Szene

Sportfreunde-Schlagzeuger kommt am 28. April nach Bayreuth

Florian Weber liest im neuneinhalb aus seinem Machwerk "Maradona Mío"

veröffentlicht am 09.04.2024 | Lesezeit: ca. 9 Min. | von Andreas Bär

Florian Weber, Schlagzeuger der Sportfreunde Stiller, kommt am 28. April nach Bayreuth.

Florian Weber, Schlagzeuger der Sportfreunde Stiller, kommt am 28. April nach Bayreuth., Foto © Voland & Quist Verlag

Florian Weber. Ein Name, wie es ihn tausendfach gibt. Und doch genießt er längst mehr als nur ein bisschen Strahlkraft. Das liegt auch am Schlagzeuger der Sportfreunde Stiller. Am 28. April kommt der 49-jährige Tausendsassa ins Kunsthaus neuneinhalb am Gerberplatz. Im Gepäck hat er sein kürzlich veröffentlichtes Machwerk „Maradona Mío“ – eine Hommage an das argentinische Genie Diego Armando Maradona. Im Vorfeld des Rendezvous in der Wagnerstadt hat sich Art. 5|III mit dem vielseitig begabten Weber unterhalten. Der war einst selbst recht talentierter Sportler, oberbayerischer Meister im Schwimmen, erfolgreich im Basketball und auch im Fußball nicht ganz unbegabt. Neben seiner Karriere als Musiker kann der in Schrobenhausen aufgewachsene Tausendsassa auch als Maler und eben als Buchautor glänzen. „Maradona Mío“ ist bereits das vierte Machwerk, das der Sportwissenschaftler veröffentlicht hat.

Servus Flo, nett, Sie an der Strippe zu haben. Und liebe Grüße aus Bayreuth. Alleine bei dem Wort Bayreuth müssten Sie doch vor Freude strahlen, oder?

Als Kulturschaffender war ich noch nicht so oft in Bayreuth. Wohingegen wir mit den Sportfreunden in frühen Jahren ja schon da waren, in den letzten Jahren aber nicht mehr. Als Fan von 1860 München weiß ich gar nicht. So viele Punkte haben wir gegen Bayreuth nicht geholt. Aus Bayreuther Sicht müssten da eher die Bayreuther freudestrahlen. Ansonsten bin ich da jetzt gespannt. Sie kommen sicher mit irgendeiner Anekdote um die Ecke!

Natürlich. Soweit ich informiert bin, war das erste ausverkaufte Konzert der Sportfreunde Stiller überhaupt das im Glashaus am Unicampus in Bayreuth.

(lacht): Das stimmt allerdings. Ein Studentenclub. Ich weiß, wie wir freudestrahlend und mit stolz geschwellter Brust Fotos vor dem „Ausverkauft“-Schild gemacht haben. Damals gab es Social Media noch nicht. Aber immerhin hatten wir eine Homepage und eine My Space-Seite. Das haben wir den Leuten schon kundgetan, die uns damals schon gehört und gesehen haben. Das muss ja irgendwann in den 90er-Jahren gewesen sein. 1996 haben wir uns gegründet. Vor 1998 waren wir denke ich nicht in Bayreuth. Auf alle Fälle ist das schon sehr, sehr lange her.

In den Jahren danach waren Bayreuth und seine Umgebung von euch gern besuchter Standort. Ob beim Uni Open Air als Headliner, oder gleich zweimal beim legendären Waldstock-Festival in Pegnitz.

Das stimmt. In Pegnitz war ich sogar einmal mit meiner Band „Bolzplatz Heroes“ obendrauf. Einmal haben wir mit den Sportfreunden innerhalb von 24 Stunden drei Konzerte gespielt. Da haben wir am Tag davor in Darmstadt gespielt. Nachmittags ging es zurück nach Bayern, Radersdorf – ganz in der Nähe meiner Heimat. Und dann abends nach Pegnitz zum Waldstock. Da wären wir gar kein Headliner gewesen. Wurden es aber, da wir uns so mit der Zeit verfranzt hatten. Und die Waikiki-Bombers oder irgendjemand aus der Gegend musste dann leider unseren Slot besetzen und wir kamen dann doch als Headliner. Aber weder die Band noch die Zuschauer haben es uns übelgenommen. Es war wie immer ein toller Auftritt dort auf dem Waldstock-Festival.

Und dann war da: Nichts mehr. Bis ihr letztes Jahr wieder einmal im Zentrum zu Gast wart. Nach 20 Jahren! Wie könnt ihr nur – ganz neckisch gefragt?

