Szene

Zwei Nordlichter, ein Festival und eine lokale Jazz-Ikone als erste Highlights

Die Nürnberger Tafelhalle lockt mit vielen Pianoklängen

veröffentlicht am 09.02.2025 | Lesezeit: ca. 5 Min. | von Andreas Bär

Die deutsche Musikerin und Liedermacherin Lina Maly

Die deutsche Musikerin und Liedermacherin Lina Maly, Foto © Caren Detje

Seit Jahrzehnten schon ist die Tafelhalle in Nürnberg ein fest verwobener und längst etablierter Treffpunkt kulturbeflissener Menschen. Die geschichtsträchtigen Hallen der Schraubenfabrik der Tafelwerke zeigen sich als Treffpunkt von Subgenres, kultureller Highlights und etwas anderer Konzerte und Lesungen als Fixpunkt der Hochkultur. Das ändert sich auch im Jahr 2025 nicht. Schon jetzt stehen viele Events fest. Und der Auftakt in die neue Spielsaison ist ein äußerst vielversprechender: Ein Höhepunkt jagt da fast schon den nächsten. Etablierte Konzertreihen und Festivals, bemerkenswerte Einzeltermine und – man ist geneigt, natürlich zu schreiben: Viele altbekannte Gäste geben sich im Nürnberger Nordosten die Klinke in die Hand.

In der Szene hat sie sich längst einen guten Namen gemacht, auch überregional gilt die Elmshornerin Lina Maly als eines der neuen Sterne im Genre der deutschen Liedermacherinnen. Seit die 28-jährige Musikerin vor inzwischen acht Jahren ihre Debütsingle im Rahmen der Fernsehshow „Inas Nacht“ mit Ina Müller vorstellte, geht es steil bergauf mit ihr. Maly ist nicht mehr nur Geheimtipp, sie hat sich etabliert in der Riege altgedienter Kunstschaffender. Am 19. Februar gibt sie sich mit ihrer herrlichen Mischung aus Pop-Rock und furchtbar tiefgehender Textauswahl in der Tafelhalle die Ehre.

Maly ist nicht das einzige Nordlicht, das die Metropolregion besucht. Am 7. April (ursprünglich am 3. Februar, aber krankheitsbedingt verschoben) weht ostfriesischer Flair durch die Tafelhalle. Enno Bunger ist zu Gast in der Norisstadt. Der 38-jährige Pianist, Komponist und Produzent ist einer derer, die in der Liste der persönlichen Highlights (mindestens) eines stehen haben, um das ihn nicht wenige beneiden dürften. Vor gut zehn Jahren hatte er die Ehre (und vermutlich auch den Spaß!) persönlicher Barpianist der amerikanischen Nu-Metal-Legenden Limp Bizkit sein zu dürfen – an diesen Abenden Mäuschen zu spielen, wäre mit ziemlich großer Sicherheit ein nicht minder großer Spaß gewesen. Der Autor dieser Zeilen gesteht, dass er das gerne erlebt hätte. Aber auch ohne die US-Boys gilt: Bunger ist ein Unikum im Musikbusiness, dem es zu lauschen immer lohnt. Seit er sein Debütalbum 2010 auf den Markt brachte und mit dem autobiographisch verfassten Konzeptalbum „Wir sind vorbei“ zwei Jahre später sehr bemerkenswert nachlegte, ist der vor Melancholie mitunter nur so strotzende Singer und Songwriter aus der deutschen Musiklandschaft nicht mehr wegzudenken. Der experimentierfreudige Sänger geht dabei immer wieder Kollaborationen ein, die durchaus als mutig angesehen werden dürfen, in seinem breitgefächerten Musikkosmos aber mitunter von schier unbezahlbarem Wert sind: Gänsehaut und Aha-Momente sind bei dem so facettenreichen Künstler garantiert.

Am 24. März beehrt einer der erfolgreichsten fränkischen Jazzmusiker die Norisstadt: Michael Wollny. Der aus Schweinfurt stammende Pianist ist aus der Klaviatur hochdekorierter hiesiger Musiker nicht mehr wegzudenken. Für den 46-jährigen ist das Trio mit Bassist Tim Lefebvre und Schlagzeuger Eric Schaefer die Konstante in einem sich ansonsten dauerhaft in Bewegung befindlichen Kollaborations-Kosmos des Unterfranken. Die drei Musiker verbindet ein schier unerschöpfliches musikalisches Vokabular, eine herausragende Sensibilität im Zusammenspiel und die Fähigkeit, aus dem Moment heraus immer wieder neue Musik von ungeheurer Spannung und Dynamik zu kreieren.

Die Band ist eine Einheit dreier unverwechselbarer Charaktere: Wollny gilt als einer der wichtigsten europäischen Pianisten der jungen Generation. Im Spiel des seit vielen Jahren in Leipzig beheimateten Künstlers verschmelzen Jazz, Klassik, Indie, Neuer und Alter Musik zu einem unverwechselbaren Personalstil. Mit Drummer Eric Schaefer steht er seit mehr als zwei Dekaden zusammen auf der Bühne. Die beiden Akteure verbindet eine tiefe Vertrautheit und zugleich die Fähigkeit, den anderen immer wieder zu überraschen und herauszufordern. Das Fundament des Trios bildet der Amerikaner Tim Lefebvre: Mit gewichtigem Ton, felsenfestem Groove und feinem Gespür für Dramaturgie gibt er seinen Mitspielern viele Improvisationsmöglichkeiten. Gemeinsam erzeugen Wollny, Schaefer und Lefebvre Musik von überbordender Dynamik, grenzenloser Vielfalt und höchster Dringlichkeit.

Neun Tage vorher, am 15. März, könnte Wollny ebenfalls der Fixpunkt sein. Bei der Jazznight steht schließlich das improvisierte Klavier im Fokus. Die Jazznight ist dabei ein ziemlich typisches „Produkt“ aus der Feder der Verantwortlichen in der Tafelhalle. Nach der spontanen Idee einer Klaviernacht in Nürnberg vor einigen Jahren fand Michael Flügel mit Peter Fulda einen Kollegen, der nicht minder angetan von der Idee war, nach der Gitarrennacht und den Orgeltagen auch dem Klavier eine entsprechende Möglichkeit einzuräumen. Gesagt, getan: Die Jazznight war geboren. Die Stilistik ist an diesem Abend nicht auf das Jazzgenre beschränkt, sondern schließt sämtliche improvisierende musikalischen Rand- und Übergangsbereiche ein. Neu und frisch soll die JazzPianoNight klingen: Die beiden Gründungsväter Flügel und Fulda erhalten dabei Unterstützung von Hubert Nuss, der mit ihnen den großen Steinway-Flügel zum Klingen bringen wird.

Mehr Informationen zum Programm gibt es unter www.kunstkulturquartier.de/tafelhalle.

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