Caspar David Friedrich. Eine Rückkehr
Das Albertinum und das Kupferstichkabinett im Residenzschloss Dresden zeigen Werke von Caspar David Friedrich
veröffentlicht am 24.10.2024 | Lesezeit: ca. 5 Min.

Caspar David Friedrich, Der Wanderer über dem Nebelmeer, um 1817, Foto © SHK/Hamburger Kunsthalle/bpk, Foto Elke Walford
Caspar David Friedrich – Der Maler (24. August 2024 bis 5. Januar 2025)
2024 war das Jahr in Bezug auf den 250. Geburtstag des Künstlers Caspar David Friedrich (wir haben bereits in unserer Ausgabe 62 ausführlich darüber berichtet). Bevor dem Malergenie in seiner Geburtsstadt Greifswald ab 16. Oktober 2024 ein letztes Mal mit der Ausstellung „Heimatstadt“ gehuldigt werden wird, stellen die Staatliche Kunstsammlungen Dresden den Meister der Romantik seit dem 24. August sozusagen „in die Auslage“. Mit „Wo alles begann“ haben die Verantwortlichen die Ausstellung betitelt und meinen damit sicherlich die Tatsache, dass Friedrich mehr als 40 Jahre seines Lebens in der Stadt an der Elbe verbrachte und dabei wohl seine bedeutendsten Werke schuf. Caspar David Friedrichs Landschaftsgemälde in ihren leuchtenden Farben, das geheimnisvolle Licht seiner Bilder und die Darstellung endloser Ferne haben die Sicht auf die Natur nachhaltig geprägt. Sie gewinnen ihre große Strahlkraft aus einer luftigen Transparenz im Farbauftrag und dem Zauber ihrer Nuancen. Im Albertinum werden seine Werke bedeutenden Landschaftsbildern aus der Gemäldegalerie Alte Meister gegenübergestellt. Diese Landschaften der großen Meister – Jakob Ruisdael, Salvator Rosa und Claude Lorrain – gehörten schon zu Friedrichs Lebzeiten zu den hochgeschätzten Hauptwerken der Galerie. Zugleich beleuchtet die Ausstellung Friedrichs Netzwerke und zeigt Gemälde seiner Freund:innen und Zeitgenoss:innen.
Friedrichs Bekanntschaften in Dresden und darüber hinaus waren entscheidend für seine künstlerische Laufbahn. Gemälde mit ihm befreundeter Künstler:innen, seiner Schüler:innen und von Maler:innen in seinem Umkreis, unter anderem der Akademieprofessoren, veranschaulichen die Vielschichtigkeit des Kunstbetriebes zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Im Albertinum wird ein Überblick über das Spektrum der Bildwelten zwischen 1800 und 1850 präsentiert, in dem sich die Meisterwerke Caspar David Friedrichs verorteten. Zudem sind zahlreiche Leihgaben aus deutschen und europäischen Museen in der Ausstellung vertreten, darunter die Hamburger Kunsthalle, die Kunstsammlungen Chemnitz, das Museum Folkwang, das Museo Thyssen-Bornemisza in Madrid und das Belvedere in Wien. In der Dresdner Ausstellung und dem Begleitprogramm werden zugleich Bezüge zu anderen Orten in der Stadt und der Region veranschaulicht und verschiedene Betrachtungsweisen, künstlerische und wissenschaftliche Zugänge zum Künstler und seinem Werk einbezogen. In Dresden findet damit das Caspar-David-Friedrich-Festival anlässlich seines 250. Geburtstag zwar nicht den krönenden Abschluss, aber immerhin eine mehr als respektable Würdigung. Nach der Hamburger Kunsthalle, der Alten Nationalgalerie Berlin und den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden folgt ab dem 16. Oktober schließlich eine letzte Ausstellung in seiner Geburtsstadt Greifswald, bevor dann 2025 im Metropolitan Museum of Art in New York unter dem Titel „Caspar David Friedrich: The Soul of Nature“ eine große Retrospektive zu sehen sein wird.
Caspar David Friedrich – Der Zeichner (24. August bis 17. November 2024)
Das Kupferstich-Kabinett im Dresdner Residenzschloss lenkt den Blick auf Friedrichs künstlerischen Prozess. Seine Zeichnungen entstanden auf seinen Wanderungen in der Umgebung Dresdens, in der Sächsischen Schweiz, im Riesengebirge und während seinen Reisen in die Heimat nach Greifswald und Rügen. Wandern und Zeichnen gehören bei Friedrich eng zusammen. Noch heute ist spürbar, wie konzentriert und voller Hingabe Friedrich die Natur in seinen Zeichnungen erfasste. Seine radikale Subjektivität und zugleich hohe Genauigkeit in der Darstellung wirken unvermindert. Die Präsenz seiner Kunst wird vor allem vor den Originalen selbst erfahrbar. Seine Wanderwege werden in der Ausstellung sichtbar und regen dazu an, seinen Pfaden auf eigenen Wanderungen zu folgen.
Neben herausragenden Zeichnungen besitzt das Dresdner Kupferstich-Kabinett mit einem einzigartigen handschriftlichen Manuskript von Friedrich einen besonderen Schatz, der in der Ausstellung vorgestellt wird. Im Text äußert sich der Künstler zu Werken seiner Zeitgenossen und stellt kunsttheoretische Überlegungen an, er betont auch, dass die Natur nicht nur als äußere Erscheinung, sondern als Ausdruck des Inneren, des Geistigen und Göttlichen verstanden werden müsse. Friedrich formuliert hier seine Überzeugung, dass Kunst ein Medium ist, um tiefe emotionale und spirituelle Erfahrungen zu vermitteln. Ein bekanntes Zitat aus dem Manuskript lautet: „Der Maler soll nicht bloß malen, was er vor sich sieht, sondern auch, was er in sich sieht.“ Diese Aussage reflektiert Friedrichs Auffassung, dass Kunstwerke nicht nur Abbildungen der äußeren Welt sein sollten, sondern auch innere, subjektive Empfindungen und geistige Wahrheiten ausdrücken müssen. Das Manuskript ist somit ein Schlüsselwerk, um die Philosophie und die künstlerischen Absichten Caspar David Friedrichs besser zu verstehen. Es bietet einen wertvollen Einblick in die romantische Ästhetik, die Friedrichs Werke so einflussreich gemacht hat. Im Dialog mit bedeutenden Leihgaben aus den wichtigsten Museen und Privatsammlungen gewährt die Ausstellung damit einen einmaligen Einblick in Friedrichs Denken und Schaffen.
Alle wichtigen Informationen für Ihren Besuch finden Sie unter www.skd.museum.de.