Ausstellungen

InformELLE

Künstlerinnen der 1950/1960er-Jahre in der Kunsthalle Schweinfurt

veröffentlicht am 07.03.2025 | Lesezeit: ca. 3 Min. | von Ludwig Märthesheimer

Chow Chung-cheng, Frühlingsregen, 1963, Mischtechnik auf Papier, 29,7 x 32,1 cm, Kunstmuseum Bonn

Chow Chung-cheng, Frühlingsregen, 1963, Mischtechnik auf Papier, 29,7 x 32,1 cm, Kunstmuseum Bonn, Foto © Kunstmuseum Bonn, David Ertel

Die Kunsthalle Schweinfurt präsentiert vom 21. Februar bis 22. Juni 2025 die Ausstellung „InformELLE Künstlerinnen der 1950er/60er-Jahre“. Erstmals steht die informell-abstrakte Kunst aus weiblicher Perspektive im Fokus, mit 85 Werken von 14 Malerinnen und zwei Bildhauerinnen, darunter Maria Lassnig, Mary Bauermeister und Judit Reigl. Begleitet wird die Ausstellung von einem zweisprachigen Katalog.

Das Zitat von Juana Francés „Wir dürfen nicht als Frauen oder Männer arbeiten; wir müssen als denkende Wesen, als Menschen arbeiten“ unterstreicht die Bedeutung einer solchen Ausstellung, da die Leistungen von Künstlerinnen oft übersehen werden. Dies gilt besonders für das Informel, einer zentralen abstrakten Kunstrichtung in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg.

Die Ausstellung ehrt Künstlerinnen mit starker individueller Handschrift, die sich gegen strukturelle Widerstände durchsetzten und in Künstlergruppen wie ZEN 49 oder Junge Westen aktiv waren. Viele dieser Künstlerinnen sind heute im deutschsprachigen Raum kaum präsent. Selbst große Namen wie Maria Helena Vieira da Silva, vertreten in den ersten drei documenta-Ausstellungen, finden selten Platz in deutschen Museen. In Schweinfurt wird eine repräsentative Auswahl ihrer Werke gezeigt, noch bevor größere Guggenheim-Ausstellungen folgen.

Maria Lassnigs bisher wenig beachtetes informelles Frühwerk, Judit Reigls Schaffen, das erst 2023 durch eine Schenkung an die Neue Nationalgalerie wieder Aufmerksamkeit erhielt, und frühe Arbeiten von Sarah Schumann gehören zu den Highlights. Juana Francés wird nach über 60 Jahren erstmals wieder umfassend in Deutschland präsentiert. Auch Helen Dahm, die mit fast 80 Jahren ein experimentelles Spätwerk begann, findet besondere Beachtung.

Die Ausstellung zeigt Künstlerinnen aus Deutschland, Frankreich, Spanien, Portugal, Rumänien und Ungarn, die in den 1950er- und 1960er-Jahren ihre Werke in Deutschland ausstellten und die informelle Kunst prägten. Ergänzend beleuchten kunstsoziologische Fragestellungen Netzwerke, Ausstellungsbeteiligungen und die Mechanismen des Kunstbetriebs.

Die Schau ist eine Kooperation von Hessen Kassel Heritage, der Kunsthalle Schweinfurt, dem Emil Schumacher Museum und der Forschungsstelle Informelle Kunst der Universität Bonn.

Die Ausstellung „InformELLE - Künstlerinnen der 1950/1960er-Jahre“ ist vom 21. Februar bis zum 22. Juni in der Kunsthalle Schweinfurt, Rüfferstraße 4, 97421 Schweinfurt zu sehen. Weitere Informationen findet man online unter www.kunsthalle-schweinfurt.de.

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