Dora Hitz, Bettina Heinen-Ayech und Nobert Beck
Der Kunstverein Coburg zeigt zwei außergewöhnliche Künstlerinnen und ein männliches Bindeglied
veröffentlicht am 14.02.2025 | Lesezeit: ca. 5 Min. | von Ludwig Märthesheimer
Bettina Heinen-Ayech: Zwischen Solingen und Algerien
Bettina Heinen-Ayech (1937–2020) war eine Solinger Künstlerin, die durch ihre leuchtenden Aquarelle und ihre besondere Verbindung zwischen Europa und Nordafrika bekannt wurde. Bereits mit 18 Jahren erhielt sie Aufmerksamkeit durch ihre Teilnahme an einer internationalen Kunstausstellung. Ihr Stil entwickelte sich durch intensive Reisen und kulturelle Einflüsse zu einem unverwechselbaren Ausdruck ihrer Leidenschaft für Licht und Landschaft.
Als Tochter des Journalisten Hanns Heinen und der Literatin Erna Heinen-Steinhoff fungierte ihr Elternhaus wie ein intellektueller Salon, in dem sie früh mit Kunst und Literatur in Berührung kam. Ihr Mentor, der Künstler Erwin Bowien, prägte sie künstlerisch und begleitete sie auf Reisen durch Europa.
Nach einem Studium an den Kunstakademien in Köln, München und Kopenhagen, folgte ein längerer Aufenthalt in Luxor, der sichtlich die Faszination der Künstlerin für das Licht und die Weite der Wüste vertiefte. 1963 zog sie zu ihrem algerischen Ehemann Abdelhamid Ayech nach Guelma. Bis zu ihrem Tod 2020 lebte sie abwechselnd in Solingen und Algerien, wobei sie die kulturellen und landschaftlichen Einflüsse beider Welten in ihre Kunst einfließen ließ.
Bettina Heinen-Ayech spezialisierte sich auf Aquarelle, in denen sie die Landschaft und das Licht Algeriens in lebendigen Farben festhielt. Ihre Werke wurden in über 90 großen Einzelausstellungen in Europa und Nordafrika präsentiert, und zahlreiche Museen besitzen Arbeiten von ihr. Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit setzte sie sich aktiv für die Völkerverständigung zwischen Europa und dem Maghreb ein. Sie erhielt unter anderen den Kulturpreis Algeriens (2009) für ihr Lebenswerk, den Kulturpreis der Bürgerstiftung Baden (1993) als Anerkennung ihrer künstlerischen Leistung und kulturellen Bedeutung und wurde 2024 in die Liste der 50 bedeutendsten historischen Frauenpersönlichkeiten Nordrhein-Westfalens aufgenommen.
Dora Hitz: Von Franken über Rumänien in die Welt
Dora Hitz (1853–1924) war eine fränkische Malerin und eine bedeutende Vertreterin des Impressionismus, Expressionismus und Symbolismus. Ihr künstlerisches Werk und ihre soziale Rolle als erste Hofmalerin Rumäniens machten sie zu einer internationalen Kulturbotschafterin und einer Vorkämpferin für die Gleichberechtigung von Künstlerinnen.
Dora Hitz wurde in Altdorf bei Nürnberg geboren und durch ihren Vater, einen Zeichenlehrer, früh in Kunst unterwiesen. Nach einem Umzug der Familie nach Ansbach und privaten Studien begann sie 1869 eine formelle Ausbildung an der Malschule für Mädchen in München. Ihr Frühwerk wurde stark von ihrem Lehrer Heinrich Stelzner und der Münchner Schule beeinflusst.
1876 wurde eines ihrer Genrebilder von Königin Elisabeth von Rumänien („Carmen Sylva“) erworben, die Dora Hitz zur Hofmalerin ernannte. In Rumänien schuf sie großformatige Wandmalereien für Schloss Peleș, darunter Werke wie „Frieden und Sonnenkind“. Gleichzeitig engagierte sie sich sozial, unterrichtete Waisenmädchen in Kunst und agierte als künstlerische Beraterin der Königin.
Nach ihrer Zeit in Rumänien lebte Dora Hitz in Paris, wo sie unter anderem Auguste Renoir und andere bedeutende Künstler der Zeit kennenlernte. Ihre Werke wurden regelmäßig in renommierten Galerien und auf internationalen Ausstellungen gezeigt, darunter der Pariser Salon, die Weltausstellung in Chicago (1893) und die Biennale in Venedig. Ihre Ölgemälde und Aquarelle, die sich oft mit Frauen, Kindern und Stillleben beschäftigten, wurden weltweit besprochen und in wichtigen Kunstzeitschriften gewürdigt.
In Berlin eröffnete Dora Hitz eine Damenmalschule, aus der viele freischaffende Künstlerinnen hervorgingen. Zusammen mit Käthe Kollwitz kämpfte sie für die Zulassung von Frauen an der Akademie der Bildenden Künste. Sie war Gründungsmitglied der Berliner Secession (1898) und Mitglied zahlreicher Kunstvereinigungen, darunter der Freien Secession Berlin und der Société nationale des beaux-arts.
Ihr Vermächtnis umfasst nicht nur ihre Gemälde, sondern auch ihre Rolle als Wegbereiterin für Frauen in der Kunst. Ihre Werke sind heute in bedeutenden Sammlungen und Museen zu finden, darunter die Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg und das Museum Wiesbaden.
Norbert Beck: Starke Farben, starke Verbindungen
Zwischen den Werken von Dora Hitz und Bettina Heinen-Ayech präsentiert der Bamberger Künstler Norbert Beck seine weiblichen Porträts. Becks Malerei zeichnet sich durch leuchtende Farbkompositionen aus, die den Betrachtenden in einen dynamischen Dialog mit den dargestellten Figuren eintreten lassen. Seine Arbeiten fügen sich nahtlos in die Ausstellung ein und schaffen eine Brücke zwischen den beiden außergewöhnlichen Künstlerinnen.
Die Ausstellung im Kunstverein Coburg ehrt mit Bettina Heinen-Ayech und Dora Hitz zwei Frauen, die durch ihre Kunst internationale Verbindungen schufen und kulturelle Brücken bauten. Durch die digitalen Rekonstruktionen von Dora Hitz’ Werken und die farbintensiven Bilder von Norbert Beck wird die Ausstellung zu einem Erlebnis, das die künstlerische Vielfalt und den kulturellen Austausch feiert.
Die Werke der drei Kunstschaffenden sind noch bis zum 11. Mai 2025 im Kunstverein Coburg, Park 4a, 96450 Coburg zu sehen. Weitere Ausstellungs- und Besucherinformationen findet man unter www.kunstverein-coburg.de.