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Haydn und seine Meisterwerke in kammermusikalischer Finesse
Sextett Konzert des Rosentaler Ensemble - Eine Rezension
veröffentlicht am 20.08.2024 | Lesezeit: ca. 3 Min.
Am vergangenen Samstagabend verwandelte sich die Orangerie des Schlosses Seehof in Memmelsdorf bei Bamberg in einen Ort musikalischer Magie. Das Rosentaler Ensemble präsentierte im Rahmen der Sommermitte-Konzerte ein Kammermusikkonzert, das auf den ersten Blick eine gewagte Reduktion von Haydns Sinfonien auf sechs MusikerInnen versprach. Skepsis wäre da durchaus angebracht gewesen, schließlich könnte man befürchten, dass diese Reduktion zu einem farblosen und wenig zufriedenstellenden Ergebnis führt. Doch das war keineswegs der Fall. Beim Grußwort des Leiters, Christopher Berensen, dessen Moderation stets charmant und lehrreich wirkte, wurde erwähnt, dass Haydn selbst diese Arrangements sehr schätzte – ein Umstand, den man schnell nachvollziehen konnte.
Das Konzert begann mit Joseph Haydns Sinfonie Nr. 104 in D-Dur, auch bekannt als „London“. Bereits im ersten Satz zeigte das Ensemble seine bemerkenswerte Fähigkeit, technische Präzision mit emotionaler Tiefe zu verbinden. Caroline Teske am Flauto Traverso zauberte in den Andante-Passagen eine Leichtigkeit in die Musik, die das Publikum in ihren Bann zog, während Leopold Nicolaus und Julius Petrak an den Violinen eine sprühende Lebendigkeit in den schnelleren Sätzen zur Geltung brachten. Berensens einfühlsames Spiel auf dem Hammerklavier unterstrich dabei den Witz und die Fülle der Kompositionen aus der Zeit um 1800.
Zwei besondere Höhepunkte des Abends waren die Solo-Darbietungen von Teske und Berensen. Das Allegretto aus Carl Philipp Emanuel Bachs Flötensonate in G-Dur, Wq. 133, etwa, zeigte die beeindruckende Verbindung zwischen Solistin und Begleiter. Die zarten Phrasierungen verliehen dem Werk eine unverwechselbare Ausdruckskraft, die das Publikum in atemloser Stille lauschen ließ. Das Rondeau der Mozart'schen Klaviersonate in B-Dur, KV 281, erhielt durch Berensen eine besonders filigrane Interpretation. Sein Spiel offenbarte eine subtile Humoristik, die den Charakter von Mozarts Werk auf überzeugende Weise einfing. Diese Momente verdeutlichten, warum die Ergebnisse der historisch informierten Aufführungspraxis so geschätzt werden – zumindest in Fachkreisen.
Nach einer kurzen Pause kehrte das Ensemble mit einer zweiten Hälfte zurück, die nicht minder beeindruckend war. Haydns „Canzonetti“ – „A Pastoral Song“ und „Sailor’s Song“ – wurden von Katharina Görtlers warmer, ausdrucksstarker Stimme getragen. In der intimen Akustik der Orangerie wirkten diese Lieder besonders kultiviert.
Das Konzert endete mit Haydns Sinfonie Nr. 102 in B-Dur, einem Werk, das trotz der Reduktion auf sechs Musiker eine intime Dramatik erhielt. Auch die Bratschenstimme enthielt kleine, aber rührende Überraschungen, die Lena Rademann mühelos darbot. Vor dem aufmunternden Presto-Satz bedankte sich Berensen im Namen des Ensembles und empfahl dem Publikum, „so viele Alte-Musik-Konzerte wie möglich zu besuchen“ – ein Ratschlag, dem man, trotz der Skepsis, vielleicht folgen sollte.
Rezension des Konzerts am 16. August 2024.
© Doreen Hart 2024