Hommage für eine Musiklegende
Dr. Christof Wahlefeld, Intendant des Theaters Schweinfurt, widmet seinen Liederabend „Cry Baby“ der Sängerin Janis Joplin
veröffentlicht am 05.02.2025 | Lesezeit: ca. 5 Min. | von Elke Walter
Raue Blues-Stimme, exzessiver Gesangs- und Lebensstil, das war Janis Joplin. Als erste weibliche Rock- und Bluessängerin gehört sie zu den Musiklegenden der 1960er-Hippiebewegung und hat das Lebensgefühl einer ganzen Generation mitgeprägt. Lieder wie „Bobby McGee“, „Mercedes Benz“ oder auch „Cry Baby“ werden auch heute noch gespielt, halten die Erinnerung an diese außergewöhnliche Künstlerin wach. Schwarze Sängerinnen wie Bessie Smith oder auch Odetta gehörten zu ihren Vorbildern. Dennoch wissen viele Menschen nicht wirklich viel über den Menschen Janis Joplin. Dr. Christof Wahlefeld, seit 2022 Intendant des Theaters Schweinfurt, ist der Autor eines besonderen Musikabends, der unter dem Titel „Cry Baby“, Untertitel „Leben am äußeren Rand der Wahrscheinlichkeit“, ganz andere Facetten der legendären Musikerin aufgreift. Entstanden war die Produktion bereits 2021, als Wahlefeld Künstlerischer Betriebsdirektor am Theater Bielefeld war. Die Idee zu dem Stück, so der Autor, sei auf der Basis einer Biografie, die Janis Joplins Schwester Laura verfasst hatte, entstanden. Den Impuls dazu hatte Michael Heicks, der Intendant des Hauses gegeben und die Uraufführung auch inszeniert.
„Eine brav runter erzählte Biografie“, so Wahlefeld, „sollte das aber nicht werden. Wir wollten das Leben der Musikerin nachvollziehbar machen, in all seinen Widersprüchlichkeiten und Extremen. Nicht der Mythos Janis sollte im Vordergrund stehen.“ Aufgewachsen war Janis Joplin (1943 bis 1970) in der texanischen Provinz, der sie später entfliehen wollte und unter anderem bis in die Hippiehochburg San Franzisco kam. Ihr Leben sei von Extremen gezeichnet gewesen, so Wahlefeld, habe sich zwischen Einsamkeit und Popularität, Bühnenerfolgen, etwa beim Woodstock-Festival, und Drogenexzessen, aber auch der Sehnsucht nach bürgerlicher Geborgenheit bewegt. „Ich wollte die innere Zerrissenheit dieser hochintelligenten jungen Frau spiegeln“, sagt der Autor, „die gegen die engen gesellschaftlichen Konventionen ihrer Heimat sowie die erlebte Ausgrenzung rebellierte und ihr Leben, ohne irgendeine Beschränkung zu akzeptieren, aufs extremste auslebte.“ Das sei weit über ihre eigenen physischen und psychischen Grenzen hinausgegangen, habe sie letztlich zerstört. Zuhause habe sie sich nur auf der Bühne gefühlt. Im jungen Alter von 27 Jahren war diese außergewöhnliche Frau nach offizieller Angabe an einer Überdosis Heroin gestorben.
Der Intendant des Theaters der Stadt Schweinfurt hat „Cry Baby“ im vergangenen Jahr als Eigenproduktion für die Studio-Bühne im Museum Otto Schäfer produziert. Mit Laura Mann, die der Sängerin stimmlich sehr nahe kommt, und Jan Reinelt am Klavier. „Wahlefeld inszeniert Wahlefeld“, ergänzt er, lacht dabei, „die Frage, die sich jetzt stellte, war, ob ein Gastspielhaus, wie wir es sind, ein Stück aus eigener Kraft überhaupt stemmen könnte.“ Das habe dann gut funktioniert, deshalb kommt das Stück in der laufenden Saison erneut auf den Spielplan. „Allerdings wagen wir jetzt“, erzählt der Regisseur, „den Sprung auf unsere große Bühne im Theater im Gemeindehaus. Wir müssen die Inszenierung an den anderen Bühnenraum anpassen, einiges variieren, das ist schon eine Herausforderung.“ Der Intendant ist aber zuversichtlich, dass das gut klappen wird. So gibt es in der jetzigen Fassung neben dem bewährten Duo Laura Mann und Jan Reinelt auch eine Band, die den musikalischen Rahmen erweitern wird. Auch soll der Zuschauerraum etwas anders gestaltet werden, eine Art Arena mit einem Steg entstehen, der das Publikum näher an das Geschehen heranführt. Wahlefeld sieht diese neue Situation als Experiment an, das er sich mit einem fremden Stück, so betont er, nicht getraut hätte (lacht dabei).
Bei allen Programmen, die der Intendant für seinen Spielplan auswählen müsse, sei immer entscheidend, ob das für Schweinfurt auch passe. Die Menschen abzuholen, das sei das wichtigste Ziel dabei. Theater für die Menschen in der Stadt Schweinfurt wolle er anbieten und die besondere Bevölkerungsstruktur – die Stadt habe einen hohen Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund – beachten. Das sei für ihn ein ganz wichtiger Punkt. Was er an Veranstaltungen und Theaterproduktionen in die Stadt hole, sollte daher ein breites Spektrum abdecken, um auch ganz unterschiedliche Gruppen anzusprechen. „Nicht immer leicht“, betont der Intendant, „da als zusätzlicher Faktor auch die Kosten für eingekaufte Produktionen zu beachten sind.“
Jetzt stehe aber erst einmal die Wiederaufnahme von „Cry Baby“ im Vordergrund. Eine Kopie von Janis Joplins Vita soll die Variante auf der großen Bühne nicht sein, sondern eine musikalische Annäherung. Ziel sei es, sich so nah wie möglich an die Person Janis Joplin heranzutasten. Ein vollständiges Bild könne auch ansatzweise nicht das Ziel sein. Die Wiederaufnahmepremiere findet am 13. Februar 2025, Beginn 19.30 Uhr, im Theater im Gemeindehaus, Friedenstraße 23, statt.
Weitere Informationen zur Produktion gibt es unter www.theater-schweinfurt.de.