Szene

Auf musikalischer Entdeckungstour in Nürnberg

Mit „Finest Fusion“ und „Sparks of Metropolmusik“ starten gleich zwei neue Formate in der Tafelhalle Nürnberg

veröffentlicht am 26.01.2025 | Lesezeit: ca. 4 Min. | von Linus Kallender

Die Tafelhalle Nürnberg als Veranstaltungsort der Freien Kulturszene Nürnbergs

Die Tafelhalle Nürnberg als Veranstaltungsort der Freien Kulturszene Nürnbergs, Foto © Brigitte Sauer

1975 als ehemalige Eisenwalzfabrik unter dem Namen Tafelwerk noch lahmgelegt und größtenteils abgerissen, präsentiert sich die Tafelhalle in Nürnberg als Raum kultureller Entdeckungen, bei denen vor allem das Unkonventionelle, Experimentelle und Innovative auf der Tagesordnung steht. Damit steht der Veranstaltungsort, dessen historische industrielle Nutzung und Charme durch die typisch roten Ziegelsteinwände zur Geltung kommt, ganz in der Tradition der freien Kulturszene der Region und ist somit Teil eines breit gefächerten Gegenprogramms zu den städtischen und staatlichen Theatern. Während in Bamberg über leerstehende Gebäude und zu niedrig angesetzte Förderbeträge für die freie Kultur diskutiert wird, zeigt sich in Nürnberg mit dieser einzigartigen Location ein Paradebeispiel für wertvollen Kulturraum. Neben Theater, Tanz und Kabarett, gibt es in der Tafelhalle auch Musik auf die Ohren. Mit den zwei neuen Reihen „Sparks of Metropolmusik“ und „Finest Fusion“ wurde das Repertoire an Veranstaltungen quantitativ, aber eben auch qualitativ erweitert.

Mit „Sparks of Metropolmusik“ kommt das musikalische Repertoire verschiedener Künstler:innen des Vereins metropolmusik in das Foyer der Tafelhalle. Seit 2010 vereint dieser zurzeit ca. 60 originelle Kunstschaffende der Metropolregion Nürnberg und kennt dabei keine Stilgrenzen. Dieser völlig offene Ansatz geht sogar bis hin zu digitaler Klangkunst. Besucher:innen dieser spannenden Veranstaltung sollten also eine gewisse Neugier und vor allem Offenheit mit sich bringen. Ende Oktober ist die Konzertreihe mit dem Peter Fulda Trio gestartet, welches durchaus exemplarisch für das exzeptionelle Konzept steht. Denn das Release ihres neuen Albums „Icons“ setzt verschiedene sogenannte Standards auf eine derart innovative Art und Weise in eine Beziehung zueinander, die Lust auf mehr macht.

Am 22. Dezember kann sich dann endgültig auf Weihnachten eingestimmt werden. Nicht aber etwa mit weihnachtlichem Gesang einer Mariah Carey oder eines Frank Sinatras, das wäre mit Verlaub wohl zu langweilig. Das „Engelesingen“ der Metropolmusik lässt das besinnliche Fest nach dem Motto „Das wird man ja wohl noch singen dürfen!“ aus den Fugen geraten, mit kritischem Humor. Gesungen wird von Agnes Lepp, Anna Maria Schuller und Silke Straub, die von Magdalena Gosch an der Harfe begleitet werden.

Und auch im neuen Jahr geht es mit frischem Wind weiter: Maja Taube und ihr Treibgut Quartett kommen unter anderem mit einem Instrument, präpariert mit Filz, Kork und Nylonstrümpfen nach Nürnberg. Die Gruppe rund um die Kulturförderpreisträgerin 2023 des Bezirks Mittelfranken präsentieren einen profunden, sensiblen Sound und sind in dieser neuen, schillernden Reihe mindestens so gut aufgehoben wie die in diesem Jahr auftretenden Künstler:innen.

Seit September nimmt sich die Tafelhalle monatlich dem Bereich der Fusion-Musik an, was aufgrund des breiten Interpretationsspielraums wohl eine nicht zu unterschätzende Aufgabe ist. Dabei ist die Reihe mit dem klangvollen Namen „Finest Fusion“ keine typische Anreihung verschiedener Konzerte. Viel mehr handelt es sich dabei um stattfindende Sessions, in denen neben einer Opener Band alle Musikschaffende eingeladen sind, den Abend aktiv mitzugestalten. Dies ist aber auch kein Muss. Will man sich nur den Klängen hingeben, zahlt man einen niedrigeren Eintrittspreis, ansonsten werden 5,50 Euro fällig. Ansonsten sorgt dieses Konzept für eine regelmäßige Interaktion zwischen diversen Musiker:innen, unter anderem von der Hochschule für Musik. An kultureller Relevanz fehlt es dieser Veranstaltungsreihe also kaum, spielt doch der Austausch auch in der Musik eine wichtige Rolle.

Als Opener Band wird am 18. Dezember die Band Fresco die Anwesenden mit ihrer Musik auf den Abend einstimmen. Fresco lässt sich im Bereich Jazz-Fusion ansiedeln, forciert also die musikalische Verbindung zu anderen musikalischen Disziplinen und die stete Weiterentwicklung. Sie nähert sich mit Eigenkompositionen, sogenannten Originals, vorsichtig ihren Idolen – stets mit größtmöglicher Innovation. Mit besten Jazz-Standards von Größen wie Duke Ellington oder Carla Bley, kommt das Kutay Küzel Quartett dann am 22. Januar in die Tafelhalle und führt die „Finest Fusion“ ins neue Jahr. Beginn ist wie bei der gesamten Reihe auch um 20 Uhr, ins Foyer kommen Interessierte bereits ab 19.30 Uhr. Die programmatische Vielfalt allein bei den Openern eines immer völlig neuen und offenen musikalischen Abends zeigt bereits die Verkörperung des Konzepts der Fusion-Musik, die diese Veranstaltung abgibt: Einen unendlichen Lernprozess.

Schlagworte:

Ähnliche Artikel: