Machiavelli, zwei Brüder im Einklang und eine Seejungfrau
Frankens Veranstalter bieten für April und Mai ein ebenso variatives wie originelles Programm an
veröffentlicht am 29.03.2025 | Lesezeit: ca. 10 Min. | von Martin Köhl

Am Theater Ansbach gastiert am 2. Mai das Trio Parnassus , Foto © Trio Parnassus, Licht-Schein Fotografie
Am Theater Ansbach gastiert am 2. Mai das Trio Parnassus mit Julia Galic (Violine), Michael Groß (Violoncello) und Johann Blanchard (Klavier). Die Erstplatzierten des OPUS Klassik 2024 widmen sich in diesem Konzert vor allem Beethoven. Ganz besonders ist dabei die Bearbeitung von Beethovens Streichtrio c-moll durch Ferdinand Ries, seinem einzigen Schüler, zu erwähnen. Lange geriet die exklusive Klaviertrio-Fassung dieses Trios in Vergessenheit. Dank des Parnassus-Trios gelangt dieses Werk nun wieder an die interessierte Öffentlichkeit. Außerdem auf dem Programm: die Trios Es-Dur von Beethoven und D-Dur von Christian Heinrich Rinck. Vor dem Konzert im Onoldiasaal gibt es eine Einführung.
Das Stadttheater Aschaffenburg lädt am 10. Mai zu seinem letzten Kammerkonzert auf die Bühne 1 des Stadttheaters ein. Dort gastiert das Kaiser Quartett, das mehr ist als ein bloßes Streichquartett, denn es hat für sein Album „Empire“ das musikalische Spannungsfeld um vier Vocal-Tracks erweitert. Zusammen mit den langjährigen Wegbegleitern Valeska Steiner, Jarvis Cocker, Joe Flory, Chilly Gonzales und L'aupaire schaffen sich Jansen Folkers und Amanda Bailey (Violinen), Ingmar Süberkrüb (Viola) und Martin Bentz (Violoncello) ein „musikalisches Empire“.
Im Stadttheater Fürth gibt’s neben der Symphonik auch die kleineren Besetzungen, so z.B. am 5. April das Minguet Quartett, das im Großen Haus Streichquartette von Haydn, Ravel, Debussy und Toshio Hosokawa spielen wird. Am 11. Mai kommt Corinna Harfouch mit der Lautten Compagney nach Fürth, um eine Mischung aus Rezitationen aus Ovids „Metamorphosen“ und musikalischen Perlen des 17. Jahrhunderts darzubieten, u.a. von Claudio Monteverdi und Giulio Caccini. Klarinetten-Weltstar Sharon Kam gastiert am 27. Mai im Stadttheater, begleitet von Julian Steckel (Violoncello) und Enrico Pace. Werke von Ludwig van Beethoven, Robert Schumann, Alexander Zemlinsky und Nino Rota stehen auf dem Programm.
Die Gunzenhäuser Konzertreihe bietet zum Saisonschluss das Gastspiel der „Echo Rising Stars“ des Simply Quartet an. Beim Kopenhagener Carl Nielsen Wettbewerb wurde das Quartett mit Preisen überhäuft, in Gunzenhausen warten sie mit Interpretationen von Werken Wolfgang Amadeus Mozarts und Edvard Griegs sowie von Wynton Marsalis auf.
Die Agentur Hörtnagel in Nürnberg wartet Anfang Mai mit dem Orgelweltstar Cameron Carpenter auf, der mit dem Württembergischen Kammerorchester Heilbronn unter der Leitung von Risto Joost Konzerte für Orgel und Kammerorchester von Georg Friedrich Händel und Francis Poulenc aufführen wird. Außerdem auf dem Programm: eine Streichersinfonie von Felix Mendelssohn-Bartholdy und eine Serenade von Mozart. Termin: 4. Mai, 19 Uhr im Großen Saal der Meistersingerhalle.
Beim gVe, dem gemeinnützigen Kulturverein in Erlangen, ist im April/Mai ausschließlich Symphonisches angesagt (siehe Artikel „Es geht quer durch die Musikgeschichte“).
Das ensemble KONTRASTE bietet am 26. April eine besondere Programmkombination an. Unter der Überschrift „Das Lied von der Erde“ wird nicht nur Gustav Mahlers gleichnamiges Werk dargeboten, sondern zusätzlich Alban Bergs Kammerkonzert für Klavier, Violine und 13 Blasinstrumente. Entsprechend erklingt das „Lied von der Erde“ nicht in der gewohnten symphonischen Fassung, sondern in einer Kammermusikfassung von Arnold Schönberg und Rainer Riehn. Corinna Scheurle von der Nürnberger Staatsoper übernimmt die Altpartie, Jac van Steen leitet das ensemble KONTRASTE in der Nürnberger Tafelhalle. Da Gustav Holsts „Planeten-Suite“ längst zu beliebtesten Klassikwerken des beginnenden 20. Jahrhunderts gehören, erwähnen wir hier gerne das Konzert am 17. Mai im Nürnberger Katharinensaal, obwohl es in Kooperation mit einer „electric band“ stattfindet, was zunächst nicht sehr Klassik-kompatibel klingt. Diese Gemeinschaftsproduktion vom ensemble KONTRASTE und dem Planetarium Nürnberg verschmilzt Video-Kunst mit Musik und ist in dieser Form sicher einzigartig.
Im Kulturforum Fürth findet im April eine neue Konzertreihe Einzug: die Komponistinnentage. Mit der Erzähl- und Chansonstimme von Michael Herrschel und dem Pianosound von Sirka Schwartz-Uppendieck wird die Welt der Komponistin Marguerite Monnot bei einem biografischen Chansonkonzert unter dem Motto „Das Beste auf der ganzen Welt“ am 10. April lebendig gemacht.
Nürnberg Musik lässt am 5. April die „Polowetzer Tänze“ von Alexander Borodin aus dem Sack, und, damit nicht genug, noch vier Tänze aus der Oper „Fürst Igor“. Tanzmäßig geht es auch weiter mit Maurice Ravels „Bolero“, bevor es zum Höhepunkt des Abends in der Nürnberger Meistersingerhalle kommt: Carl Orffs „Carmina Burana“ erklingen in einer Aufführung unter Heiko Mathias Försters Leitung. Er leitet das Prague Royal Philharmonic, der Münchner Motettenchor bestreitet den vokalen Part.
Die Meisterkonzerte Würzburg kündigen für den 6. April eine „Reise nach Guéthary“ an. Gemeint ist damit die Heimatstadt des Pianisten Aurèle Marthan, der aus dem Baskenland kommt und mit Studierenden der Würzburger Musikhochschule Werke interpretieren wird, deren Urheber ebenfalls aus dieser Gegend stammen, so z.B. Maurice Ravel, dessen Klavierkonzert G-Dur an diesem Abend erklingt. Am 4. Mai lautet die Konzertüberschrift „Children“. Dann wird das Duo Hiyoli Togawa (Viola) und Kiveli Dörken (Klavier) die Werke spielen, die das Resultat weltweiter Kompositionsaufträge mit dem Thema „Kindheit“ sind. Dem werden Stücke Robert Schumanns gegenübergestellt. Ort beider Veranstaltungen ist der große Saal der Hochschule für Musik in Würzburg.
Bei den Schüttbau Meisterkonzerten tritt das Duo Lionel Martin (Violoncello) und Demian Martin (Klavier) am 4. Mai auf. Schumann, Beethoven, Debussy und Rachmaninow sind an diesem Spätnachmittag angesagt, aber auch Improvisationen der beiden Brüder über Motive, die vom Publikum spontan vorgegeben werden. Nicht umsonst lautet der Untertitel des Konzertes „zwei Brüder im Einklang“. Das letzte Konzert der Reihe im Schüttbau findet am 25. Mai statt (wie immer um 17 Uhr) und hört auf das Motto „Die Easy Rider der Wiener Klassik“. Das Ensemble 4.1 Piano Windtet besteht aus vier Bläsern plus Klavier, ist also ein Bläserquintett. Das berühmte Werk Beethovens für diese Besetzung steht auf dem Programm, außerdem Werke von Avner Dorman, Nathan Henry Rice und George Gershwin.
Die Kulturfreunde Bayreuth bieten im April zwei Konzerte an. Zunächst am 6. April, wenn das Trio mit dem furchteinflößenden Namen „Machiavelli“ im Zentrum auftritt. Aber keine Angst, das Klaviertrio mit Solenne Paidassi (Violine), Tristan Cornut (Violoncello) und Claire Huangci am Klavier wartet mit eher gefälligen Werken auf, z.B. mit Antonín Dvořák „Dumky“-Trio, Franz Schuberts „Notturno“ und Mendelssohns zweitem Klaviertrio. Etwas moderner geht es am 30. April mit dem Stuttgarter Kammerorchester zu, das von Manuel Hofer geleitet wird. Da muss man sich u.a. an die Tonsprachen von Pêteris Vasks, Arvo Pärt und Kurt Magnus Atterberg gewöhnen, also an eher nordische Idiome.
Der Musikverein Bamberg kündigt für sein siebtes und letztes Saisonkonzert das Trio Risonante an. Am 22. Mai werden die drei Musikschaffenden in der Besetzung Klarinette, Violoncello und Klavier, die vom Deutschen Musikwettbewerb gefördert werden, Werke von Robert Schumann, Claude Debussy und Ludwig van Beethoven interpretieren, von Letzterem das berühmte „Gassenhauer-Trio“. Besonderes Interesse dürfte das Trio a-moll des in letzter Zeit hinsichtlich seiner musikgeschichtlichen Bedeutung wiederentdeckten und hoch geschätzten Alexander Zemlinsky erwecken.
Beim Verein Coburg e.V. geht es am 28. April mit „Classical Trumpet meets Jazz - Lucienne Renaudin Vary & Tim Allhoff“ um Jazz, also um ein Genre, das auch von den meisten Klassik-Liebhabenden geschätzt wird. „Richtige“ Klassik ist erst im Juni zum Saisonschluss angesagt.
Die Neumarkter Konzertfreunde wagen sich am 6. April an das wunderschöne, aber schwer zu besetzende und daher selten aufgeführte Streichsextett mit dem Beinamen „Verklärte Nacht“ von Arnold Schönberg. Ungewöhnlich ist die Besetzung in der Tat: zwei Violinen, zwei Bratschen und zwei Violoncelli. So ein Ensemble muss man erst einmal finden! Die Neumarkter haben's gefunden und können für das Konzert im Neumarkter Reitstadel sehr renommierte Namen aufbieten. Außerdem auf dem Programm des Abends: das Streichquintett Nr. 1 F-Dur von Johannes Brahms und als Repertoire-Besonderheit das Streichquartett Nr. 1 d-moll von Hermann Grädener.
Einen Klavierabend mit der vielfach preisgekrönten Pianistin Martina Consonni lässt sich am 17. Mai in Neumarkt erleben. Die 1997 geborene Italienerin wurde von András Schiff in dessen Programm „Building Bridges“ aufgenommen, was einen Ritterinnenschlag bedeutet. Sie gastiert unter dem Motto „Papillons“, und in der Tat werden auch Robert Schumanns gleichnamige Stücke op. 2 gespielt. Ansonsten gibt es Erlesenes von Domenico Scarlatti, Joseph Haydn, Franz Schubert und Felix Mendelssohn-Bartholdy.
Das Theater Regensburg wartet am 25. Mai mit seinem 6. Kammerkonzert im Neuhaussaal auf. Bretislav Hera dirigiert das Ensemble Klangformation Regensburg. Auf dem Programm stehen Gustav Mahlers Sinfonische Dichtung „Totenfeier“ und aus der gleichen Gattung Alexander von Zemlinskys „Die Seejungfrau“.
Das Theater der Stadt Schweinfurt meldet „ausverkauft“ für das Konzert „Stimmflut“ am 3. April mit „Viva Voce & Friends“. Karten gibt es hingegen noch für den Auftritt der Regensburger Domspatzen am 12. April im Theater im Gemeindehaus. Ebenso ist das Konzert des Gürzenich Kammerorchesters Köln unter Torsten Janickes Leitung noch aufnahmefähig. Es kündigt „Mozart trifft Mendelssohn“ an.
In der Tauberphilharmonie ist der Auftritt von The International Trio am 22. April ziemlich klassisch, weshalb wir es hier gerne erwähnen, obwohl die Musiker allesamt Jazzer sind. Übrigens beansprucht das Quartett, das einzige vierköpfige Trio der Welt zu sein...
Die Konzerte auf Schloss Weißenbrunn sind mit den „Unbekannten Bachs“ am 29. März zu Ende gegangen. Im Herbst geht's ganz gewiss weiter, denn Erfolg motiviert.