VENUS-MARS von Christian Schloyer
Ist es vielleicht doch keine gute Idee, die Zukunft der Menschheit auf dem Mars zu suchen?
veröffentlicht am 27.09.2024 | Lesezeit: ca. 2 Min. | von Nele Wicher
Bei „VENUS-MARS“ von Christian Schloyer handelt es sich um zwei, um 180° versetzt und ineinander gebundene Bände, welche jeweils ihre eigene Geschichte erzählen und je nach Gusto nach-, neben-, oder miteinander gelesen werden können. Das Buch hat zwei Titelseiten, aber keine Rückseite. Beginnt man auf der einen Seite, steht der Band VENUS im Fokus – ein klassisch aufgebauter Lyrikband, bestehend aus den drei Zyklen „Sphäre“, „Polis“ und „Soma“. Dreht man das Buch und beginnt von der anderen Seite zu lesen, taucht man mit dem Band MARS unmittelbar in ein lyrisches Text Adventure Game ein, in welchem man sich als Überlebende:r auf dem roten, fremden Planeten zurechtfinden muss, vor Entscheidungen steht und Rätsel lösen kann. Doch was wäre Dystopie ohne ein bisschen Nervenkitzel? Diesen stellt Schloyer gleich zu Beginn her und eröffnet der Leserschaft damit eine ganz besondere Leseerfahrung: „Leider ist es möglich, in dieser äußerst unwirtlichen und ungewissen Umgebung zu sterben, weshalb dieses Buch mit Vor-, Um-, Hell- und Nachsicht zu handhaben ist!“
„VENUS-MARS“ verdreht Kopf und Geist auf die wohl schönste Art und Weise und lädt dabei in einer dystopischen Szenerie zum Philosophieren ein: über Klimakatastrophe und menschengemachtes Schicksal, über Gegenwart und Zukunft und über Patriarchat und Geschlechterkategorien. Wer Feel-Good-Lektüre sucht, der wird bei Schloyer nicht fündig. Wer jedoch auf konfrontative Schlagfertigkeit, Science-Fiction und Sprachakrobatik steht, wird mit den Bänden viel Freude haben. Als besonderes „Easteregg“ ist im Band MARS via QR-Code der Zugang zu einem „Darknet“ versteckt, das so einige Überraschungen bereithält.
Christian Schloyer: VENUS-MARS. Gedichte, Poetenladen Literaturverlag, Leipzig 2024,120 Seiten, Taschenbuch, 19,80 Euro, ISBN: 978-3-948305-27-7.