Der Tod als Thema für ein Bilderbuch ist kein einfacher Stoff. Das weiß auch Regisseurin Sigrid Herzog. Der Illustrator und Autor Wolf Erlbruch habe sich in seinem gleichnamigen Kinderbuch (2007) mit Fragen nach dem Sinn des Lebens, seiner Endlichkeit, Freundschaft, Lebensfreude sowie Trauer und Abschied ganz vorsichtig auseinandergesetzt, das gefalle ihr. Auch die Bühnenfassung von Nora Dirisamer sei recht gut gelungen. Nach der erfolgreichen Inszenierung von Sigrid Herzog in der letzten Spielzeit nimmt das Mainfrankentheater die Produktion ab 27. Oktober 2024 in der Spielzeit 2024/25 wieder auf. „Es ist ein so wichtiges Thema“, sagt die Regisseurin, „ein ernster Stoff zugegeben, aber in der Geschichte so behutsam behandelt.“ Das Familienstück möchte das Würzburger Theater daher nun im Kleinen Haus erneut anbieten. Geeignet ist „Ente, Tod und Tulpe“ für Menschen ab 6 Jahren, im besten Fall für die ganze Familie.
Kinderstücke zu inszenieren, findet die erfahrene Opern- und Theaterregisseurin spannend. Man müsse da mit derselben Ernsthaftigkeit rangehen wie bei Stücken für Erwachsene, sagt sie, aber immer die Aufnahmefähigkeit der Kinder beachten. Am Mainfrankentheater war Herzog schon mehrfach tätig. Zudem war sie etwa von 1993 bis 2015 Vizedirektorin der Otto-Falkenberg-Schule in München und unterrichtet seit 2008 Schauspiel am Opernstudio der Bayerischen Staatsoper.
Zur Handlung: Ente freut sich auf einen schönen Sommertag, doch an diesem Morgen ist etwas anders. Ente fühlt sich beobachtet, droht da etwa Gefahr? Mutig stellt sie sich ihrem Verfolger und steht plötzlich dem Tod persönlich gegenüber. Sie hatte noch so viel vor, keine Zeit, mit dem Tod mitzugehen, der sie eigentlich holen wollte. Der Tod wird neugierig und gewährt ihr noch Zeit, geht mit ihr tanzen (Choreographie: Tyrel Larson), schwimmen, stellt sich ihren Fragen. Etwa der Überlegung, ob es im Himmel einen Teich gebe, der so schön sei, wie der der Ente. Beide lernen sich kennen, freunden sich an, wohl wissend, dass das nicht ewig bleiben wird. Über den Sommer haben beide vieles voneinander und übereinander gelernt. In den beiden Hauptrollen sind Laura Storz (Ente) und Martin Liema (Tod) zu sehen. Nils van der Horst vervollständigt das Ensemble als Erzähler. Die musikalische Leitung hat Andreas Sieber, der live mit seiner Musik die Handlung auf der Bühne erweitert.
Die musikalische Gestaltung sei, so beschreibt es Herzog, für die Bühnenversion ungemein wichtig. Gitarrist Andreas Sieber, Hausmusiker des Mainfrankentheaters und musikalischer Leiter der Produktion, begleite als Atmosphärengeber die Handlung, entwerfe seine Klangstimmungen live auf der Bühne. Das sei ein wichtiger Beitrag zur Bühnenpoesie, nehme Spannung heraus, lasse aber auch ernstere Momente zu und spiegle gleichzeitig die fröhlichen Momente.
„Der Trick an der Geschichte“, so Sigrid Herzog, „ist es, dass nicht das Leid des Sterbens in den Vordergrund gerückt wird, sondern es immer um das Leben an sich geht.“ Erzählen könne man die Handlung auch nur, so die Regisseurin, wenn die Ente das alles, was sie mit dem Tod unternimmt, auch die zunehmende Schwächung im Jetzt erlebt, als Teil ihres Lebens. Ente stellt viele Fragen, bringt den Tod damit auch an seine Grenzen. Denn auch er kann nicht auf alles Antworten geben. Der Tod steht nicht als direkte Bedrohung im Vordergrund, sondern eher als Begleiter auf diesem schwierigen Weg, den beide miteinander gehen werden. Fragen nach dem Sinn des Lebens, danach, was einem wichtig ist oder was man noch tun möchte, können so behutsam mit einer gewissen Leichtigkeit gestellt werden.
„Todernst“, so Herzog, „kommt die Inszenierung trotz aller Ernsthaftigkeit nicht daher. Es gibt ganz viele lustige und lockere Momente, viel zu lachen. Wir wollen zeigen, wie schön das Leben sein kann, man jeden Moment schätzen und nutzen sollte.“ Das tun Ente und der Tod dann auch. Bühnenbild und Kostüme (Isabelle Kittnar) sollen das ebenfalls spiegeln, auch wenn der Tod dunkel gekleidet ist und so einen Kontrast zum blauen Teich und der bunt gefiederten Ente bildet. Dennoch haben beide auch viel Spaß miteinander, ehe sich im Herbst eine Änderung abzeichnen sollte. „Auch dieser unausweichlich bevorstehende Abschied“, sagt die Regisseurin, „wird ganz behutsam erzählt.“
Das Stück wird beim kleinen und großen Publikum sicherlich auch im Nachhinein Anlass für weitere Überlegungen oder auch ein Gespräch sein, da ist sich Herzog sicher. Das findet sie gut, denn das Thema geht alle an. Keiner könne sich da wegducken.
Das Theater bietet unter anderem auch theaterpädagogische Materialien oder auf Anfrage, etwa für Kindergärten und Schulen, eine Vor- und Nachbereitung an. Am Tag der Wiederaufnahme-Premiere steht im Anschluss an die etwa einstündige Vorstellung auch ein Nachgespräch mit der Regisseurin sowie dem Ensemble auf dem Programm.
Weitere Informationen zur Inszenierung des Mainfrankentheaters sowie der Buchvorlage, finden Interessierte unter www.mainfrankentheater.de.