Das ist eine interessante Frage. Im Frankenland bewegst du dich einfach zwischen Würzburg, Schweinfurt, Bamberg, Bayreuth und dann kommt Nürnberg noch dazu. Und Coburg. Da waren wir ja auch schon. Das ist immer so eine Abwägung, wo man sich aufhält. Und die ideale Halle für uns gibt es in Bayreuth auch nicht. In unserer Hochzeit haben wir mal in Bamberg und in Würzburg in den großen Arenen gespielt. Es wurde auf alle Fälle Zeit, dass wir wieder mal kommen.

Dann lassen Sie uns auf Ihre aktuelle Geschichte kommen. Sie haben ein Buch geschrieben. Wieder einmal. Wenig überraschend, dass es dabei um Fußball geht. Eines Ihrer Steckenpferde. Alles dreht sich um Diego Armando Maradona. Das argentinische Genie, mit dem wir aufgewachsen sind. Wie kommt man denn da drauf? Es hätte ja auch noch Andi Brehme gegeben. Oder Rudi Völler. Oder – da bin ich jetzt fränkisch, patriotisch: Den großen Lothar Matthäus.

Das Ganze war eine Auftragsarbeit. Zumindest ein Vorschlag meiner alten Freundin Anna Jung, die inzwischen beim Voland & Quist-Verlag arbeitet. Sie fragte mich, ob ich bei der Ikonenreihe dabei sein will. In der geht es darum, dass Autoren über ihre Lieblingsfußballer schreiben. Alle aufgezählten Personen sind natürlich auch interessant. Aber mein absoluter Lieblingsfußballer ist nun einmal Diego Maradona. In dem Buch, fast schon ein Büchlein mit seinen 100 Seiten, die ich verfasst habe, geht es mehr um mich und um dieses Erwachsenwerden mit diesem Phänomen und seinem Zauber, den Diego da vom Stapel gelassen hat.

Aber Butter bei die Fische wie der Münchener so zu sagen pflegt: Sie sind verdammt noch mal Schlagzeuger! Raubein! Fellmalträtierendes Raubein! Wie kann man da Maradona lieben? Er ist ja eher so die Rubrik Gitarrengott. Und das auch mehr aus der Rubrik Gary Moore als Rüde Linhof.

Das stand ja auch in Zusammenhang mit der Band, wie ich mich da am Schlagzeug präsentiert habe mit fast schon schreinartigen Devotionalien, Fahnen, Figürchen. Ich habe Diego lieben- oder zumindest kennengelernt, als ich sechs Jahre alt war. In der Zeit war ich begeisterter Fan von ihm. Vielleicht sogar wegen seiner Kanten und Taten, die nicht unbedingt ein aktueller Superstar von sich geben würde. Mit Luftgewehr auf Journalisten schießen, ein bisschen koksen, ein bisschen rumhuren. Vielleicht war das der Zauber, der mich da so gefesselt hat. Wenngleich er für mich trotz Messi, Zidane und wie sie alle heißen und die ich alle toll finde, der Beste war. Und jeder Techniker braucht an seiner Seite einen Wasserträger, der für ihn abräumt. Wenn ich das mit meinem Schlagzeug an Diegos Seite bringen kann – dann ist das doch eine wunderbare Verbindung!

1989 hat Diego mit seinem SSC Neapel beim FC Bayern München, damals noch mit dem ehemaligen Bayreuther Armin Eck im Trikot, gespielt. Ich war leider verhindert an diesem Tag. Steiner Bayreuth feierte just an diesem Tag den dritten Sieg in der Basketball-Finalserie gegen Bayer Leverkusen – ich kann es Ihnen genau sagen. Es war der 19. April. Ohne es zu Googlen. Waren Sie denn im Stadion?

1989? Nein, da war ich nicht im Stadion. Ich habe das Spiel erwähnt im Buch. In dem Jahr hat Neapel dreimal gegen deutsche Mannschaften gespielt. Gegen Stuttgart, Bremen und Bayern. Ich war damals zwar schon begeisterter Diego-Fan, aber als Fan von 1860 – seit ich zehn Jahre alt bin – hat mich nicht einmal Diego ins Bayern-Stadion gezogen. Vielleicht war auch die Verbindung noch nicht so intensiv. Ich habe allerdings freudestrahlend festgestellt, dass Diego auch den Bayern eine auf den Sack gegeben hat (lacht).

Jetzt ist der Alltag bei Ihnen und bei mir eher 1860 München und SpVgg Bayreuth. Auch zwei so gefallene Helden. So ein bisschen wie Maradona. Muss man da eigentlich so ein bisschen masochistisch veranlagt sein, wenn man sich solche Helden oder Mannschaften aussucht?

Wenn man 1860-Fan ist: Auf alle Fälle. Wenn man Maradona-Fan ist, dann auf alle Fälle nicht. Wenn man Bayreuth-Fan ist, weiß ich es nicht. Die Story der SpVgg kenne ich gar nicht so gut. Man ist ja Fan, davon, wo man reingeboren ist. Als 60-Fan bist du in den 90er- und Anfang der 2000er-Jahre schon so ein bisschen vom Höhenflug geküsst worden. Mit Championsleague-Qualifikation und Thomas „Icke“ Hässler im Team. Da hätte man sich vom damaligen Präsidenten Karl-Heinz Wildmoser erhofft, dass er ein bisschen auf dem Boden bleibt und ein eigenes, kleines Stadion baut und nicht so dem großen FC Bayern München hinterhermarschiert. Das haben sie verpasst, eine ordentliche Löwengrube zu bauen und dann als zweiter Verein in München so ein bisschen alle ärgern. Als Bayreuth-Fan? Klar wünscht man sich wieder einmal zweite Liga. Aber das ist glaube ich schon ein weiter Weg. Genauso wie für die Sechziger gerade.

Sind Sie eigentlich Fraktion „Hasan Ismaik“ oder Fraktion „Grünspitz und Grünwalder“?

Weder noch. Ich finde es furchtbar, dass man sich seit Jahren nicht einigt und einen gemeinsamen Weg geht. Ismaik hat man sich in den Verein gesetzt. Und dass er mit den getätigten Einlagen jetzt nicht aussteigt, ist völlig verständlich. Zum Kotzen ist für mich eher, dass man keine Verbindung findet. Irgendwie fehlt die Bodenhaftung. In der Saison spielst gegen den Abstieg. Du gewinnst fünf Spiele und steigst gefühlt auf. Dann verlierst du wieder ein paar Spiele und es geht wieder nur um den Klassenerhalt. Das ist alles ein bisschen eine Farce seit vielen Jahren. Ich bin gespannt, ob sich in den nächsten Jahren einer findet, der das hinkriegt und den Verein wieder gesund nach oben bringt und nicht nur auf seinen eigenen Vorteil schaut. Also ich werde das nicht sein! Sich auf Traditionen besinnen ist schön, aber die Geister, die ich rief, mit denen muss ich klarkommen. Mein Gott.

Eines haben wir Bayreuther euch ja voraus. Wir haben hier ein echtes Fußballmuseum. Sagt Ihnen der Altstadt-Kult denn was? Es gibt ja mittlerweile sogar Sechzger-Anhänger, die uns um dieses kulturelle Kleinod beneiden.

Nein, das kenne ich nicht.

Dann wird es aber höchste Zeit. Das Museum ist vom Gerberplatz nur in etwa die Abbrennzeit einer Pyrofackel entfernt. Da müssen Sie echt hin. Das Bier geht auf mich!

Das klingt spannend. Das müsste klappen! Wenn es die Zeit zulässt, komme ich da mal vorbei.

Und was dürfen die Leute bei der Lesung dann so erwarten nach einem Bier und großen Eindrücken von der Altstadt und ihrer Vergangenheit?

Ich lese Anekdoten aus dem Buch. Das ist ja kein Roman, sondern eher eine Erlebnisaufzählung über mich, die Studentenzeit mit Maradona. Auch über die Band und ihn. Mit der haben wir in dem wunderbaren Jahr 2006 nicht nur ihn, sondern auch Pele getroffen. Das kommt alles in dem Buch vor. Ich habe meine Gitarre dabei. Es kann durchaus passieren, dass das ein oder andere Lied gespielt wird. Es wird auf jeden Fall ein gemütliches Zusammensein!

Wir freuen uns drauf!

Ich mich auch. Und wenn ich schon einmal etwas Werbung machen darf. Wir kommen mit den Sportfreunden Stiller im Sommer auch wieder nach Franken. Am 27. Juni spielen wir beim Festival auf Gut Wöllenried bei Würzburg. Also können wir uns gleich zweimal sehen! Und die Lesung ist ja an einem Sonntag. Da spielt zumindest die Altstadt nicht und wer Bock auf Fußball hat, der ist herzlich zu einem gemütlichen Abend eingeladen!

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