Trigger? Trigger!
Das politische Theaterfestival TRIGGER lädt nach Nürnberg
veröffentlicht am 25.01.2025 | Lesezeit: ca. 7 Min.
Nun schon zum zweiten Mal findet das politische Theaterfestival TRIGGER im Z-Bau und im Villibald in Nürnberg statt, und zwar vom 19. bis 22. Februar. Thematisch fokussiert sich das Festival auf dem Themenkomplex „Menschenrechte“, deren Schutz und den daraus resultierenden Forderungen nach Empowerment, Vielfalt und Demokratie – Themen, die insbesondere in Hinblick auf die Weltgeschehnisse und die kommende Bundestagswahl in Deutschland wichtiger denn je sind.
Was ist TRIGGER?
TRIGGER präsentiert internationale Theaterstücke und lädt darstellende Künstler:innen dazu ein, sich in Nürnberg der Öffentlichkeit und dem gesellschaftlichen Diskurs zu stellen. Hauptort des Festivals ist der Z-Bau in Nürnberg. Dort laden die Veranstalter bei politischen Talks, Publikumsgesprächen und Diskussionsrunden zum offenen Austausch zwischen den Besucher:innen und Künstler:innen. Im Mittelpunkt steht dabei auch die Frage, welchen gesellschaftlichen Beitrag Theater leisten kann, um Menschenrechte zu schützen.
Darüber hinaus wird ein mit 3.000 Euro dotierter Preis für Dramatiker:innen verliehen. Eine internationale Jury hat die eingesendeten Stücke bereits gelesen und einen Text als Gewinnerwerk gekürt. Dieser wird beim Festival dann erstmals szenisch gelesen – es bleibt spannend, was die Besucherschaft erwartet! Die Verleihung ist für den 22. Februar vorgesehen.
Das Programm
PALMASOLA, KLARA Theaterproduktionen (CH, BOL, D)
19. Februar/ 20. Februar, 20 Uhr, Z-Bau/Saal
PALMASOLA erzählt vom Alltag und den Gewaltexzessen in der gleichnamigen bolivianischen Haftanstalt, die in der zynischen Rangliste der „härtesten Knaste“ der Welt einen Spitzenplatz einnimmt. Anhand des Schicksals eines frisch inhaftierten «Gringos», ein Schweizer der wegen Kokainschmuggels verhaftet wurde, lernen wir die Überlebensstrategien der Insassen und das gnadenlose Regelwerk des Gefängnisses kennen, bis bei einer Intervention der Militärpolizei es zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen kommt.
An beiden Abenden führt die Dramaturgin Maren Zimmermann vorab in das Thema ein, im Gespräch mit Fachleuten und Regieteam.
Dauer ca. 105 min, ab 16 Jahren, im Anschluss Publikumsgespräch
spanisch, mit deutschen und englischen Passagen
mit englischen und deutschen Untertiteln
DAS HAUS DER FRAU L, Loci-Kollektiv (Nürnberg)
21. Februar, alle 20 Minuten ab 17 Uhr bis 22 Uhr, Villibald Nürnberg
Zwei begehbare Lebensgeschichten für Smartphone und Kopfhörer: „Das Haus der Frau L“ ist ein Video Walk des Künstler:innen-Kollektivs LOCI, der nach zweijähriger Recherche- und Umsetzungsphase 2024 in Nürnberg eröffnet wurde. Er erzählt die kontrastierenden Lebensgeschichten zweier ehemaliger Bewohnerinnen einer historischen Villa im Nürnberger Norden: der Ehefrau eines jüdischen Händlers Emilie Löb und der Rechtsanwältin Gabriele Lehmann, alias „Ganoven-Gabi“.
Für eine gelingende Erkundung wird benötigt:
– ein voll aufgeladenes Smartphone
– auf dem Smartphone: einen QR-Code Scanner
– Kopfhörer, die mit deinem Smartphone kompatibel sind
Dauer ca. 90min, Achtung: Tickets nicht im Festivalpass (siehe unten) enthalten!
HAPPY BIRTHDAY TO ME, Ching & Friends (Frankfurt am Main / Gießen / Helsinki)
21. Februar, 20 Uhr, Z-Bau/Saal
Wie unterscheiden sich Geburtstagskuchen in Taiwan und Deutschland? Wie ist das Wetter in Frankfurt und Belarus? Spielt man in Russland bei Kindergeburtstagen auch Topfschlagen? Was wünschen sich Hongkonger, wenn sie ihre Geburtstagskerzen auspusten? Wenn wir uns über den Kuchen und das Wetter unterhalten, vermeiden wir damit, über Wichtigeres zu sprechen? Dieses Projekt handelt von den Grenzen der Sprache und der Unmöglichkeit, den perfekten Kuchen zu backen. In diesem besonderen Jahr laden wir Dich dazu ein, einen geselligen Abend mit uns zu verbringen. Wir schmeißen eine Party mit elektronischer Musik und teilen Kuchenrezepte aus unserer Heimat, die so mehrschichtig sind, wie auch die Sprache funktionieren kann. Happy Birthday to me!
Dauer ca. 125 min, in englischer Sprache, im Anschluss Publikumsgespräch
TRUST, Archa Zentrum für Dokumentartheater (Prag/TZ)
22. Februar, 16 Uhr, Z-Bau/Roter Salon
„TRUST“ thematisiert aktuelle gesellschaftliche Probleme – europäischer Rechtspopulismus, zunehmende soziale Ungerechtigkeit und Demokratiefeindlichkeit, Zunahme psychischer Erkrankungen – und entwirft mit den Beteiligten Utopien für ein friedliches und wertschätzendes Miteinander. Wie lernen wir, andere Meinungen und Lebensweisen zu tolerieren? Wer entscheidet über die Regeln des Zusammenlebens? Das internationale Team vermittelte in dem Workshop verschiedene Theatertechniken, mit denen die Teilnehmenden autobiographische Performances erarbeiten.
Dauer ca. 90 Minuten, englisch
DIE POLIZEI UND ICH, Mickan/Steinfelder & Team (Berlin)
22. Februar, 21 Uhr, Z-Bau/Saal
He, Sie da! ruft ein*e Polizist*in, als ich die Straße entlang gehe. Ich drehe mich um. Erhöht sich mein Puls? Frage ich mich, ob ich etwas Falsches getan habe? Setzt mein Fluchtreflex ein oder fühle ich mich endlich sicher? Die Geschichten trennen sich hier, je nachdem wer ICH ist, wie ICH gelesen werde, ob und wie ICH mich in die Gesellschaft einfüge. Ausgehend von dieser Situation untersucht DIE POLIZEI UND ICH den Moment der Begegnung der*des Einzelnen mit der Polizei und seine Vulnerabilität.
Der auf der Basis von Interviews entstandene Theaterabend wurde im Frühjahr 2023 im TD Berlin uraufgeführt. Dafür hat das Rechercheteam mit politischen Aktivist*innen und Polizist*innen gesprochen, aber auch mit Menschen, die in alltäglichen Situationen sehr unterschiedliche Erfahrungen mit der Polizei gemacht haben. Drei Performerinnen übernehmen alle Rollen. Textbasiertes Schauspiel und choreografische Sequenzen greifen ineinander.
Dauer ca. 60 min, im Anschluss Publikumsgespräch
Nach den Vorstellungen laden die Veranstalter an manchen Abenden im Z-Bau zu Partys.
Runde Tische und Demokratie
Über den Festivalzeitraum verteilt laden die Veranstalter Akteur:innen der Kreativwirtschaft zu mehreren runden Tischen, bei welchen das Miteinander und die Vernetzung im Fokus stehen. Neben dem künstlerischen Austausch stehen das Teilen von Erfahrungen, gegenseitige Unterstützung und die Formulierung gemeinsamer Ziele im Mittelpunkt. Zum Beispiel stellt der Verband freier Darstellender Künste Bayern e.V. beim runden Tisch am 21. Februar die Förderprogramme „Freie Kunst“ vor. Zudem bieten Impulse zu den Themen Koproduktion zwischen Stadt und Landsowie Förderberatung für den ländlichen Raum die Gelegenheit, gemeinsam über Kooperationsmöglichkeiten ins Gespräch zu kommen. Der FreieSzeneNbg e.V. lädt am 22. Februar zur Diskussion über die Frage ein, wie institutionalisierte Theaterbetriebe und Akteur:innen der freien Szene gemeinsam umwelt- und ressourcenschonend produzieren.
Auch das Thema Demokratie darf nicht fehlen: Vor dem Hintergrund wachsender sozialer Spaltung, dem Abbrechen von Dialog und Diskurs durch Radikalisierung, erstarkendem Rechtsextremismus sowie Hass und Intoleranz lädt das Festival am Freitag im Festivalzentrum zur Diskussion darüber, welche Chancen und Pflichten wir als Gesellschaft und als Kulturschaffende haben, die Demokratie zu stärken und zu bewahren. Auf dem Podium diskutieren Katharina Fritsch (Leitung Unternehmenskommunikation, Community & Membership 1.FCN, 2. Vorsitzende Allianz gegen Rechtsextremismus), Andrea Kuhn (Leiterin NIHRFF), Sarah Lohr (Akne Kid Joe) und Margret Bernreuther (Radio Z).
Tickets und Preise
Die Preise für die Tickets liegen je Veranstaltung zwischen 15 und 25 Euro (zzgl. VVK-Gebühren). Die Veranstalter haben außerdem ein Zahlen nach Selbsteinschätzung vorgesehen, um auch Menschen aus einkommensschwächeren Haushalten den Zugang zu ermöglichen.
Ein Festivalpass – 25 Euro für Fördermitglieder und 50 Euro für alle anderen, inkl. einer TRIGGER Wundertüte – gibt es ebenfalls zu erwerben. Mit dem Festivalpass können alle Vorstellungen des Festivals besucht werden. Ausgenommen ist die Produktion „Das Haus der Frau L“ im VILLIBALD. Für die einzelnen Stücke im Z-Bau müssen Platzkarten an der Festivalkasse abgeholt werden. Die Abendkasse öffnet eine Stunde vor Stückbeginn.
Mehr Informationen finden Interessierte unter ww.trigger-festival.de.