Szene

„Das ist schon sehr ehrenvoll!“

Matthias Egersdörfer räumt gleich zwei Kabarettpreise ab

veröffentlicht am 28.11.2024 | Lesezeit: ca. 5 Min. | von Andreas Bär

Unser Gesprächspartner: Matthias Egersdörfer, Deutscher Komiker und Schauspieler

Unser Gesprächspartner: Matthias Egersdörfer, Deutscher Komiker und Schauspieler, Foto © Stephan Minx

Matthias Egersdörfer ist längst Kult. Der auf der Bühne dauergrantelnde Wahl-Fürther ist nicht nur aufgrund seiner Rolle im fränkischen Tatort als Chef der Spurensicherung einer, den die Menschen mögen. Auch als Autor, Musiker und vor allem Kabarettist hat sich der in Lauf aufgewachsene 54-Jährige einen Namen gemacht. Die Vielseitigkeit des privat im Gegensatz zu seinem Bühnen-Ego äußerst smarten Mannes schätzen auch viele Organisationen. Unzählige ihm zuteil gewordene Preise zeugen von dieser Anerkennung. Kurz nachdem er seitens des Nürnberger Burgtheaters den deutschen Kabarettpreis erhalten hat, trudelte die Nachricht über die News-Ticker, dass er vom Bezirk Mittelfranken auch noch den renommierten Wolfram-von-Eschenbach-Preis verliehen bekommt. Am Ende Oktober war es so weit und er konnte diesen entgegennehmen. Am Tag der Verleihung stand er Art.5III für ein Gespräch zur Verfügung.

Hallo Herr Egersdörfer. Vorab die Kernfrage: Muss ich Sie jetzt siezen oder bleiben wir beim fränkisch-liebenswürdigen „Du“?

Wir können gerne beim Du bleiben. So ist es ja nicht.

Dann lass dir gratulieren. Erst der mit 6.000 Euro dotierte deutsche Kabarettpreis, jetzt der mit 15.000 Euro dotierte Wolfram-von-Eschenbach-Preis. Weißt du eigentlich noch, wohin mit deiner ganzen Kohle?

(überlegt kurz): An das Geld hab ich ehrlich gesagt noch gar nicht gedacht. Die Frequenz macht es. Einen Preis kann man gerade noch verdauen. Aber dass der nächste gleich ein paar Wochen später dazukommt, da bin ich fast ein bisschen überfordert, muss ich sagen.

Was bedeuten dir eigentlich diese Preise als Bühnenfigur und altem Grantler? Und natürlich auch als Künstler und Privatmann Matthias Egersdörfer.

Ich glaube, der Bühnen-Egersdörfer bekommt ja eigentlich keinen Kabarettpreis, sondern nur der Darsteller des Bühnen-Egersdörfers. Ich weiß gar nicht, ob der Bühnen-Egersdörfer überhaupt Interesse an so etwas hat. Das wage ich fast zu bezweifeln. Ich weiß noch, dass der Hamburger Comedypokal der erste Preis war, den ich bekommen habe. Der hat sehr viel genützt, da ich danach auch in der Heimat erst einmal auf die Bühnen kam. Der hat viele Türen geöffnet. Wenn man sich die Liste ansieht, wer den Wolfram von Eschenbach-Preis schon alles bekommen hat, ist das schon sehr ehrenvoll. Da bin ich wirklich sehr, sehr dankbar und auch überrascht, dass ich in der Liste stehen darf.

Du hast es anklingen lassen, dass du sehr dankbar bist. Vermutlich auch heute noch einer anderen Person ebenfalls. Andi Bueleer, damaliger Macher im Erlanger fifty-fifty war es ja, der dich einst auf die Bühne geholt hat, in einer Zeit, als dich andere fränkische Veranstalter noch geschnitten haben. Das ist ja heute, da inzwischen Cindy Lang und Navina Ahmann für die Geschicke dort verantwortlich zeichnen, immer noch so und du bist gerne gesehener Gast dort und ich glaube auch als Gastgeber für dein Publikum gerne dort.

Ja, ja! Es war damals sogar Claudia Bill, die es mir erlaubt hat, im fifty aufzutreten in der Zeit, als es Andi noch organisiert hat. Da kehrt man immer gerne zurück. Und soweit ist es ja von Fürth aus nach Erlangen auch nicht.

Apropos Claudia Bill. Welche Kabarettistin oder welchen Kabarettisten mag Matthias Egersdörfer privat eigentlich am liebsten?

Pigor und Eichhorn finde ich gut. Großartiges Musikkabarett. Sehr politisch, sehr böse und sehr lustig. Die habe ich letztes Jahr – es müsste im fifty gewesen sein – gesehen. Sie waren großartig. Ulan & Bator wollte ich übrigens eigentlich sagen. Die haben ja neulich auch den deutschen Kabarettpreis bekommen. Die finde ich auch ganz wunderbar. Den Herrn Hader (Anm. d. Red.: Josef Hader) und den Herrn Frittrang. Als ich Götz Frittrang zuletzt gesehen habe, musste ich fast Tränen weinen, so lustig war es. Es gibt schon einige Kollegen, die ich schon sehr schätze.

Warst du vor einigen Monaten eigentlich neidisch auf die Kollegen Hazel Brugger, Michael Mittermeier und Co., die bei Papst Franziskus zur Audienz im Vatikan waren?

Ach Gott! Ich habe es mitbekommen. In der Richtung bin ich nicht neidisch. Es ist halt anscheinend auch ein Popstar, der Papst und da geht man hin. Ich war, glaube ich, froh, dass ich da nicht hinmusste. Eine Audienz beim Papst. Nein. Da sitze ich lieber in Mittelfranken in einem schattigen Biergarten und hole mir die göttlichen Weihen durch das gute Bier, das dort ausgeschenkt wird.

Eigentlich kann man das Thema Bier ja nicht krönen. Aber wir müssen noch über deine Programme reden. Dein Terminkalender ist ja derzeit proppenvoll, du spielst ja unzählige Programme parallel. Welches ist dir eigentlich am liebsten und worauf dürfen sich die Leute freuen, wenn demnächst dein neues Programm „Langsam“ an den Start geht?

Mir ist eigentlich immer das, was ich aktuell spiele am liebsten. Mit Martin Puntigam bin ich gerade auf Erlösungs-Tour. Langsam – wie der Titel schon sagt. Es geht um Sachen, die langsam gehen. Vielleicht wünscht man sich, dass die Frau in der Früh nicht so schnell redet und den Tag eher langsam beginnt. Es kann aber auch um ein Wirtshaus gehen, das seit 50 Jahren in unveränderter Form betrieben wird. Es geht um langsame Dinge. Manchmal wird es auch ein bisschen schnell, damit man nicht ganz einschläft.

Ich bedanke mich für das Gespräch. Es war mir ein Vergnügen.

Ich danke, Herr Bär. Mir ebenso!

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