Mixtur

Kultur am Putzenstein

Wie aus einer Einöde eine Kulturinstitution geworden ist

veröffentlicht am 01.04.2015 | Lesezeit: ca. 5 Min.

Wenn in unseren Tagen Kleinkunst oder Kleinkultur neu entsteht, dann ist dies oftmals auf das persönliche Engagement einiger weniger oder gar von Einzelpersonen zurückzuführen. Diese besondere Form der kulturellen Entwicklung entsteht meist abseits staatlicher oder kommunaler Förderung und fordert den vollen Einsatz der handelnden Personen.

Genau so und nicht anders war es auch im Falle der Kronacher Musikerin Monika Kober, die auf der Suche nach einem neuen Zuhause quasi über den Putzenstein „stolperte“ und darin offensichtlich mehr sah, als nur ein renovierungsbedürftiges Gebäudeensemble. Einstmals lediglich ein Kreuzstein am Wegrand, bot das aus Haus mit Scheune bestehende Ensemble in der thurnauischen Einöde genau das, was sie gesucht hatte; Heim und Potential eine kleine Bühne zu beherbergen, um Musiker einzuladen und hin und wieder selbst ein Konzert zu geben.

Nachdem zunächst das ca. 300 Jahre alte Haupthaus nebst Grundstück renoviert und strukturiert waren, eine Arbeit die immerhin knapp 18 Monate in Anspruch nahm, begann Monika Kober sich mit der zukünftigen „Kulturscheune“ zu beschäftigen. Unter Mithilfe von Freunden und Bekannten wurde gesäubert, entsorgt, entfernt, hinzugefügt, gedeckt, begradigt und eingearbeitet. Über den in der Scheune erhaben sichtbaren Gewölbekeller wurde eine Empore gesetzt, womit man die heute in Nutzung befindliche Bühne konstruiert hatte. Natürlich mussten auch für einen Veranstaltungsbetrieb so wesentliche Dinge wie Toiletten und eine Theke gebaut und auch die notwendige Stromversorgung verlegt werden. Frühzeitig kümmerte sich Monika Kober um die Einbindung behördlicher Institutionen, da sie sich über die Komplexität der verschiedenen gesetzlichen Regelungen durchaus bewußt war. Wer allerdings denkt, dass man eine solch bemerkenswerte Initiative durch Vereinfachungen schneller durch das Paragraphenwirrwar schleusen könnte, der sieht sich eines besseren belehrt. Erst nachdem alle Hürden gemeistert waren (die letzte war eine Ausbildung Monika Kobers zur Wirtin) wurde die für einen solchen unabhängigen Kulturbetrieb lebenswichtige Schanklizenz erteilt und es konnte Eröffnung gefeiert werden.

Am 1. Mai 2014 startet Kultur am Putzenstein mit „Papa Legba´s Blues Lounge“ und seitdem ist Programm was Spaß macht. Dabei sieht man den Begriff „Kultur“ hier in einem weiteren Kontext und veranstaltet neben Konzerten, Theatervorstellungen und Vorträgen auch jahreszeitliche Feste, bei denen Menschen zusammenkommen und sich austauschen können. Obwohl die Eröffnung noch gar nicht so lange her ist, hat sich „der Putzenstein“ schon zu einem vielfach beachteten und geschätzten Ort der Kunst, Kultur, der Begegnung und Begeisterung entwickelt. Und in der neuen Saison geht es nach der gerade zu Ende gegangenen Winterpause auch gleich richtig los. Die ersten Termine für 2015 stehen und zeigen bereits, dass musikalische Unterhaltung einen Schwerpunkt bilden wird.

Den Anfang macht am 23. April eine Jazzformation die 2014 ihre erste CD veröffentlichte und von der Schauspielerin Anna Maria Sturm angeführt wird, die vielen aus ihrer Rolle als Ermittlerin neben Matthias Brandt im Polizeiruf 110 ein Begriff ist. Das „Anna Maria Sturm Quintett“ stellt vor allem Songs der amerikanischen Unterhaltungsmusik aus den 20er bis 50er Jahren des vorangegangenen Jahrhunderts sowie Chansons von Serge Gainsbourg vor.

Nach dem am 1. Mai stattfindenden Maifest geht es am 9. Mai bereits mit einem besonderen Konzert der oberfränkischen Band „medium rare“ weiter. Das Trio bietet, inspiriert von CD Spielern und iPods einen sogenannten „shuffle“ an, das bedeutet, dass das Publikum aus dem Repertoire der Band frei wählen darf. Jeder Gast bekommt eine Nummer und die Person mit der auf der Bühne gezogenen Zahl darf das nächste Lied für das etwa zweistündige Konzert bestimmen. Über 50 Songs stehen zur Auswahl unter anderen von Künstlern wie Billy Joel, Neil Young, den Eagles und vielen mehr. Man darf sich auf einen spannenden Abend freuen.

Neben Duudn & Bloosn, die am 30. Mai mit Ihrer Spezialität, eigene fränkische Texte zu bekannten internationalen Hits der letzten 50 Jahre zu präsentieren, in der Kulturscheune auftreten werden, darf sich das kultur-interessierte Publikum am 19. Juni auf einen besonderen Leckerbissen freuen. Franz Wittenbrinks „Sekretärinnen“, präsentiert vom Schauhaufen Kulmbach, feiert 2015er Premiere. Seit 2011 hat die Kulmbacher Schauspieltruppe das Stück im Programm, das 1995 am Deutschen Schauspielhaus Hamburg erstmals inszeniert wurde und den alltäglichen Wahnsinn in einem Großraumbüro thematisiert. Sicherlich einer der Höhepunkte der diesjährigen Saison am Putzenstein.

Übrigens…. In der Scheune finden „nur“ 65 Personen Platz. Grund genug sich seine Karten für die kommenden Leckerbissen möglichst früh zu sichern.

Weitere Informationen gibt es unter www.putzenstein.de

Copyright Fotos:

Erntedankfest am Putzenstein, Foto © Monika Kober

Livemusik am Putzenstein, Foto © Martin Koslowsky

Impressionen vom „Lichtfest“ am Putzenstein, Foto © Monika Kober

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