Vorhang auf!

Turbulentes Rollenverständnis

Axel Weidemann inszeniert für das Landestheater Dinkelsbühl die Komödie „Wie angelt man sich einen Feministen?“

veröffentlicht am 08.12.2024 | Lesezeit: ca. 5 Min. | von Elke Walter

Alex Weidemann führt Regie bei „Wie angelt man sich einen Feministen?“

Alex Weidemann führt Regie bei „Wie angelt man sich einen Feministen?“ , Foto © Felix J. Mohr

„Dieses Stück ist ein Fest für eine Darstellerin und einen Darsteller“, schwärmt Axel Weidemann, der gerade für das Landestheater Dinkelsbühl die erfolgreiche Komödie „Wie angelt man sich einen Feministen?“ inszeniert. Das Erfolgsstück von Samantha Ellis, im Original „How to Date a Feminist“, wurde 2016 im Arcola Theatre in London uraufgeführt und ist seither ein Hit auf zahlreichen Theaterbühnen im In- und Ausland. Als Textvorlage für die Dinkelsbühler Produktion dient die deutsche Fassung der romantischen Komödie von Silke Pfeiffer. Axel Weidemann inszeniert, nach erfolgreichen Produktionen wie „Honig im Kopf“ (2019) oder auch „Monsieur Claude und seine Töchter“ (2022) bereits zum vierten Mal am Landestheater.

Kate steht auf Machos, Steve ist Feminist und so gar nicht ihr Typ. Dachte sie zumindest, bis sie Steve auf einer Kostümparty kennenlernt. Er war in einem Frauenprotestcamp aufgewachsen, also völlig anders sozialisiert als seine Partnerin, die in einem Londoner Vorort als behütetes Einzelkind ganz bürgerlich groß geworden war. Trotz aller Unterschiede und Konflikte finden die beiden zueinander und heiraten. Eine Ausgangslage, die auf den ersten Blick bereits absolut zum Scheitern verurteilt zu sein scheint. Als wäre das nicht schon Herausforderung genug, mischen sich erschwerend auch noch ihre Eltern sowie die Ex-Partner ein. Startpunkt zu einem turbulenten Schlagabtausch um Beziehung und Rollenbilder.

Parallel zu ihren eigenen Figuren als Kate und Steve, übernehmen die beiden Darsteller des Hauptpaares, Maike Frank und Andreas Peteratzinger, auch die weiteren Figuren. Sie die Mutter von ihm sowie dessen Ex-Freundin, er ihren Vater sowie ihren Ex-Freund. Das sorge, laut Weidemann, für weitere Turbulenzen, da diese Nebenpersonen extrem unterschiedlich sind, deutlich überzeichnet werden und irgendwie immer reinspielen. Dadurch entwickle sich eine zusätzliche Komikebene, mit viel Witz, aber auch hintergründigen Anspielungen. Tradierte Rollenbilder werden feministischen Denkweisen gegenübergestellt, etwa derart, wer solle sich wie verhalten, welche Erwartungen gebe es an die einzelnen Personen. Das bringt auf allen Ebenen, etwa beim Umgang der unterschiedlichen Figuren zueinander, eine Menge an komödiantischem Potenzial mit sich, was die Inszenierung auch gerne ausspielt. „Das Stück ist so wunderbar gesetzt“, beschreibt der Regisseur die Vorlage, „hat schöne Dialoge und einen Blick für die zugrunde liegende, durchaus hintergründige Komik.“ Alles sei optimal konstruiert, ergänzt er noch. Beide Elternteile treffen als Schwiegereltern aufeinander, auch die Ex-Partner mischen in dem bunten Reigen mit. „Stellenweise“, so Weidemann, „möchte man sich schon fragen, wie die vorausgegangenen Beziehungen des Hauptpaares überhaupt haben zustande kommen können.“

Die Figuren der Elternteile sowie der Ex-Partner seien, so der Regisseur, recht extrem und kontrastreich angelegt, überzogen und archetypisch formuliert. Eine Komödie darf das auch tun. Im Vergleich zu diesen vier Nebenrollen, erscheinen Kate und Steve eigentlich relativ normal, sind auch die tiefgründigeren Figuren. Manchmal, schmunzelt Weidemann, könne man sogar ahnen, wo die eine oder andere Eigenheit herkommen könnte. Da habe bestimmt auch das Publikum seinen Spaß dabei, finde sich vielleicht auch selbst wieder. Das Zweierspiel, betont der Regisseur, sei eine große Herausforderung, da beide immer präsent sein, schnellstmöglich zwischen den Figuren variieren und sich dementsprechend auch schnell umziehen und in die andere Figur verwandeln müssen. Das alles geschieht sichtbar für das Publikum, ebenso die notwendigen Umbauten, die das Darsteller-Duo selbst erledigt. Das sei herausfordernd, betont der Regisseur, und in der Stückvorlage schon so vorgegeben, also Teil des Gesamtkonzeptes. Das bringe weitere Facetten dazu. Jede der Figuren erhielte über Kostüme, kleine Details, Sprache oder auch die Haltung ein eigenes Profil. „Sie sollen anhand dessen gleich erkennbar sein“, so der Regisseur. „Das müssen“, so der Regisseur, „die jeweilige Darstellerin und ihr Kollege erst einmal stemmen.“ Maike Frank und Andreas Peteratzinger, so Weidemann begeistert, seien da bestens aufeinander eingespielt, zudem am Landestheater keine Unbekannten mehr. „Die beiden“, fügt er noch hinzu, „haben viel Erfahrung mit solchen Formaten und spielen das mit viel Einsatz und Präzision aus.“ Um eine Komödie spritzig zu inszenieren, muss besonders auch das Timing passen, noch erschwert dadurch, dass auch alle Zwischenschritte für das Publikum einsehbar sind. Da muss alles passen, sonst ginge einer Komödie die Luft aus, so Weidemann.

Premiere feiert die turbulente Beziehungskomödie am 27. November 2024 im Theater im Spitalhof, der Winterspielstätte des Landestheaters Dinkelsbühl. Zu sehen ist es dort über die gesamte Spielzeit mehrmals.

Weitere Informationen gibt es auf der Website, unter www.landestheater-dinkelsbühl.de.

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