Das 10. Bamberger Literaturfestival
Eine Menge Lokalkolorit und ein vielleicht (nicht) ganz ernst gemeintes Interview
veröffentlicht am 05.02.2025 | Lesezeit: ca. 12 Min. | von Ludwig Märthesheimer
Was wäre ein Literaturfestival ohne lokale Literaten, die ebenso, wie die nationale und internationale Kollegschaft, ihre neuesten Schöpfungen präsentieren? Bei der 10. Ausgabe des Bamberger Literaturfestivals ist das auch nicht anders und bei dem gegenüber dem Vorjahr geradezu explosionsartig vergrößerten Line-Up scheint für entsprechendes Lokalkolorit auch genügend Platz zu sein. Und so liest sich die Liste der Autorinnen und Autoren, die sich bei dieser Jubiläumsausgabe des BAMLIT die Ehre geben, nicht nur wie ein deutsches „Who is Who“ der Literaturszene, sondern auch wie eine Bamberger/Fränkische Ausgabe davon. So viel „Lokales“ gibt es in den nächsten drei Monaten zu hören:
Stefan Eichner - „Das Eich liest Asterix auf oberfränkisch“
Nach dem großen Erfolg seiner bisherigen Asterix-Übersetzungen „Dunnerkeil“, „Asterix bei die Bieramiden“ und „Asterix bei der Husdndrubbn“, bringt der bekannte Komiker Stefan „Das Eich“ Eichner nun ein einzigartiges und unterhaltsames Programm auf die Bühne. In dieser spektakulären XXL-Lesungs-Show werden alle drei Bände von Asterix in oberfränkischer Mundart präsentiert.
31. Januar 2025 um 19.30 Uhr im ETA Hoffmann Theater Bamberg und 8. März 2025 um 19.30 Uhr im Sportheim Lisberg
Karin Dengler-Schreiber - „Der Königsmord von Bamberg"
Die Autorin präsentiert ihren historischen Roman „Der Königsmord von Bamberg“, eine Untat, die im Jahr 1208 in Bamberg verübt wurde. Man kennt das Opfer – König Philipp (von Schwaben) – und den Täter – Pfalzgraf Otto von Wittelsbach. Doch die Hintergründe der Tat sind bis heute nicht geklärt. Der Roman begibt sich auf die Spurensuche nach den Motiven und Intrigen hinter den Kulissen.
9. Februar 2025 um 19.30 Uhr in der KUFA Bamberg.
Horch A Mol mit Moderator David Saam
Horch amol: „Lidderadur“ schreibt man auf Fränkisch fei mit drei haddn d!
Nachdem im letzten Jahr die Premiere des Fränkischen Literaturabends beim BAMLIT für Begeisterungsstürme gesorgt hat, begrüßt Moderator und Musiker David Saam dieses Mal wieder Sprachkünstler:innen, die aus Franken stammen und sich auf unterschiedliche Weisen kreativ mit Franken und seinen kulturellen Besonderheiten auseinandersetzen. In diesem Jahr sind mit Mia Pittroff, dem frisch gekürten Träger des deutschen Kabarettpreises und des Wolfram-Eschenbach-Preises, Matthias Egerdörfer, Paul Maar und Oti Schmelzer echte Hochkaräter am Start.
11. Februar 2025 um 19.30 Uhr im ETA Hoffmann Theater Bamberg
Die Musenwunder (Aline Joers, Patrick L. Schmitz und Franz Tröger)
Ein inspirierender, musikalisch-literarischer Abend, an dem Die MUSENWUNDER Aline Joers, Patrick L. Schmitz und Franz Tröger Werke und Briefe von Tucholsky lesen, aus seinem Leben erzählen und die besten Lieder aus seiner Feder singen.
23. Februar 2025 um 19.30 Uhr in der KUFA Bamberg
Sandra Dorn („Bamberger Maskerade“) & Thomas Pregl („Frankenblut“)
Sandra Dorn ist seit 2011 exklusiv als Schriftstellerin, Journalistin, Übersetzerin und Lektorin tätig. „Bamberger Maskerade“ ist ihre neunte Buch-Publikation.
Thomas Pregl hat eine bewegte Laufbahn hinter sich. Beruflich war er ein Wanderer zwischen den Welten, wie er das selbst nennt. Lehrer, Journalist für verschiedenste Medien, wieder Lehrer, dann wieder (oder immer noch) Journalist, Stadtführer und schließlich Schriftsteller. Mit „Frankenblut“, seinem vierten Buch, greift Pregl das Unwesen der Sekten mit ihren Parallelen zur sich radikalisierenden Verschwörungsszene auf. Sorgfältig und ausführlich recherchiert, so liegen Fiktion und Realität nahe beieinander.
