Klassiker

Ein inspirierender Abend im Reitstadel

Saisonschluss bei den Neumarkter Konzertfreunden mit einem „musikalischen Spaß“, serviert von Mitgliedern des Amsterdamer Concertgebouw Orchesters

veröffentlicht am 18.06.2024 | Lesezeit: ca. 2 Min. | von Martin Köhl

Amsterdamer Concertgebouw Orchesters bei den Konzertfreunden Neumarkt

Amsterdamer Concertgebouw Orchesters bei den Konzertfreunden Neumarkt, Foto © Frank Schinski

Wenn ein Konzert unter dem Leitgedanken musikalischer Späße steht, versteht sich von selber, dass Wolfgang A. Mozarts berühmte musikalische Parodie, die auch unter dem Namen „Dorfmusikantensextett“ firmiert, nicht fehlen darf. Aber der oft recht alberne Komponist versteckte bisweilen auch in solchen Werken kleine musikalische Späßchen, die im übrigen total „seriös“ sind.

So beispielsweise im Oboenquartett von 1781, wo Mozart plötzlich einen 4/4-Takt mit einem 6/8-Takt kollidieren ließ. In diesem Werk spielte Miriam Pastor Burgos, Englischhornistin am Concertgebouw in Amsterdam, ein berückendes Solo, das von den drei Streicherinnen mit nobler Zurückhaltung begleitet wurde.

Zuvor hatte man im akustisch so idealen und bei den Abonnementabenden der Neumarkter Konzertfreunde stets ausverkauften Konzertsaal, dem historischen Reitstadl, einer besonders geglückten, weil originellen Version von Mozarts „Ein musikalischer Spaß“ lauschen dürfen. Das zu hören war in der Tat sehr vergnüglich, da die beiden exzellenten Hornisten nicht nur die gewünschten Töne sauber blasen, sondern auch die eigentlich unerwünschten, also die falschen, perfekt „schief“ hervorbringen konnten. Und brillant war auch die Manier, in der sich die Primgeigerin entlang der leiterfremden Töne – also abermals der falschen – hinaufhangelte. Der Schlussakkord endete in der erwartbaren Kakophonie, köstlich!

Eingerahmt wurde dieses reine Mozart-Programm von zwei Violinkonzerten, dem zweiten in D-Dur KV 211 und dem fünften A-Dur KV 219. Alina Pogostkina, die Prinzipalin des Abends, entlockte ihrer Geige eine breite Palette von Tönen, die von zart bis schneidig reichten. Amüsiert konnte man zuschauen, wie sie mit der Primgeigerin fast kokettierend korrespondierte.

Das Ensemble „Camerata RCO“, bestehend aus Mitgliedern des Concertgebouw, spielt in wechselnden Formationen und scheint die Elite aus den Reihen des berühmten Orchesters zu versammeln. Das Konzert zum Saisonende in Neumarkt jedenfalls erwies sich als Bestätigung für die außerordentliche Qualität, der sich die Amsterdamer seit langem rühmen dürfen. Ein inspirierender Abend!

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