Subversiver Jazz und mutige Frauen
Die Disharmonie Schweinfurt nimmt das Thema „Politischer Widerstand“ in den Fokus
veröffentlicht am 08.02.2025 | Lesezeit: ca. 3 Min. | von Martin Meyer

Peter Kemper mit seinem Buch „The Sound of Rebellion - Zur politischen Ästhetik des Jazz“, Foto © Peter Kemper
Seit 1988 im heutigen Domizil, einem früheren Kohlenlager an der Schweinfurter Gutermannpromenade, hat sich die Kulturwerkstatt Disharmonie zu einem Hotspot von Kunst und Kultur entwickelt. Für Poetry-Slams und Kabarett ist das Haus weithin bekannt, außerdem ist es Treff und Bühne für die regionale Jazz-Szene. Vervollständigt wird das kulturelle Angebot durch Konzerte, szenische Darbietungen und auch Lesungen. Mit zwei Veranstaltungen knöpft sich das Haus im Sinne des Namens „Disharmonie“ Anfang 2025 das oft konfliktträchtige Thema „Politischer Widerstand“ vor.
Zunächst stellt der Journalist und Autor Peter Kemper am 13. Februar in einer multimedialen Lesung das Buch „The Sound of Rebellion - Zur politischen Ästhetik des Jazz“ vor. Als Musik der Afroamerikaner setzt der Jazz den Kontrastpunkt zur traditionellen und oft der europäischen Tradition verhafteten „klassischen“ Musik. In ihm und seinen Protagonisten lassen sich die Aufs und Abs der Integration der Afroamerikaner gut nachvollziehen, wie uns Kemper anhand zweier bedeutender Jazzmusiker (des großen Bassisten Charles Mingus und des Saxophonisten Kamasi Washington) zeigt. Der Jazz wirkt bis heute im Spannungsfeld von Ausgrenzung und Teilhabe, von Rassismus und Anpassung; stets bleibt er kontrovers, bis ins Semantisch-Grundsätzliche: Bereits das Wort „Jazz“ wird von vielen Mitgliedern der Jazz-Szene als Herabwürdigung ihrer Kunst, weil im Sinne weißer Deutungshoheit, abgelehnt.
Am 15. März bringt uns in der Schweinfurter Disharmonie und die Schauspielerin Birgit Süß in einer szenischen Aufführung mit Musik (unter der Überschrift „BASSION“ Nie bereut - Frauen im Widerstand 1933-1943) den kreativen Widerstand speziell von Frauen gegen den Nationalsozialismus nahe. Zu diesem Thema fällt uns der Name Sophie Scholl ein, doch bleibt sie oft die einzige Frau, an die wir uns erinnern. Birgit Süß zeigt, wie explizit gerade Frauen, und es waren sehr viel mehr, zu den Speerspitzen des Widerstands gehörten und mindestens so kühn und zielstrebig waren wie die (bekannteren) Männer etwa des 20. Juli 1944. Es wird aber diesmal nicht aus einem Buch gelesen, sondern gespielt und gesungen als Hommage an (letztlich alle) mutigen Frauen dieser Zeit. Unterstützt wird Süß von Klaus Ratzek, der dazu u.a. den Kontrabass und ein Euphonium einsetzt.
Die beiden Veranstaltungen in der Disharmonie Schweinfurt beginnen jeweils um 19.30 Uhr. Mehr Infos finden Interessierte unter www.disharmonie.de.