Bei diesem Artikel handelt es sich um eine Pressemitteilung.
Mozart und seine Einflüsse
Ein fesselndes Konzert des Rosentaler Ensembles
veröffentlicht am 29.07.2024 | Lesezeit: ca. 3 Min.
Am Samstagabend fand ein weiteres Konzert des Rosentaler Ensembles in
der Johanniskapelle statt. Das Programm bestand größtenteils aus
Werken von Komponisten, die direkten Einfluss auf W. A. Mozart hatten.
Christopher Berensen, der Leiter des Ensembles, bestand darauf, Mozart
als „Wolfgang Amadé“ zu bezeichnen, in Anspielung darauf, dass er nie
wirklich „Amadeus“ genannt wurde.
Dem Duo gelang es, alle Eindrücke von Überheblichkeit abzulegen,
die man bei diesem Repertoire haben könnte. Wo andere Ensembles sich
zurückhalten würden, ergriffen diese Musiker die Initiative und
schafften es, die Werke als hochenergetisch und emotional zu
präsentieren. Sie begannen mit einer Sonate von Luigi Boccherini, die
eine Melodie enthielt, die so sehr an Mozart erinnerte, dass Berensen
das Publikum fragte, ob jemand erkennen könne, wo sie in Mozarts Œuvre
zu finden wäre. Der schnelle Satz war so schnell und kraftvoll, dass
man den Eindruck hatte, dem antiken Klavier (angeblich im achtzehnten
Jahrhundert gebaut) würde eine Saite reißen. Bei der Sonate von Johann
Christian Bach waren nicht nur Momente von Lieblichkeit zu hören,
sondern auch Passagen, die man als direkte Wegbereiter des Wiener
Klassikstils erkennen konnte. In einem Exkurs zwischen den Sätzen
erklärte Berensen, dass solche kurzen Sonaten keine bloßen
„Damensonaten“ waren, wie die Musikwissenschaftler im 19. Jahrhundert
sie nannten, sondern dass Werke dieser Art im London der Bach-Ära in
Mode waren.
Werke von Leopold Mozart scheinen selten auf der Konzertbühne
präsentiert zu werden. Dieses Konzert beinhaltete zwei ungewöhnliche,
aber schöne Werke des berüchtigten Mozart-Vaters: Bühnenmusik für eine
Karnevalsaufführung und zwei Sätze aus einer Klaviersonate. Damit
boten sie einen faszinierenden Einblick in die musikalische Ausbildung
des jungen Mozarts und standen für sich selbst – ein Stil irgendwo
zwischen Barock und Klassik. Ein echter Augenöffner war die Darbietung
von Leopold Nicolaus einer Sonate von Giuseppe Tartini. Obwohl
Nicolaus ganz allein musizierte, entstand der Eindruck, dass ein
ganzes Ensemble spielen würde. Sein mutiger Gebrauch von Portamento
schmeichelte dem Ohr, und sein bedachter Einsatz von Kraft in der
unteren Lage der Geige erinnerte an Holzbläser. Ein fantasievoller und
leidenschaftlicher Geiger der alten Tradition.
Mozarts Violinsonate KV 296 rundete das Programm ab und machte
dem Publikum deutlich, wie sehr Berensen sich mit der Musik
identifiziert. Ob im Vordergrund oder in der Begleitung, der Pianist
war fähig, Momente von Pathos und Humor zu schaffen. Im langsamen Satz
nutzten Nicolaus und Berensen eine Technik namens Tempo Rubato und der
Effekt der entstehenden Spannung war fesselnd. Dies war ein Konzert,
das sich zu besuchen lohnte, und obwohl Mozart im Programm stand, war
es kein bloßes „Klassik zum Träumen“-Programm. Rätselhaft und schade
für das Ensemble war die im Vergleich zu den jüngsten Auftritten des
Rosentaler Ensemble geringe Besucherzahl.