domstadt relevant und wie sie umzusetzen sind. Und unter dem Stichwort „Smart Cities“ geht es darum, die Stadt von morgen über modernste Technik nachhaltig zu gestalten. Auch zu einem „Repair Café“ wird geladen.

Weiters werden Experten in kurzen Einzelgesprächen Rede und Antwort zum Konversationsgelände stehen, während eine „Kulturprotest“-Ausstellung die Geschichte von lokalen Kulturschaffenden in den Blick nimmt und aufzeigen wird, dass es seit drei Dutzend Jahren Konstanten bei den Problematiken der Bamberger Kulturlandschaft gibt. „Stadt und Land“ untersucht den Menschen im Spannungsfeld zwischen den Angeboten und Verheißungen der City auf der einen, der Natur, der Ursprünglichkeit und der verklärten Idylle des Lebens auf dem Land auf der anderen Seite. Wie lässt sich der derzeitige Biedermeiertrend hin zur Landromantik erklären? Schließlich soll es zur Kunst im öffentlichen Raum eine Podiumsdiskussion geben, womöglich mit Simone Decker, der luxemburgischen Professorin für Kunst und Öffentlicher Raum an der Nürnberger Akademie der Bildenden Künste.

Noch steht das endgültige Programm der langen Tage – von 10.30 Uhr an bis zum Sonnenaufgang um 5 Uhr, wenn Zilpzalp, Kohlmeise und Mönchsgrasmücke ihren Gesang anstimmen – nicht genau fest. Gewiss aber ist, dass zur Eröffnung am Donnerstagabend das anglo-französische Duo Piano Interrupted aufspielen wird. Tom Hodge und Franz Kirmann machen zwischen Auftritten in Leipzig, Prag, Wien und Olmütz (im Übrigen alles Orte, Olmütz inklusive, an denen Gustav Mahler gewirkt hat) und Milano in Bamberg Station. Freuen darf man sich auf eine musikalische Einheit von elektronischen Beats und Live-Klavier, die sich kontinuierlich neu erfindet. Geboten werden verschachtelte Kompositionen zwischen Dub und Techno, Hip Hop und atmosphärischen post-klassischen Klängen.

Was das Publikum anbelangt, erzählt Lubosch, sei dieses inzwischen bunt gemischt. Das große Kinderprogramm im letzten Jahr habe viele Familien angezogen, Mitglieder der Bamberger Symphoniker, die sich fast immer beteiligten, hingegen eher Ältere. „Gerade tagsüber geht das Konzept gut auf. Es soll etwas für alle Bamberger Bürger sein“, so Lubosch. In diesem Jahr werde man sich in Sachen klassischer Musik allerdings etwas anderes ausdenken müssen, da die Symphoniker im Mai auf Chinareise seien. Das Festival soll eben nicht nur die studentische Subkultur ausstellen.

Gemäß der Leitlinien des Festivals sind alle Veranstaltungen kostenfrei. Man ist auf Spenden und Stiftungsgelder angewiesen. Allen Menschen, ganz unabhängig von deren finanziellen und sozialen Situation, möchte „kontakt – Das Kulturfestival“ den Zugang zu kultureller und gesellschaftlicher Teilhabe ermöglichen. Hinzu kommt, dass man sich die Festivalbesucher keinesfalls nur als passive Rezipienten wünscht. Vielmehr sollen sie die Möglichkeit haben, sich aktiv zu beteiligen und den Festivalverlauf in Workshops und Diskussionsrunden mitzubestimmen. Beides ist nur zu begrüßen. Viel Glück! Und ad multos annos.

Coppyright Fotos: © Alexander Roßbach

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