26. Februar 2025 um 19.30 Uhr in der Oertelscheune Heiligenstadt
Hektor Haarkötter - „Küssen. Eine berührende Kommunikationsart“
Micha Hektor Haarkötter ist Exil-Bamberger (Abitur am FLG) und lebt seit 30 Jahren in Köln. Heute ist er Professor für Kommunikationswissenschaft mit Schwerpunkt politische Kommunikation an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Zuvor arbeitete er als Journalist und Fernsehregisseur. Ehrenamtlich ist er geschäftsführender Vorstand der Initiative Nachrichtenaufklärung, die jedes Jahr die »Top Ten der vergessenen Nachrichten« veröffentlicht. Für seine Arbeiten hat er zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen erhalten, u.a. den Columbus Filmpreis in Gold. Sein Buch „Küssen. Eine berührende Kommunikationsart“ war das meistbesprochene Buch des S. Fischer-Verlags im Jahr 2024.
Bei seiner Lesung im Bamberger Jazzclub wird er von seinem alten Freund Jan Burdinski, Intendant des Fränkischen Theatersommers, unterstützt. Und wenn schon der Jazzclub, dann wird Haarkötter, der auch passionierter Jazzpianist ist, auch einige Klangproben zum Thema „Küssen in der Musik“ zum Besten geben.
6. März 2025 um 19.30 Uhr im Jazzclub Bamberg
Ensemble 92 - A Tribute to Home & Heart
Heimat. Geborgenheit oder Enge? Vertrautes oder Verlorenes? Geliebter Ort oder verhasste Gegend? Wie auch immer man Heimat für sich selbst deutet – der musikalisch-literarische Abend durchleuchtet Facetten des Begriffs und bietet in jedem Fall all denen Heimat, die sich bei Musik und Literatur zuhause fühlen.
Heike Schmitt (Singer-Songwriterin), Daniel Seniuk (Rezitation, Gesang, ETA Hoffmann Theater Bamberg), Gabriele Campagna (Violine, Mitglied Bamberger Symphoniker), Kilian Ellner (Schlagzeug und Percussion), Johannes Klehr (Tasteninstrumente, Gesang), Mátyás Németh (Kontrabass, Mitglied Bamberger Symphoniker), Christian Zapf (Gitarren)
9. März 2025 um 19.30 Uhr im Harmoniesaal Bamberg
Paul Maar und David Saam
Das freche Sams mit seinen blauen Wunschpunkten und roten Wuschelhaaren kennt fast jedes Kind. Lauter aufregende Abenteuer hat es schon mit seinem Papa Taschenbier in vielen Büchern, Theaterstücken, Fernsehsendungen und Filmen erlebt. Erfunden hat es der Kinderbuchautor Paul Maar. Darum liest auch niemand die Sams-Geschichten so wie er selbst. Beim Bamlit gibt es einen außerdem einen Vorgeschmack auf Paul Maars neuestes Buch „Die Tochter der Zauberin“, welches erst im März erscheint.
Kein Sams, sondern ein Saam, nämlich der Musiker David Saam, bringt Herrn Taschenbier und das Sams zum Singen. Den „Sams-Marsch“ und andere lustige fränkische Kinderlieder hat er mit seiner Band Boxgalopp für die CD „Hobbädihö“ aufgenommen. Mit seinem blauen Akkordeon begleitet er sich selbst und die Kinder im Publikum. Natürlich dürfen alle mitsingen! Das Sams singt ja auch so gerne …
29. März 2025 um 19.30 Uhr im Bürgerhaus Lechner Bräu Baunach
Nevfel Cumart - „Im Hinterland des Halbmondes . Gedichte eines Zweiheimischen“
Vor 64 Jahren kamen seine Eltern mit den ersten türkischen Gastarbeitern nach Deutschland, wurden angeworben als billige Arbeitskräfte. Heute zählt der in Bamberg lebende Nevfel Cumart mit insgesamt 20 Gedichtbänden zu den produktivsten und kreativsten Lyrikern seiner Generation in Deutschland.
Schon der Untertitel „Gedichte eines Zweiheimischen“ seines jüngsten Bandes verrät, worum es in vielen Gedichten Cumarts unter anderem geht: seine Herkunft, die bis nach Syrien reicht, die Suche nach Heimat und eigener Identität, nach der Prägung als biologischer Türke und sozialisierter Deutscher. Doch Cumarts Lyrik ist auch Verarbeitung des gelebten und erlebten Lebens. So finden sich Themen wie Liebe, Tod, Trauer oder Glaube ebenso wie Politisches und Globales. Aber es finden sich auch lebensbejahende, hoffnungsvolle und sogar Gedichte zum Schmunzeln – die andere Seite dieses vielseitigen Lyrikers. Die Gedichte dieses zweiheimischen deutschen Kosmopoliten spricht die Menschen an, berührt ihr Herz und regt sie zum Denken an.
