Eine ganz und gar unüberhebliche Partyhybris
Die Antilopen Gang geht neue Wege und kommt ins E-Werk
veröffentlicht am 07.01.2025 | Lesezeit: ca. 3 Min. | von Andreas Bär
Danger Dan, hier beim Highfieldfestival 2024, und seine Antilopen Gang versprechen Partystimmung pur, Foto © Andi Bär
Am 24. Januar geht es heiß her im Erlanger E-Werk. Im Rahmen ihrer „Alles muss raus“-Tour gastiert die Antilopen Gang in der Kult-Location.
Fast zwanzig Jahre schon treiben die Rapper der längst legendären Kombo ihr Unwesen auf den Bühnen der Republik. Rapper Koljah und die beiden leiblichen Geschwister Danger Dan und Panik Panzer gründeten vor 15 Jahren, nach ihrer Abspaltung von der früheren Band Anti Alles Aktion (AAA), an der Seite des 2013 freiwillig aus dem Leben geschiedenen vierten Mitgliedes NMZS die noch heute für Furore sorgende Band Antilopen Gang. Inzwischen hat das Trio sieben Studioalben auf den Markt gebracht. Und ihr neuestes ist gleichzeitig ihr spannendstes Werk.
Schließlich beschäftigen sich die Brüder und Koljah nicht nur mit Hip-Hop. Sie beschreiten neue Wege. Und das ziemlich skurril. Die Scheibe besteht letztlich aus zwei Impact-Parts. Der erste Teil ist wie von der Antilopen Gang gewohnt im humorvoll, wütenden Rap-Genre beheimatet. Der zweite Abschnitt des Albums ist dagegen ein komplettes Punk-Album. Was dabei bleibt, wie man es von der nordrhein westfälisch-berlinischen Truppe nicht anders kennt: Der totale Abriss ist garantiert. Mit ihrer Mischung aus kraftvollen Gitarrenriffs, skurril-witzigen Rap-Skills und der dazugehörigen Party-Attitüde rockt die Antilopen Gang seit Jahren immer wieder aufs Neue. Und nicht selten überraschend.
„Es ist so schön, das Leben ist schön“ – Worte, die man von der gerne auf Protest gebürsteten Anti-Fraktion der Band nicht unbedingt erwartet hätte. Die Band, die schon vor zehn Jahren mit dem Gassenhauer „Beate Zschäpe hört U2“ den seither unvermindert weiterlaufenden Rechtsruck in der Gesellschaft in aller Deutlichkeit anprangerte – in einer Zeit als die heutigen Sphären längst nicht absehbar waren –, ist nachdenklicher geworden. Die neben KIZ im wahrgenommenen Rap-Segment politische Hip-Hop-Kombo des Landes legt den Finger in allerlei Wunden. Politisch betont und deutlich links der linken Mitte angesiedelt, aber dabei auch mit dem nötigen Blick über den Tellerrand hinaus. Aber auch ihre Punkattitüde, einst schon auf dem grandiosen Album „Anarchie und Alltag“ aus dem Jahr 2017 auf hohem Niveau ausgelebt, nötigt der Hörerin und dem Hörer großen Respekt ab. Die Musiker zeigen, dass man ihnen mit einer Kategorisierung auf das Hip-Hop-Segment ziemlich unrecht tun würde. Das allerschönste an dem Ausflug in den Punk- und Rock'n'Roll-Bereich: Die verbreitete Partyhybris ist gar keine Überheblichkeit. Sie ist schlichtweg ein grandioser neuer, wenn auch schon einmal ausgelebter, Weg der Antilopen Gang.