Nach dem Wochenende ist vor dem Jubiläum - Slipknot haben sich angesagt, vier Bühnen kommen
Rock im Park sprengt wieder einmal die Rekorde
veröffentlicht am 10.06.2024 | Lesezeit: ca. 5 Min. | von Andreas Bär
Ärzte-Frontmann Farin Urlaub bewies Herz und gute Laune. Er mag alle. Außer Nazis. Und Riesenräder. Zwei Gründe mehr, ihn zu mögen!, Foto © Andi Bär
Mit Spannung erwartet hat das 2024-er Rock im Park-Festival nahezu alle Erwartungen erfüllt, wenn nicht sogar übertroffen. Perfektes Festivalwetter sorgte für beste Laune unter den Musikanhängern. Warm genug, um perfekt zu feiern. Kühl genug, um auch zu fortschreitender Stunde nicht Gefahr eines Kollapses zu laufen. Und vor allem auf den Bühnen so gut bestückt, dass für jeden etwas dabei war, zumal nahezu sämtliche Acts auf sehr hohem Niveau performten.
Freunde aufstrebender Bands kamen in der Arena auf der Orbit-Stage ganz auf ihre Kosten. Dazu lieferten alte Hasen wie die Antilopengang, Biohazard, Sondaschule und insbesondere Altmeister Ice T. und Body Count großartige Gigs. Nicht selten mussten die Securitys schon lange vor den beginnenden Auftritten die Türen verriegeln, da die Arena aus allen Nähten platzte. Ungeplanterweise wurde zeitweise sogar der zweite Oberrang geöffnet. Mit einem nicht zu unterschätzenden Vorteil für das campende Publikum: Als Abwechslung zu den zahlreich aufgestellten Mobiltoiletten warteten dort Keramikschüsseln auf die Gäste.
Faszinierendes war einmal mehr auf der überragend beschallten Mandora-Bühne zu beobachten. Zwischen proppenvoll und - zumindest gefühlt - beängstigend schwach besucht, worunter insbesondere Ex-Slayer-Gitarrist Kerry King zu leiden hatte - avancierte sie zum nicht sehr geheimen Geheimtipp. Auch, da die Verpflegungssituation auf der kleineren der beiden Hauptbühne perfekt war und Wartezeiten nur im Minimalbereich in Kauf genommen werden musste. Die ganz schlauen Biertrinker steuerten da die Arena an: Nahezu zeitgleich mit seiner Ankunft war dort das mit 6 Euro und 50 Cent nicht sonderlich günstige Hopfenkaltgetränk auch schon gezapft. Einzig der immense Ansturm am besucherstarken Samstag auf der Mainstage sorgte für die ein oder andere Sorgenfalte bei Sicherheitspersonal und Gästen. Am Ende lief alles glimpflich ab: Die Rettungs- und Sicherheitsdienste zeigten sich sehr zufrieden mit dem Gesamtablauf. Dafür sorgten auch die Bands.
Das Highlight des Wochenendes lieferte dabei auf der Mandora-Stage Corey Taylor. Der Slipknot-Frontmann präsentierte sich auf dem von ihm als sein persönliches Lieblingsfestival bezeichneten von seiner Sahneseite. 75 Minuten lang feierte er mit dem Publikum. Und zeigte sich voller Vorfreude auf nächstes Jahr. Weshalb? Das wurde kurze Zeit später seitens der Veranstalter DreamHaus und Argo Konzerte bekanntgegeben: Wenn im nächsten Jahr Rock im Park von 6. bis 8. Juni sein 40-jähriges Jubiläum und den 30. Geburtstag in Nürnberg feiert, werden Slipknot dabei sein. Sie wurden als erster Hauptact bestätigt. Early-Bird-Tickets sind schon ab 10. Juni erhältlich. Was sich dann ändern wird, dürfte viele überraschen: Erstmals seit vielen Jahren wieder werden vier Bühnen bespielt. Damit einhergehend kündigten die Veranstalter schon jetzt an, dass mit 100 Bands soviele wie nie zuvor in der Norisstadt einchecken werden.
Die Hauptbühne steht dabei definitiv wieder im Fokus. Auch in diesem Jahr boten sich einige Möglichkeiten, denkwürdige Auftritte zu beobachten. Die Ärzte als finale Band auf der Utopia-Stage lieferten ein feines Potpourrie aus neuen Stücken und Allzeit-Klassikern, garniert mit einer in diesem Maß nur selten gesehener Interaktion mit ihrem Publikum. Frontmann Farin Urlaub „verliebte“ sich inständig: In das dauerhaft blinkende Riesenrad, das in den Augenwinkeln eines jeden Gastes und Musikers unweigerlich mitfährt. Es gab schlichtweg nichts an einem starken Auftritt der Berliner Kultkombo auszusetzen. Das galt auch für die gewohnheitsmäßig überragend performenden Dropkick Murphys, die auch weiterhin ohne Al Barr touren – Ken Casey war es egal: Er hielt die Laune auf der Centerstage bis zum gnadenlosen Ende hoch: Da bestand (natürlich!) aus dem Klassiker Shipping up to Boston. Ganz großer Sport der irischen Amerikaner! Ähnlich stark waren auch Queens of the stone age unterwegs: Mit weit weniger Interaktion als die sie flankierenden Bands. Dafür technisch höchst anspruchsvoll und einfach nur großartig. Auch am Samstag war einiges geboten: Kraftklub und Maneskin sollen stark performed haben – mangels Zulassung als Fotograf entschied sich ein großer Teil des Journalistentrosses für den Gang auf die kleineren Bühnen. Und dafür wurde man belohnt: Machine Head, Corey Taylor und Parkway Drive lieferten auf der Mandora-Stage beständig laut und bärenstark ab. In der Halle war es Team Scheisse, das einen monströsen Abriss lieferte und zu ihren zahlreichen Anhängern nicht wenig neue gewonnen haben dürfte. Am Ende des Tages bleibt festzuhalten, dass Rock im Park im Jahr vor seiner Jubiläumsparty Lust auf mehr gemacht hat. Oftmals hörte man von Gästen, die eigentlich mit der legendären Bro Hymne von Pennywise am Sonntag ihre Festival-Karriere in Nürnberg beenden wollten, dass sie mindestens noch eine Saison verlängern werden. Gut gebrüllt, Partylöwe!