1. April 2025 um 19.30 Uhr im Levi Strauss Museum Buttenheim
Tanja Kinkel - „Im Wind der Freiheit“
Tanja Kinkel muss man nicht mehr vorstellen. Germanistin, Kommunikationswissenschaftlerin, Trägerin diverser Literaturpreise, Stipendiatin in Rom, Los Angeles und an der Drehbuchwerkstatt in München; zuletzt Turmschreiberin in Abenberg. Sie ist Mitglied im Deutschen PEN, Präsidentin der Internationalen Feuchtwanger Gesellschaft Los Angeles, Schirmherrin des Bamberger Literaturfestivals und und und …
Beim BAMLIT liest sie aus ihrem neuesten Buch „Im Wind der Freiheit“.
24. April 2025 um 19.30 Uhr im Franz-Ludwig-Gymnasium Bamberg
Eine komplette Veranstaltungsübersicht mit allen Terminen und der Möglichkeit Tickets zu erwerben, findet man unter www.bamberger-literaturfestival.de.
Interview mit Martin Sonneborn
Natürlich haben die Verantwortlichen Planer nicht nur lokale Literaturgrößen am Start. Das Line-Up liest sich wie ein „„Who-is-Who“ der deutschen Literaturszene. Einer von ihnen gilt als enfant terrible der Medienlandschaft, Martin Sonneborn, ehemaliger Chefredakteur des „Politmagazins“ Titanic. Wir haben ihm ein paar Fragen geschickt und höflich um Antworten gebeten. Die kamen dann auch. Aber lesen Sie selbst:
Lustige Töne und Bilder aus Brüssel, Straßburg und Berlin.
Bei dem bäuerlichen Publikum, das ich in Bamberg erwarte, werde ich jeden Film explizit ankündigen. Niemand muss sich erschrecken.
Eigentlich bin ich ja Autor, und nur aufgrund einer aus dem Ruder gelaufenen Titanic-Aktion - die Gründung der PARTEI - im EU-Parlament gelandet. Ich habe zwei lustige Bücher über die Zustände in Brüssel geschrieben, das passt gut.
Die Grenzen der Satire müssen jeden Monat neu ausgelotet werden, das haben die Gründer des endgültigen Satiremagazins Titanic uns damals mit auf den Weg gegeben. Wir arbeiten daran.
Zurzeit macht mir YouTube am meisten Spaß. Auf meinem Kanal stehen viele Videos, von lustigen 1-Minute-Reden gegen Kommissionspräsidentin von der Leyen bis zu 30-minütigen „Berichten aus Brüssel“ über all den Unsinn, den wir da zu Gesicht bekommen. Zuletzt haben wir eine 60-Minuten-Rede eingestellt, weil niemand die Hintergründe der absolut irren Wahlannullierung in Rumänien hinterfragt.
Sagen wir mal so: Ich bin nicht korrupt, achte auf ziemlichen Abstand zu Kommissaren und Entscheidungsträgern - und bin, zumindest bis ich eines Besseren belehrt werde, erstmal gegen alles. Klares JA zum NEIN. (Das unterscheidet mich von 95 % der EU-Journalisten, die ihre Aufgabe eher darin sehen, Pressemitteilungen der EU-Kommission fehlerfrei abzutippen.)
Desinformation spielt meines Erachtens keine so große Rolle, wie derzeit überall befürchtet wird. In der EU dient der Hinweis als Vorwand für Zensur und Überwachung. In einer Zeit, in der die Medien ihre Rolle als 4. Gewalt zunehmend weniger wahrnehmen, muss die Satire als 5. Gewalt einspringen.
Eigentlich gar nicht. Wir sind eine Protestpartei für intelligente Wähler, die nicht mehr wissen, wo sie guten Gewissens ihr Kreuz machen können. Manchmal werden wir sogar zu Ernst genommen: Wir haben aus Spaß vor der letzten Bundestagswahl eine „Dönerpreisbremse“ gefordert, und alle Parteien haben sich die Forderung zu eigen gemacht. Ich habe Kevin Kühnert, Frau Baerbock und Ihren Landesvater Söder eine „Dönerpreisbremse“ fordern hören. Zur Wahl im Februar fordern wir jetzt eine „Bierpreisbremse“ …
Es gibt vier oder fünf unterschiedliche Arten, auf den zunehmend irrer werdenden Kapitalismus zu reagieren: Alkohol, bewaffneter Untergrund, Mitspielen … Wir können die Dinge nicht ändern, aber wir können zumindest versuchen, einen möglichst schlechten Witz darüber zu machen.
Gar nicht. Hab ich von Queen Elisabeth gelernt.